VCÖ-Magazin 2015-04 - Klima findet Stadt

Klimagipfel in Paris. Mehr als die Hälfte der Menschen lebt weltweit bereits in Städten – Tendenz steigend. Die Stadtregionen sind längst Schlüsselplayer beim Klimaschutz. Und der Verkehr spielt dabei eine zentrale Rolle.

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„Seit über 50 Jahren steigen die globalen Oberflächentemperaturen stetig an, überlagert lediglich von kurzfristigen Schwankungen. Die globale Erwärmung lässt sich nur stoppen, wenn wir möglichst rasch aus der Nutzung fossiler Energien aussteigen“, erklärt der deutsche Klimaforscher Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimaforschung und zieht den Schluss: „Es ist gut, dass der Klima-wandel menschengemacht ist, denn so haben wir es in der Hand, etwas dagegen zu tun.“

In den früh industrialisierten Staaten stammen 30 Prozent, weltweit 23 Prozent aller CO2-Emissionen aus dem Verkehr, der in hohem Maße von klimaschädlichen fossilen Treibstoffen abhängt.

Den großen Städten kommt beim Kampf gegen den Klimawandel eine zentrale Rolle zu. Einerseits verursachen die Städte rund 70 Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen. Andererseits erleichtern die dichten Strukturen von Großstädten eine Reduktion des CO2-Fußabdrucks pro Person – er ist in den meisten europäischen Städten deutlich geringer als der gesamtstaatliche Durchschnitt. In Österreich etwa lag der Pro-Kopf-Ausstoß im Jahr 2013 bei rund 9,4 Tonnen CO2, in Wien bei nur 4,8 Tonnen. Und doch verhandeln beim Klima-gipfel in Paris nur die Vertreterinnen und Vertreter der Regierungen der Staaten und keine Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der großen Metropolen.

Beispiel macht Schule

Die Städte sind bereits große Player beim Klimaschutz. Sie tauschen sich in Netzwerken aus und bewährte Maßnahmen werden rasch auch in anderen Städten umgesetzt. Auch deshalb, weil Maßnahmen für den Klimaschutz gerade in Städten viele weitere Vorteile bringen, wie langfristige Ressourceneinsparung, bessere Gesundheit, mehr Lebensqualität und gute Luft.

Die beim VCÖ-Mobilitätspreis 2015 ausgezeichneten Projekte sind Good-Practice-Beispiele dafür. Sie umfassen innovative elektrisch betriebene Lösungen für den städtischen Zulieferverkehr sowie für die Einkaufsfahrt optimierte Radanhänger. Wie die Radfahrkurse für Migrantinnen und Bahn-Bus-Fahrkurse für Schulen erweitern sie die Möglichkeiten der individuellen Mobilitätswahl. Und sie setzen zukunftsweisende Mobilitätssanierung um – wie die Gesamtsiegerin, die Gemeinde Wolfurt, mit einem neue Mobilitätskonzept „im Zeichen der Koexistenz“. Unter reger Beteiligung der Bevölkerung geben sie aktiver Mobilität Raum und stellen Sicherheit und Lebensqualität in den Mittelpunkt.

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