VCÖ: Täglich sieben Verkehrsunfälle mit Kindern – zuletzt ist Zahl der Kinderunfälle gestiege

VCÖ fordert Maßnahmen für ein kindgerechtes Verkehrssystem

VCÖ (Wien, 15. Februar 2019) – In den vergangenen drei Jahren kam es in Österreich im Schnitt täglich zu sieben Verkehrsunfällen, bei denen Kinder verletzt wurden, macht der VCÖ aufmerksam. Statt zu sinken ist die Anzahl der Kinderunfälle seit dem Jahr 2015 gestiegen. Am häufigsten verunglückten Kinder als Pkw-Insassen, jedes vierte Unfallopfer war zu Fuß unterwegs. Das Verkehrssystem nimmt auf Kinder zu wenig Rücksicht, stellt der VCÖ fest. Im Ortsgebiet kann mit Verkehrsberuhigung, einem dichten Netz an Geh- und Radwegen und übersichtlichen Kreuzungen die Sicherheit der Kinder erhöht werden.

„Unser Verkehrssystem nimmt auf Kinder viel zu wenig Rücksicht. Und das spiegelt sich leider auch in der Unfallstatistik wieder“, stellt VCÖ-Sprecher Christian Gratzer fest. Besorgniserregend ist, dass die Zahl der Kinderunfälle anstatt zu sinken zuletzt sogar gestiegen ist: Im 1. Halbjahr 2018 (für das 2. Halbjahr liegen noch keine Daten vor) kam es zu 1.321 Verkehrsunfällen, bei denen Kinder verletzt wurden, um 7,9 Prozent mehr als im 1. Halbjahr 2017. Der VCÖ weist darauf hin, dass auch im Gesamtjahr 2017 die Zahl der Kinderunfälle mit 2.568 um 7,6 Prozent höher war als zwei Jahre zuvor im Jahr 2015.

Am häufigsten verunglücken Kinder als Pkw-Insassen. Im Zeitraum 2012 bis 2017 fuhren 41 Prozent der verunglückten Kinder im Auto mit. Besonders wenn Kinder mitfahren, ist es wichtig, langsamer zu fahren sowie das Motto „Don’t phone & drive“ und „Don’t drink & drive“ zu beherzigen. Darüber hinaus ist auch die Politik gefordert, Familien vor Risikolenkern, wie Raser oder Alko-Lenker, besser zu schützen. Wichtig sind auch Maßnahmen, die das Unfallrisiko auf den Straßen reduzieren, wie beispielsweise niedrigere Tempolimits, betont der VCÖ.

Jedes vierte Kind, das Opfer eines Verkehrsunfalls wurde, war zu Fuß unterwegs und jedes fünfte mit dem Fahrrad. Probleme bereiten im Ortsgebiet vor allem zu hohes Tempo des Kfz-Verkehrs selbst in Wohngebieten, zu schmale Gehwege, unübersichtliche Kreuzungen und fehlende Radverbindungen. In den Regionen fehlen häufig sichere Geh- und Radverbindungen von einer Siedlung zum nächsten Ortsgebiet. Und noch immer sind nicht alle Bus-Haltestellen entlang von Freilandstraßen über einen Gehweg erreichbar.

Der VCÖ fordert deshalb, verstärkte Maßnahmen, um die Sicherheit für Kinder, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs sind zu erhöhen. „Es braucht verstärkte Maßnahmen für ein kindgerechtes Verkehrssystem“, betont VCÖ-Sprecher Gratzer. Der VCÖ spricht sich für mehr Verkehrsberuhigung im Ortsgebiet aus, insbesondere in Wohngebieten und im Umfeld von Schulen, für ein durchgängiges Netz an ausreichend breiten Gehwegen und mehr Radverbindungen. Das Halte- und Parkverbot vor Schutzwegen soll von derzeit fünf auf zehn Metern ausgeweitet werden, damit Kreuzungen übersichtlicher werden und Autofahrer Kinder, die die Straße überqueren möchten, besser und früher sehen können.

Wichtig ist zudem, dass Lkw rasch mit elektronischen Abbiegeassistenten nachgerüstet werden, damit schreckliche Unfälle durch abbiegende Lkw verhindert werden. Bereits mehr als 54.000 Personen haben die von Eltern initiierte Petition für die verpflichtende Nachrüstung von Lkw mit Abbiegeassistenten unterstützt (https://mein.aufstehn.at/petitions/verpflichtende-nachrustung-von-abbiegeassistenten-fur-lkws-jetzt-1  )

 VCÖ: Zahl der Kinderunfälle im Straßenverkehr zuletzt gestiegen (Anzahl Verkehrsunfälle mit Kindern (0 – 14 Jahre) in Österreich)

1.Halbjahr 2018: 1.321 Verkehrsunfälle mit Kindern (plus 7,9 Prozent)
1.Halbjahr 2017: 1.224 Verkehrsunfälle mit Kindern

Jahr 2017: 2.568 Verkehrsunfälle mit Kindern
Jahr 2016: 2.583
Jahr 2015: 2.387
Jahr 2014: 2.566
Jahr 2013: 2.670
Jahr 2012: 2.751

Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2019

VCÖ: Hohe Anzahl verletzter Kinder durch Verkehrsunfälle (Kinder, die in Österreich bei Verkehrsunfall verletzt wurden)

1.Halbjahr 2018: 1.419 Kinder verletzt (plus 9,2 Prozent)
1.Halbjahr 2017: 1.300 Kinder verletzt

Jahr 2017: 2.780 Kinder
Jahr 2016: 2.858 Kinder
Jahr 2015: 2.589 Kinder
Jahr 2014: 2.794 Kinder
Jahr 2013: 2.941 Kinder
Jahr 2012: 2.933 Kinder

Jahr 2012 bis 1. Halbjahr 2018: 18.314 Kinder verletzt

Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2019

 VCÖ: Die meisten Kinder verunglücken als Pkw-Insassen (Bei Verkehrsunfällen verunglückte Kinder im Zeitraum der Jahre 2012 bis 2017 – keine Daten für das Jahr 2018 verfügbar)

Pkw-Insassen: 6.916 Kinder (davon 21 tödlich)
Zu Fuß: 4.414 Kinder (davon 19 tödlich)
Mit Fahrrad: 3.306 Kinder (davon 5 tödlich)
Mit Moped (mitfahrend): 1.069 Kinder (davon 2 tödlich)
Mit Bus: 642 Kinder (davon 1 tödlich)
Mit Spiel- und Sportgeräten: 467 Kinder (davon 1 tödlich)
Sonstige: 399 Kinder (davon 3 tödlich)

Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2019

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