VCÖ: Verkehr in Österreich verbraucht bereits 5-fache Fläche Wiens
VCÖ (Wien, 1. Dezember 2016) – Die Verbauung durch Verkehrsflächen schreitet in Österreich ungebremst voran, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Bereits 2.060 Quadratkilometer verbraucht die Verkehrsinfrastruktur in Österreich. Im vergangenen Jahr wurden im Schnitt täglich 2,5 Hektar allein für Verkehrsflächen verbaut, das entspricht der Fläche von vier Fußballfeldern. Durch mehr Bahn- und Busverbindungen, die Stärkung der Ortszentren und ein Ende der Zersiedelung, kann der Flächenverbrauch des Verkehrs verringert werden.
In den vergangenen fünf Jahren wurden in Österreich 46 Quadratkilometer für Verkehrsflächen verbaut. „Das entspricht der gesamten Fläche des Attersees. Pro Tag werden für den Verkehr Flächen im Ausmaß von vier Fußballfeldern verbaut“, verdeutlicht VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen.
In Summe beansprucht der Verkehr in Österreich laut Umweltbundesamt bereits 2.060 Quadratkilometer, das entspricht der fünffachen Fläche von Wien. Fast ein Drittel der Verkehrsflächen befinden sich in Niederösterreich (630 Quadratkilometer). In der Steiermark bedecken Verkehrsflächen 358 Quadratkilometer und in Oberösterreich 357. Österreichs Straßennetz hat bereits eine Länge von mehr als 133.500 Kilometer.
Die Hauptursachen für den großen und wachsenden Flächenverbrauch des Verkehrs sind die Zersiedelung und der hohe Anteil des Pkw-Verkehrs. Einkaufszentren am Stadtrand verbrauchen im Vergleich zu zentrumsnahen Einkaufsmöglichkeiten im Ort ein Vielfaches an Fläche. Pro 100 Quadratmeter Wohnfläche verbraucht ein Einfamilienhaus in Streulage aufgrund der Aufschließung doppelt so viel Fläche wie ein Einfamilienhaus in zentraler Lage und neunmal so viel Fläche wie ein dreigeschoßiges Wohnhaus, macht der VCÖ aufmerksam.
Der Platzverbrauch des Autoverkehrs nimmt zudem stark zu. „Die Autos sind zwar größer und breiter geworden, aber es sitzen weniger Personen im Auto. Im Jahr 1990 brauchte es im Schnitt 714 Pkw um 1.000 Personen zu transportieren, heute sind es mit 862 Pkw um 21 Prozent mehr“, berichtet VCÖ-Expertin Rasmussen. Im Vergleich zum Öffentlichen Verkehr ist der Platzverbrauch der Autos groß: Eine S-Bahn in Doppeltraktion kann im Frühverkehr rund 900 Personen transportieren. Beim heutigen Besetzungsgrad braucht es für 900 Personen 775 Pkw. Und während die S-Bahn weiter fährt, um Menschen ans Ziel zu bringen, verbrauchen Pkw zusätzlich Fläche zum Parken.
Der VCÖ fordert daher häufigere öffentliche Verkehrsverbindungen vom Umland in die Städte sowie ein verbessertes Angebot in den regionalen Zentren Österreichs. Der Ausbau der Straßen in den Ballungsräumen verschärft die Stauprobleme, weil zusätzlicher Verkehr auf die Straße verlagert wird. Verbesserte öffentliche Verkehrsverbindungen führen zum Umstieg vom Pkw auf Bahn und Bus und verringern damit die Staus, so der VCÖ.
„Boden ist eine wertvolle Ressource. Im Interesse der kommenden Generationen ist es wichtig, dass wir sorgsamer mit dem Boden umgehen. Je mehr heute verbaut wird, umso größer die Probleme infolge der Bodenversiegelung für unsere Kinder und Kindeskinder“, stellt VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen fest.
VCÖ: Verkehr in Österreich verbraucht zunehmend mehr Platz (Platzverbrauch für Verkehrsflächen)
Jahr 2015: 2.060 Quadratkilometer
Jahr 2014: 2.051 Quadratkilometer
Jahr 2010: 2.014 Quadratkilometer
Jahr 2006: 1.962 Quadratkilometer
Quelle: Umweltbundesamt, VCÖ 2016
VCÖ: Fast ein Drittel der Verkehrsflächen befinden sich in Niederösterreich (Verkehrsflächen im Jahr 2015)
Niederösterreich: 630 Quadratkilometer
Steiermark: 358 Quadratkilometer
Oberösterreich: 357 Quadratkilometer
Kärnten: 202 Quadratkilometer
Burgenland: 154 Quadratkilometer
Tirol: 142 Quadratkilometer
Salzburg: 105 Quadratkilometer
Wien: 61 Quadratkilometer
Vorarlberg: 50 Quadratkilometer
Quelle: Umweltbundesamt, VCÖ 2016