Klimaverträgliches Reisen und Covid-19-Pandemie

Massenverkehr und Massentourismus haben maßgeblich dazu beigetragen, dass sich Anfang des Jahres 2020 die Verbreitung des neuartigen Sars-CoV-2-Virus zu einer Pandemie entwickelt hat. Um die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen, wurden umfangreiche Verkehrs- und Ausgangsbeschränkungen erlassen. Dies hat zu einem zumindest vorübergehenden Stopp der Massenmobilität und des Tourismus geführt. Der Flugverkehr wurde extrem reduziert und phasenweise ganz eingestellt. Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln im Nah- wie Fernverkehr sind in vielen Staaten, so auch in Österreich mit strengen Auflagen verbunden. Das Reisen ins Ausland wurde stark eingeschränkt. Geschäftliche Termine finden verstärkt in Form von Videokonferenzen statt. Für das Jahr 2020 ist eine erhöhte Nachfrage nach Urlaubsreisen im eigenen Land zu erwarten. Hygiene-Maßnahmen wie das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes oder ausreichender Abstand zu anderen Fahrgästen mindern die Attraktivität einer Reise mit der Bahn. Mehr Zuspruch könnten Radreisen erfahren, weil das Fahrrad die Vorteile sowohl eines individuellen als auch klimaverträglichen Verkehrsmittels vereint.

Die Klima-Krise ist eine wesentliche Rahmenbedingung sowohl hinsichtlich der Ursachen als auch der Wirkungen der Covid-19-Pandemie (Flächenwidmung und Landnutzung, Ernährung durch Fleischkonsum, höhere Temperatur, globalisierte Waren- und Personenströme). Es braucht den Klimaschutz als präventiven Gesundheitsschutz. Dazu zählen dringend auch Maßnahmen, um das Vertrauen in den Öffentlichen Verkehr sowohl für das Reisen als auch im Alltag wieder herzustellen. Langfristig ist intensiv in ein besseres Bahnnetz für Fern- und Nahverkehr zur Erhöhung der Fahrgastkapazitäten zu investieren. In der Vergangenheit ist der Flugverkehr auch nach Krisen stark gewachsen. Die Ziele des Pariser Klimaabkommens sind nicht erreichbar, wenn der Flugverkehr mit seinen hohen Treibhausgas-Emissionen wieder auf den Wachstumspfad vor der Covid-19-Pandemie ansteigt. Staatliche Unterstützungen, die aufgrund des massiven Einbruchs des gesamten Flugverkehrs durch Covid-19 diskutiert werden, sind auch in Verbindung mit und nicht im Widerspruch zu anderen staatlichen Beschlüssen und Vereinbarungen (z.B. Klimaschutz- Gesetz) zu vergeben. Erste Schritte zur Kostenwahrheit zwischen Bahn- und Flugreisen sind jetzt zu setzen. Aus Klimaschutz- Perspektive sind Finanzhilfen an den Flugverkehr aus Steuergeldern in jedem Fall an ökologische und soziale Kriterien zu koppeln. Dazu gehören beispielsweise die Einführung einer Mehrwertsteuer für internationale Flugtickets und Besteuerung von Kerosin, wo gute Bahnverbindungen bestehen Kurzstreckenflüge massiv reduzieren, Rückbau statt Ausbau von Flughäfen oder ältere Flugzeuge mit höherem Kerosinverbrauch nicht mehr aktivieren.

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