Arbeitswege auf Klimakurs bringen

Arbeitswege verursachen einen großen Teil des Verkehrs in Österreich. Da Arbeitswege meist auf Routinen basieren und großteils mit dem Pkw zurückgelegt werden, sind sie ein wichtiger Hebel, um die Klimabilanz der Personenmobilität zu verbessern. Klimaverträgliche Arbeitswege erzeugen Mehrwert für Beschäftigte, Unternehmen und umliegende Gemeinden.
Arbeits- und Dienstwege werden in Österreich großteils mit dem Pkw erledigt und sind relativ weit. An Werktagen verursachen sie mehr als die Hälfte des Pkw-Verkehrs von Österreichs Bevölkerung.

Rund 98 Millionen Personenkilometer werden in Österreich jeden Werktag zurückgelegt, um in die Arbeit und wieder nach Hause zu kommen, 70 Millionen Personenkilometer davon mit dem Pkw fahrend oder mitfahrend. 57 Prozent der Arbeitswege sind kürzer als 10 Kilometer. 39 Prozent der von Österreichs Bevölkerung an Werktagen gefahrenen Pkw-Kilometer entfallen auf den Arbeitsweg, weitere 14 Prozent verursachen Dienstfahrten. Der Verkehr ist der größte Problembereich beim Klimaschutz. Statt zu sinken sind die CO2-Emissionen des Verkehrs in Vorjahr zum 5. Mal in Folge gestiegen.

Insgesamt ist der Anteil der Autofahrten am Arbeitsweg besonders hoch. Während insgesamt 47 Prozent der Alltagswege in Österreich hinter dem Autolenkrad sitzend zurückgelegt werden, sind es am Arbeitsweg 60 Prozent. Auch die Zahl der Fahrgemeinschaften ist sehr gering. Nur fünf Prozent der Beschäftigten fahren am Arbeitsweg im Auto mit. Nur der Anteil des Öffentlichen Verkehrs ist mit 20 Prozent auf den Arbeitswegen etwas höher als im Schnitt. Und obwohl 37 Prozent der Wege zur Arbeit kürzer als fünf Kilometer und damit in Radfahrdistanz sind, werden nur sieben Prozent tatsächlich mit dem Fahrrad gefahren.

Förderungen für das Pendeln ökologisieren

Die direkte Förderung der Mobilität zur Arbeit lässt sich der Staat Österreich mehr als 1,6 Milliarden Euro pro Jahr kosten. Zusätzlich zum Verkehrsabsetzbetrag gibt es noch Pendelpauschale, Pendeleuro und sechs Bundesländer fördern zusätzlich mit Pendelbeihilfen. Es fehlen ökologische Kriterien bei der Förderung des Pendelns. Im Gegenteil, wer keine öffentlichen Verkehrsmittel zur Verfügung hat, erhält bereits bei einem Arbeitsweg ab zwei Kilometern Pendelpauschale. Damit wird das Pendeln mit dem Auto stärker gefördert als mit dem Öffentlichen Verkehr. Darüber hinaus profitieren Besserverdienende viel stärker vom Pendelpauschale als Wenigverdienende. Jene 25 Prozent der Haushalte mit dem höchsten Einkommen erhalten ein rund zwölfmal so großes Stück vom Pendelpauschale wie die 25 Prozent der Haushalte mit dem niedrigsten Einkommen.

Jobticket und Jobräder statt Firmenwagen

Allein an Werktagen verursachen Autofahrten am Arbeitsweg rund 2,8 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr. Dazu kommen noch die Fahrten zur Arbeit am Wochenende sowie von den rund 200.000 Pendlerinnen und Pendlern aus dem Ausland. In Summe verursachen die Autofahrten am Arbeitsweg mehr als drei Millionen Tonnen CO2.

Um die Klimaziele erreichen zu können, braucht es bei der Förderung der Fahrten zur Arbeit starke Anreize für ein klimaverträgliches Mobilitätsverhalten. Dazu zählt auch eine grundlegende Reform der Firmenwagen-Besteuerung. Derzeit wird die private Nutzung von Firmenwagen steuerlich begünstigt. Bieten Unternehmen Firmenwagen als Lohnbestandteil an, sparen sie Steuern, da die Anschaffungskosten als Betriebsausgabe abgesetzt werden können und gleichzeitig niedrigere Lohnnebenkosten anfallen. Autofahren steuerlich zu begünstigen, ist in der Klimakrise nicht mehr zeitgemäß. Stattdessen sollen bürokratische Hürden beim Öffi-Jobticket beseitigt und Jobräder forciert werden.

Förderungen für Arbeitswegmobilität ökologisieren

• Das derzeitige Pendelpauschale in seiner derzeitigen Form erschwert das Erreichen der Klimaziele und bevorzugt Besserverdienende. Es braucht eine grundlegende Reform nach ökologischen und sozialen Kriterien.

• Auch die Besteuerung von Firmenwagen ist umfassend zu ökologisieren. Nötig sind stärkere Anreize, für eine geringere Nutzung von Firmenwagen sowie einen höheren Sachbezug für Pkw mit Verbrennungsmotor.

Anreize für betriebliches Mobilitätsmanagement setzen

• Nahverkehrsabgabe einführen, die vom erzeugten Verkehrsaufwand und der Anzahl der zur Verfügung gestellten Pkw-Parkplätze abhängt.

• Ähnlich wie der Energieausweis soll für Betriebe ab 50 Beschäftigten Mobilitätsmanagement verpflichtend vorgeschrieben werden.

• Mobilitätsverträge statt Pkw-Stellplatzverpflichtung.

Klimaverträgliches Mobilitätsangebot ausbauen und verbessern

• Da die Arbeitszeiten zunehmend flexibler werden, braucht es auch außerhalb der klassischen Pendelzeiten ein gutes öffentliches Verkehrsangebot.

• Bahnhöfe und Haltestellen optimal mit Fahrrad und zu Fuß erreichbar machen, Anzahl von (wettergeschützten und sicheren) Fahrradabstellplätzen erhöhen.

• Infrastruktur für den Radverkehr sowohl in den Städten als auch Regionen stark verbessern.

Die VCÖ-Publikation „Arbeitswege auf Klimakurs bringen“ zeigt anhand von zahlreichen Grafiken und Daten, dass Arbeitswege ein wichtiger Hebel sind, um insgesamt die Klimaverträglichkeit des Verkehrs zu verbessern. Zahlreiche Beispiele zeigen, dass effizient und klimaverträglich zurückgelegte Arbeitswege für Beschäftigte, Unternehmen und Kommunen einen messbaren Mehrwert bringen.

Zum PDF-Download dieser VCÖ-Publikation im Downloadbereich

 

Das vierseitige VCÖ-Factsheet "Arbeitswege in Österreich auf Klimakurs bringen" fasst die wichtigsten Inhalte dieser VCÖ-Publikation auf vier Seiten zusammen und bringt Empfehlungen, wie die Förderung für die Arbeitswegmobilität ökologisiert werden können und wie Anreize für betriebliches Mobilitätsmanagement gesetzt werden können >>> zum VCÖ-Factsheet