VCÖ-Magazin 2016-03 - Jetzt ist die Elektro-Mobilität am Zug

Das Ziel einer erdölfreien Mobilitätszukunft macht den Elektro-Antrieb zum Hoffnungsträger für die breite Umstellung des Verkehrssystems. Um diese Hoffnung zu erfüllen, braucht es noch den Ausbau vieler ergänzender Maßnahmen und klimafreundliche Mobilitätsangebote.

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Bei Elektro-Mobilität denkt wohl jede und jeder an anderes: Der Manager an die mit Strom betriebene US-amerikanische Rennreiselimousine, die das Premiumsegment am Automarkt aufmischt, die Angestellte an den Zug, mit dem sie täglich zur Arbeit fährt, der Rennrad-Freizeitsportler an das flotte Elektro-Fahrrad, mit dem ihn gestern die rüstige Pensionistin am Berg „stehen“ ließ.
Österreichs Verkehrsminister Jörg Leichtfried brachte es aktuell im Verkehrsausschuss des Parlaments auf den Punkt: Der Klimavertrag von Paris weise die Richtung zur Dekarbonisierung des Verkehrssystems, also weg von der Verbrennung von Erdöl. Für umweltfreundlichen Verkehr habe der – elektrische – Schienenverkehr zentrale Bedeutung. Und auf individuellen Wegen stelle die Elektro-Mobilität wahrscheinlich die zukunftsträchtigste Lösung dar.
Der Elektro-Motor könnte jetzt schon zu 100 Prozent mit erneuerbarer Energie betrieben werden. Doch weltweit wird Strom noch zu 76 Prozent aus fossilen Energieträgern generiert, im europäischen Durchschnitt zu knapp 50 Prozent. In Österreich ist dieses Verhältnis deutlich besser, hier stammen rund drei Viertel der Elektrizität aus Wasser-, Wind- und Solarkraft. Es wird aber einen behutsamen Ausbau der erneuerbaren Energie brauchen, um den Verkehrsbereich zu decken.
Soll die Dekarbonisierung des ganzen Verkehrssystems gelingen, braucht es allerdings nicht nur nachhaltige Energie. Nicht nur der VCÖ, sondern auch Magda Kopczynska von der Generaldirektion für Mobilität und Transport der Europäischen Kommission stellt klar, dass das bloße Ersetzen von Autos mit Verbrennungsmotoren durch Elektro-Autos die Aufgabe der Dekarbonisierung nicht erfüllt, sondern es eine Änderung des gesamten Mobilitätssystems braucht. Dies ist nur möglich, wenn sich Angebot und Verhalten ändern. Elektro-Mobilität kann hier eine Schlüsselfunktion spielen, vor allem im Zusammenspiel mit der Informationstechnologie, die die immer vielfältiger werdenden Angebote, vor allem via Smartphone, immer leichter zugänglich macht.
Neue Nutzungsmodelle wie Elektro-Carsharing in vielen Gemeinden, kostenlose Elektro-Lastenrad-Verleihe, City-Bike-Systeme erleichtern intermodale Verknüpfungen. Die Umstellung der Fuhrparks von Kommunen und Unternehmen auf Elektro-Antriebe ist in vollem Gang. Die Deutsche Post baut selbst maßgeschneiderte Elektro-Transporter.
Viele der Entscheidungen, die heute getroffen werden, bestimmen, wie wir im Jahr 2050 leben und mobil sein werden.