VCÖ-Magazin 2015-01 - Wie Gesellschaftstrends unsere Mobilität verändern

Wandel und Umbrüche in allen Lebensbereichen beeinflussen auch, wie und wofür wir mobil sind. Neue Technologien eröffnen Optionen für die Mobilität der Zukunft. Sie gilt es, für die Gestaltung zu nutzen.

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Menschen bewegen sich aufeinander zu. Kollaborative Mobilität statt eigenes Auto. Carsharing, nicht nur kommerziell organisiert, sondern vermehrt privat – unter Nachbarn, über Internetforen, als Verein. Digitalisierung ermöglicht Sharing zwischen Menschen, die sich früher nie kennengelernt hätten. Wien, New York, Paris, Kopenhagen – ein (Gratis-)Leihradsystem ist heute Definitionsmerkmal einer modernen Großstadt. Moderne U- und Straßenbahnen sind Lebensadern der mobilen Stadt von heute. Mobilitätsangebote werden einfach kombinierbar zu einem attraktiven Ganzen, Mehrwert entsteht durch Multimodalität, venetzte Mobilität ist durch Internet und Smartphone-Apps stets greifbar.

Urbanisierung, mit weltweit wachsenden Städten, erzwingt, die Nutzung der Straßen und Plätze neu zu verhandeln. Wie heute kaum jemand mehr in einem verrauchten Lokal essen will, wollen immer weniger Menschen an einer Verkehrsschneise wohnen oder marginalisierte Randfigur in einer zugeparkten Straße sein. Der öffentliche Raum fordert sein Recht als Lebensraum, aus Belastungszonen werden Begegnungszonen.

Wisch – und weg?

Übers Smartphone gewischt und schon tut sich die optimale, umweltfreundliche Mobilitätsmöglichkeit auf? Viele Projekte zeigen bereits, was möglich ist. Vieles ist im Wandel und Umbruch. Nicht nur zum Guten. Wirtschaftskrisen, Kriege und Terroranschläge schüren Ängste. Die Mobilität der Zukunft ist auch eng mit der Gestaltung der Wirtschaft verknüpft. Selbst so natürliche Entwicklungen wie Sharing – wie sind sie in großem Stil umgesetzt vereinbar mit einer auf Konkurrenz und Wirtschaftswachstum durch privaten Konsum eingeschworenen Gesellschaft? Entwicklungen laufen heute schnell ab und die Richtung ist nicht eindeutig. Demografischer Wandel bringt hierzulande mehr alte Menschen mit Rollator in den öffentlichen Raum, und auch immer mehr ältere Menschen sind mit dem Auto unterwegs. Die Autogeneration geht in Pension. Verhaltensweisen, die heute geprägt werden, wirken lange nach. Jugendliche, die heute Bus und Bahn durch attraktive Verkehrsverbund-Jahreskarten selbstverständlich nützen, sind eine Chance für die nachhaltige Mobilität von morgen. Doch Chancen müssen genützt werden. Dazu braucht es die Gestaltung durch die Politik. Und eine sich von der globalisierten Wirtschaft emanzipierende Demokratie. Es gilt, das Gesamtoptimum, das gleiche Recht auf Mobilität für alle im Blick zu behalten statt des Einzeloptimums für eine Verkehrsart.

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