VCÖ: Rund drei Millionen Fahrrad-Haushalte in Österreich

VCÖ fordert ein Netz an Radschnellwegen nach dänischem Vorbild

Foto: Drei Fahrradfahrerinnen vor einer Straßenüberquerung

VCÖ (Wien, 2. Juni 2021) – Das Potenzial für mehr Radverkehr ist in Österreich sehr groß, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse anlässlich des morgigen Welttags des Fahrrads zeigt. Fast drei Millionen heimische Haushalte haben zumindest ein funktionstüchtiges Fahrrad. Ein Drittel der Österreicherinnen und Österreicher nutzt das Fahrrad häufig als Verkehrsmittel, ein weiteres Drittel zumindest gelegentlich. Ein Haupthindernis für mehr Radverkehr ist die mangelnde Infrastruktur. Der VCÖ fordert ein Netz an Radschnellwegen in Österreich.

In Deutschland wurden vor der Covid-19-Pandemie elf Prozent der Alltagswege mit dem Fahrrad gefahren, in Dänemark 15 Prozent und in den Niederlanden sogar 28 Prozent, in Österreich gerade mal sieben Prozent. „Es mangelt in Österreich nicht an der Anzahl der Fahrräder. Es mangelt nicht am Willen der Bevölkerung. Es mangelt vor allem an einer zeitgemäßen Rad-Infrastruktur. Österreichs Radverbindungen weisen große Mängel und viel zu viele Lücken auf“, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest.

Fast drei Millionen Fahrrad-Haushalte gibt es in Österreich. 2,35 Millionen Österreicherinnen und Österreicher nutzen täglich oder mehrmals die Woche das Fahrrad als Verkehrsmittel, wie eine VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt. Für weitere 2,55 Millionen ist das Fahrrad zumindest gelegentlich ein Verkehrsmittel auf Alltagswegen. Nicht inkludiert in den Zahlen sind radfahrende Kinder unter 16 Jahren.

Der VCÖ fordert eine österreichweite Rad-Infrastrukturoffensive. „Es braucht bundesweit ein Netz an ausreichend breiten Radverbindungen. International setzen immer Stadtregionen auf Radschnellwege. Diese leistungsfähigen und breiten Radwege verbinden möglichst direkt und kreuzungsfrei das Umland mit der Stadt“, erklärt VCÖ-Experte Schwendinger. Vorreiter sind in Europa die Niederlande, wo bereits in den 1980er Jahren mit der Errichtung von „Snelfietsroutes“ begonnen wurde. Derzeit gibt es rund 300 Kilometer an Radschnellverbindungen, die bis zum Jahr 2030 auf 900 Kilometer verdreifacht werden sollen. Unter anderem gibt es auch in der Schweiz, Deutschland, Belgien, Großbritannien und Dänemark eine wachsende Zahl an Radschnellverbindungen.

 

Im Großraum Kopenhagen wurden in den vergangenen zehn Jahren rund 200 Kilometer Radschnellwege errichtet, bis zum Jahr 2045 ist der Ausbau auf 845 Kilometer geplant. Die Anzahl der Radfahrenden hat auf den bisher eröffneten Strecken um 23 Prozent zugenommen. Durch die gute Infrastruktur werden auch längere Distanzen mit dem Fahrrad gefahren, im Schnitt wird eine Distanz von elf Kilometer geradelt. Der Frauenanteil ist dank der sicheren Infrastruktur mit 52 Prozent sehr hoch. Und viele Autofahrer sind auf das Fahrrad umgestiegen. „Auch in Österreich sind viele Autofahrer Radfahrer, das Fahrrad ist wie das Auto ein Individualverkehrsmittel, das hohe Flexibilität bietet. Und viele Autofahrten sind in Radfahrdistanz. Mit dem Fahrrad fahren statt im Auto zu sitzen ist ein aktiver und gesunder Beitrag zum Klimaschutz, verringert sowohl die Luftverschmutzung als auch Staus“, stellt VCÖ-Experte Schwendinger fest.

Der VCÖ begrüßt die Vorhaben von Niederösterreich, Vorarlberg und dem Raum Graz, Radschnellverbindungen zu errichten. "Das sind wichtige Schritte für eine zeitgemäße Rad-Infrastruktur, denen österreichweit weitere folgen müssen. Denn die Infrastrukturpolitik ist rasch mit den Klimazielen in Einklang zu bringen. Das heißt, es braucht neben mehr Schiene auch deutlich mehr und bessere Infrastruktur für das Radfahren und Gehen“, betont VCÖ-Experte Schwendinger. In Deutschland hat eine Studie ergeben, dass für die Kosten eines Kilometers Autobahn über 20 Kilometer Radschnellwege errichtet werden können.

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