Klimaverträgliche Mobilität senkt die Mobilitätskosten

Nach dem Wohnen fließen die meisten Haushaltsausgaben in die Mobilität. Knapp 90 Prozent dieser Ausgaben verursacht das Privat-Auto. Trotzdem werden Ausgaben für das Autofahren zumeist unterschätzt, Ausgaben für den Öffentlichen Verkehr überschätzt.

Die privaten Ausgaben für Mobilität summieren sich in Österreich auf rund 24 Milliarden Euro pro Jahr. Im Schnitt gibt ein Haushalt für private Mobilität inklusive Kfz-Versicherungen sowie dem Öffentlichen Verkehr monatlich 504 Euro oder 15,5 Prozent des Haushaltseinkommens aus. Das ist um rund 110 Euro mehr als für Ernährung ausgegeben wird. Nur für das Wohnen wird mit 793 Euro monatlich deutlich mehr ausgegeben. 89 Prozent der Ausgaben für Verkehr fließen in Autos und Motorräder, lediglich sieben Prozent in den Öffentlichen Verkehr und vier Prozent werden für Fahrräder ausgegeben. Ausgaben für das Fahrrad fallen somit mit monatlich rund 20 Euro pro Haushalt kaum ins Gewicht, ebenso wenig die durchschnittlich 35 Euro für öffentliche Verkehrsmittel. Für Autos und Motorräder werden monatlich hingegen rund 450 Euro ausgegeben.35

Mobilitätsausgaben vor allem für das Auto

Über 40 Jahre gerechnet, kostet die Nutzung eines Privat-Pkw annähernd soviel wie eine Eigentumswohnung. Die Spritkosten machen dabei rund ein Fünftel der Gesamtkosten aus.

Obwohl vor allem Spritkosten im Zentrum der öffentlichen Diskussion stehen, machen diese nur ein Fünftel der Kfz-Kosten aus. Mit jeweils einem Drittel sind Anschaffungs- und Instandhaltungskosten zwar deutlich relevanter, werden aber auch bei privaten Mobilitätsentscheidungen oft ausgeblendet. Dieses Ausblenden führt dazu, dass die tatsächlichen Kosten der Auto-Nutzung unterschätzt werden. Dazu kommt die Tatsache, dass ein signifikanter Anteil der Gesamtkosten der Auto-Nutzung nicht von den Besitzerinnen und Besitzern bezahlt wird, sondern von der Allgemeinheit. Eine Studie aus Deutschland schätzt diesen Anteil an externen Kosten auf 29 bis 41 Prozent.36 Der Besitz eines oder mehrerer Autos ist somit der entscheidende Faktor für die Mobilitätsausgaben der Haushalte. Während ein autofreier Haushalt in Österreich auf 40 Jahre gerechnet rund 63.000 Euro für Mobilität ausgibt, sind es bei einem Haushalt mit einem Pkw mit 214.000 Euro fast vier Mal soviel und bei einem Haushalt mit zwei Pkw mit 380.000 Euro sogar mehr als sechsmal soviel. Der Großteil dieser Ausgaben betrifft die Anschaffung und Instandhaltung der Pkw. Der Ausgabenanteil für den Öffentlichen Verkehr beträgt bei Haushalten mit einem Pkw rund sechs Prozent, bei Haushalten mit zwei oder mehr Pkw sind es nur drei Prozent.85 Die Ausgaben für den Öffentlichen Verkehr eines durchschnittlichen Haushalts in Österreich summieren sich über 40 Jahre auf 17.000 Euro.

Auto-Besitz entscheidender als Wohnregion

In der öffentlichen Diskussion wird in Bezug auf die Kosten der Mobilität oftmals die Unterscheidung zwischen städtischen und ländlichen Regionen ins Zentrum gerückt. Obwohl diese Unterscheidung relevant ist und große Unterschiede im öffentlichen Verkehrsangebot bestehen, ist auch im Vergleich innerhalb unterschiedlicher Wohnregionen der Pkw-Besitz das entscheidende Kriterium für die Höhe der monatlichen Haushaltsausgaben für Mobilität. Während autofreie Haushalte in vorwiegend ländlichen Regionen in Österreich pro Monat 119 Euro für Mobilität ausgeben, geben Haushalte mit einem Pkw 514 Euro und Haushalte mit zwei oder mehr Pkw 858 Euro aus. In vorwiegend städtischen Regionen sieht das Bild mit 137 Euro bei autofreien Haushalten, 519 Euro bei Haushalten mit einem Pkw und 908 Euro bei Haushalten mit zwei oder mehr Pkw sehr ähnlich aus.85

Öffentlicher Verkehr günstiger als angenommen

Von Förderungen für den Autoverkehr profitieren reiche Haushalte am stärksten. Fast die Hälfte der Haushalte im niedrigsten Einkommensviertel besitzen kein Auto.

Viele Menschen unterschätzen die Kosten des Autofahrens und überschätzen zugleich die Kosten des Öffentlichen Verkehrs. Die ausgeblendeten Fixkosten des Autobesitzes und der verhältnismäßig geringe Anteil der kilometerabhängigen Kosten, lassen Bus und Bahn vergleichsweise teurer erscheinen.36 Tatsächlich jedoch machen die Kosten des Öffentlichen Verkehrs nur einen Bruchteil der Kosten für ein Auto aus. Ein österreichweites Klimaticket kann um 1.095 Euro im Jahr erworben werden. Für Jugendliche unter 26 sowie für Seniorinnen und Senioren ab 65 kostet es nur 821 Euro, ebenso für Menschen mit Behinderung. Wird nur das eigene Bundesland benötigt, sinken die Kosten auf 365 bis 695 Euro regulär und 235 bis 604 Euro ermäßigt. Für die Ostregion – Wien, Niederösterreich und das Burgenland – gibt es bundeslandübergreifende Tickets.54

Ergänzt werden kann die Nutzung des Öffentlichen Verkehrs etwa mit Carsharing. Carsharing gibt es in allen Landeshauptstädten, das Angebot wächst mittlerweile darüber hinaus. Die ÖBB bieten Carsharing in Kombination mit Bahnreisen in 35 Städten an.63 Das Netzwerk Carsharing-Österreich bietet E-Pkw an 90 Standorten in Nieder- und Oberösterreich, Salzburg, Kärnten und der Steiermark. Mitglieder eines dem regionalen Carsharing-Angebots haben Zugriff auf die Autos aller Anbieter im Netzwerk.17

Bewegungsaktiv günstig und gesund mobil

Die Weltgesundheitsorganisation WHO zählt Bewegungsmangel zu den größten Risikofaktoren für die Gesundheit.131 Sie empfiehlt 150 Minuten pro Woche moderate bis intensive Bewegung, also etwas mehr als 20 Minuten pro Tag.7 Das lässt sich durch regelmäßiges Radfahren und Gehen gut erreichen. Menschen, die mit dem Fahrrad in die Arbeit fahren, sind im Schnitt um zwei Tage weniger pro Jahr in Krankenstand als solche, die mit dem Auto fahren.43 Im Gegensatz zur Auto-Nutzung, die externe gesellschaftliche Kosten erzeugt, schafft Radfahren durch positive Gesundheitseffekte einen externen Nutzen, also einen Mehrwert für die Allgemeinheit. Je 100 mit dem Fahrrad zurückgelegter Kilometer beläuft sich dieser Nutzen auf rund 18 Euro, während sich Autofahren mit gesellschaftlichen Kosten von rund 16 Euro negativ zu Buche schlägt.24, 35

Klimaverträgliche Mobilität ist gesund und kostengünstig

  • Für Mobilität geben Österreichs Haushalte viele Milliarden Euro aus. Rund 90 Prozent davon verschlingt die Nutzung von Privatautos.

  • Kosten für das Auto werden meist unterschätzt, Ausgaben für den Öffentlichen Verkehr überschätzt.