VCÖ: Viele Rohöllieferanten Österreichs mit massiven Defiziten bei Pressefreiheit und Demokratie

VCÖ: Österreich importierte im Vorjahr Erdöl im Wert von 5,5 Milliarden Euro – über 80% flossen in den Verkehr

VCÖ (Wien, 9. Dezember 2021) – Österreichs Erdöl-Importe summierten sich im Vorjahr auf rund 5,5 Milliarden Euro. Der Großteil von Österreichs Rohöl-Importstaaten weist massive Defizite bei Pressefreiheit und Demokratie auf, macht der VCÖ anlässlich des morgigen Tages der Menschenrechte aufmerksam. Rund 80 Prozent des importierten Erdöls verbrennt der Verkehr. Der VCÖ fordert verstärkte Maßnahmen, um Mobilität und Gütertransporte auf energieeffizientere Verkehrsträger zu verlagern und auch, um den Verkehrsaufwand zu reduzieren. Zudem drängt der VCÖ auf die rasche Umsetzung der EU-Batterie-Richtlinie, um sicherzustellen, dass es bei der Produktion sowie bei der Förderung der verwendeten Rohstoffe zu keinen Menschenrechtsverletzungen kommt.

Österreichs Verkehrssektor verbraucht nach wie vor sehr viel Erdöl. Der Erdölverbrauch des Verkehrs verursachte im Vorjahr Rohölimporte im Ausmaß von rund 4,5 Milliarden Euro, weist der VCÖ auf Daten der Statistik Austria hin. Das waren 81 Prozent der gesamten Öl-Importe. Im Zeitraum 2010 bis 2020 flossen aus Österreich rund 79 Milliarden Euro für Roh-Ölimporte ins Ausland, allein für den Verkehrsbereich waren Importe im Ausmaß von über 63 Milliarden Euro nötig, berichtet der VCÖ.

„Der hohe Erdölverbrauch des Verkehrs ist sowohl aus Energie- als auch Umweltsicht ein großes Problem. Und zusätzlich fließt viel Geld in Staaten, die große Defizite bei Menschenrechten, Demokratie und Pressefreiheit aufweisen“, stellt VCÖ-Expertin Lina Mosshammer fest.

So schneiden der Großteil der Rohöllieferanten beim Pressefreiheit-Index von Reporter ohne Grenzen schlecht ab. Das meiste Rohöl – nämlich 36,6 Prozent – importierte Österreich aus Kasachstan, das im Pressefreiheit-Index nur den 155. von 180 bewerteten Staaten belegt. Österreichs zweitgrößter Rohöl-Lieferant, der Irak, belegt sogar nur den 163. Platz. Von den zehn wichtigsten Rohöl-Lieferanten Österreichs sind am schlechtesten platziert Saudi Arabien (170.), Aserbaidschan (167.) und Libyen (165.) und am besten die USA, die jedoch auch nur den 44. Rang belegt.

Ein ähnlich schlechtes Bild zeichnet der Demokratie-Index der Zeitschrift „The Economist“ über Österreichs Rohöl-Lieferanten. Von 167 bewerteten Ländern liegt Kasachstan nur an 128. Stelle, der Irak an 118. und Russland an 124. Stelle. Am schlechtesten schneidet Libyen als 157. ab, Saudi Arabien liegt im Demokratie-Index als 156. ebenso im Schlussfeld, wie Aserbaidschan als 146..

Neben der Reduktion des Erdölverbrauchs sind zudem rasch Maßnahmen nötig, um Menschenrechtsverletzungen im Zusammenhang mit der Förderung von Rohstoffen zu verhindern, die für die Batterieherstellung nötig sind. „Die EU hat mit der Batterie-Richtlinie ein wirksames Instrument. Die angekündigte Verzögerung der Umsetzung um bis zu vier Jahre ist fahrlässig. Bestehende Mängel in der Richtlinie sind rasch zu beseitigen, um Menschenrechtsverletzungen zu verhindern“, betont VCÖ-Expertin Mosshammer. Eine zentrale Rolle spielt dafür auch die Recyclingvorgaben und die Kreislaufwirtschaft.   

Verkehr vermeiden und verlagern ist auch aus Perspektive der Menschenrechte unverzichtbar, betont der VCÖ. So braucht es verstärkte Maßnahmen, um mehr Gütertransporte auf die Schiene zu verlagern sowie Autofahrten auf öffentliche Verkehrsmittel und bei kürzere Fahrten auf bewegungsaktive Mobilität, also gehen und Radfahren. Immerhin jede 10. Autofahrt ist in fußläufiger Distanz, vier von zehn Autofahrten sind kürzer als fünf Kilometer und damit in Radfahr-Distanz. Aber auch der Verkehrsaufwand ist zu reduzieren, etwa durch die Stärkung der Nahversorgung und der Ortskerne und dem Stopp der Zersiedelung.

 

VCÖ: Viele Rohöllieferanten Österreich mit großen Defiziten bei Demokratie und Pressefreiheit Österreichs Rohöllieferanten

(Anteil an den Rohöl-Importen Österreichs im Jahr 2020 (Top 10) - in Klammer Rang Index Pressefreiheit / Rang Demokratie-Index)

Kasachstan 36,6% (155. von 180 bei Pressefreiheit / 128. von 167 im Demokratie-Index)

Irak: 15,0% (163./ 118.)

Russland: 10,2% (150./124.)

Algerien: 9,2% (146. / 115.)

USA: 5,8% (44./ 25.)

Saudi Arabien: 5,5% (170. / 156.)

Aserbaidschan: 4,7% (167. /146.)

Nigeria: 4,7% (120. /110.)

Libyen: 4,3% (165. / 157.)

Brasilien: 1,7% (111. /  49.)

 

Quelle: Statistik Austria, Reporter ohne Grenzen, The Economist, VCÖ 2021

Pressefreiheit 2021 von Reporter ohne Grenzen: 180 Staaten bewertet (https://www.rog.at/press-freedom-index-2021/)

Demokratieindex 2021 von The Economist: 167 Staaten wurden bewertet (https://de.wikipedia.org/wiki/Demokratieindex)

Daten zu Rohöl-Importen: Statistik Austria

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