Aktive Mobilität als Säule der Mobilitätswende

Während Pkw gesellschaftliche Kosten verursachen, bringen Gehen und Radfahren gesellschaftlichen Nutzen.

Das Potenzial für aktive Mobilität ist groß. In Österreich sind 19 Prozent der Pkw-Fahrten kürzer als zweieinhalb Kilometer, 40 Prozent kürzer als fünf Kilometer – Distanzen, die problemlos aktiv, also mit eigener Körperkraft, zurückgelegt werden können.

Aktive Mobilität ist folglich eine wichtige und trotzdem oft unterschätzte Säule für die Mobilitätswende. In der autodominierten Verkehrsplanung wurden das Gehen und der Radverkehr jahrzehntelang im wahrsten Sinne des Wortes an den Rand gedrängt. Auch wenn heute vielerorts ein Bewusstseinswandel einsetzt, im Verkehrssystem wirken viele Fehler der Vergangenheit auch heute noch nach. Dabei können Gehen und Radfahren viele Autofahrten ersetzen. Aktive Mobilität ist platzsparend, emissionsfrei und hat sehr große positive Gesundheitseffekte sowohl für jene, die aktiv mobil sind als auch für die Gesellschaft insgesamt. 

Aktive Mobilität hat zentrale Bedeutung

Das Bewusstsein für die Bedeutung der aktiven Mobilität für die Mobilitätswende steigt in der Politik, wie etwa der Masterplan Gehen oder der Masterplan Radfahren zeigen. Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, den Radverkehrsanteil bis zum Jahr 2025 auf 13 Prozent zu verdoppeln. Das wird nur mit verstärkten Investitionen gelingen. Obwohl das Gehen Teil fast jedes zurückgelegten Weges ist, wird in Städten und Gemeinden noch immer passive Mobilität im Auto bevorzugt, mit negativen Folgen für Lebensqualität, Umwelt, lokale Wirtschaft und Staatshaushalt.

Radverkehr ist ein wichtiger Wirtschaftsmotor

In der Fahrradproduktion entstehen Schätzungen zufolge pro Million Euro Umsatz drei- bis viermal so viel Beschäftigung wie in der Autoindustrie. Insgesamt werden dem Radverkehr in Österreich direkte und indirekte Arbeitsplätze im Ausmaß von 18.000 Vollzeit-Äquivalenten zugeordnet, die in unterschiedlichen Sektoren entstehen, wie dem Bau und Erhalt von Radverkehrsinfrastruktur, über Handel und Produktion, bis hin zum Radtourismus. Gute Infrastruktur für aktive Mobilität ist auch für die Lebensqualität vor Ort von Bedeutung. Abwechslungsreich und multifunktional gestaltete öffentliche Räume werden zu Orten mit hoher Aufenthaltsqualität, Erdgeschoßzonen werden vermehrt für Nahversorgung genutzt und der lokale Einzelhandel wird gestärkt. Öffentliche Räume, bei deren Gestaltung aktive Mobilität Priorität hat, sind in der Regel besser strukturiert, multifunktionaler, bieten mehr Platz für Begrünung und werden als attraktiver wahrgenommen als auf den Kfz-Verkehr ausgelegte Straßenräume.

Aktive Mobilität braucht Vorrang in der Verkehrsplanung

Im Jahr 2018 sind in Österreich die CO2-Emissionen des Verkehrs zum vierten Mal in Folge gestiegen. Die Klimaziele verlangen, dass bis zum Jahr 2030 die Treibhausgas-Emissionen um ein Drittel reduziert werden. Aktive Mobilität bietet ein großes Potenzial das zu erreichen.

Gute Bedingungen für das Gehen beugen gesundheitlichen Beschwerden sowie Mobilitätsarmut vor und tragen erheblich zur Lebensqualität und Erhaltung eigenständiger Mobilität bei. Voraussetzung dafür, dass möglichst alle Personengruppen im Alltag aktiv mobil sein können, ist eine barrierefreie und sichere Verkehrsinfrastruktur.

  • Gehen und Radfahren als niederschwellige Mobilitätsformen universell zugänglich machen

  • Kompetenzvermittlung und Praxiserfahrung bereits im Kindesalter vermitteln. Teilnahme am Verkehrsgeschehen bis ins hohe Alter ermöglichen

  • Investitionsentscheidungen dürfen Klimazielen nicht zuwiderlaufen. Der Anteil des Fuß- und Radverkehrs muss beim Ausbau und der Gestaltung von Straßen verstärkt repräsentiert werden

  • Abkehr von der Priorisierung des Kfz-Verkehrs ist notwendig, um aktive Mobilität im Alltag zu fördern

  • Mit attraktiver Infrastruktur für aktive Mobilität sowie Mobilitätsberatung sind Autofahrten zu reduzieren, die Kombination von Fahrrad und Öffentlichem Verkehr sind zu vereinfachen

  • Anpassung der gesetzlichen Rahmenbedingungen und bestehender Infrastrukturen an die Bedürfnisse aktiver Mobilität

Die VCÖ-Publikation „Aktive Mobilität als Säule der Mobilitätswende“ zeigt mit vielen Daten und Fakten sowie internationalen Beispielen das große Potenzial von aktiver Mobilität auf. Um mehr aktive Mobilität zu erreichen, braucht es verbesserte rechtliche Rahmenbedingungen, ein Umdenken in der Planung sowie eine gute Infrastruktur. Die Publikation macht sichtbar, wie eine Vielzahl von Akteurinnen und Akteuren, von Gemeinden und Städten über Schulen und Universitäten bis hin zu Betrieben, Handelsunternehmen und Freizeiteinrichtungen einen Beitrag leisten können, damit mehr Alltagswege zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt werden.

 

Das VCÖ-Factsheet "Klimaziele nur mit mehr aktiver Mobilität erreichbar" fasst die wichtigsten Inhalte dieser VCÖ-Publikation auf vier Seiten zusammen und fokussiert auf die notwendigen Schritte, die es braucht damit mehr Alltagswege aktiv mobil zurückgelegt werden >>> zum VCÖ-Factsheet

 

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