VCÖ: Österreichs Verkehr hat zweithöchsten Pro-Kopf CO2-Ausstoß der EU

VCÖ: Billiger Diesel führt zu mehr Lkw-Transit, erhöht Umwelt- und Verkehrsbelastung

VCÖ (Wien, 5. November 2021) – Der CO2-Ausstoß des Verkehrs ist in Österreich im Verhältnis zur Bevölkerungszahl am zweithöchsten in der EU, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Eurostat-Daten zeigt. Vor der Covid-19 Pandemie verursachte der Verkehrssektor in Österreich im Jahr 2019 mit 2.760 Kilogramm pro Kopf um rund 50 Prozent mehr Treibhausgase als der EU-Schnitt. Der in Österreich billige Diesel führt zu Umweg-Transit und zusätzlicher Belastung. Die Verkehrsemissionen drohen heuer deutlich zu steigen. Die Klimaziele im Verkehr sind nur mit einer deutlichen Reduktion des Lkw- und Pkw-Verkehrs erreichbar, betont der VCÖ.

„Beim Klimaschutz im Verkehr ist Österreich noch kein Umweltmusterland“, fasst VCÖ-Expertin Lina Mosshammer eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Eurostat-Daten zusammen. Die aktuellsten Daten auf EU-Ebene beziehen sich auf das Vor-Covid-Jahr 2019. Mit 2.760 Kilogramm pro Einwohnerin und Einwohner hatte Österreich nach Luxemburg den zweithöchsten CO2-Ausstoß im EU-Vergleich. Die Pro-Kopf CO2-Emissionen des Verkehrs lagen um rund 50 Prozent über dem EU-Schnitt, um ein Drittel über dem Wert von Deutschland und beispielsweise um drei Viertel über dem Pro-Kopf CO2-Ausstoß von Schweden.

Auch der Vergleich mit den anderen Sektoren in Österreich zeigt, dass der Verkehr beim Klimaschutz das Schlusslicht ist. Im Vorjahr gab es infolge der Lockdowns und des reduzierten Reiseverkehrs einen Rückgang der Treibhausgas-Emissionen des Verkehrs um rund 14 Prozent. Mit 20,5 Millionen Tonnen lag der Verkehr aber um 49 Prozent über dem CO2-Ausstoß des Jahres 1990. Andere Sektoren haben ihre Emissionen reduziert: Der Gebäudebereich, Energie und Industrie haben im Vorjahr gemeinsam um 8,8 Millionen Tonnen weniger Treibhausgase verursacht als im Jahr 1990, der Verkehr hingegen um 6,8 Millionen mehr. Und heuer droht im Vergleich zum Vorjahr eine deutliche Zunahme der Verkehrsemissionen. „Die Verkehrszunahme macht die Einsparungen der anderen Sektoren wieder zunichte. Der Schaden ist sowohl ökologisch als auch ökonomisch betrachtet groß“, bringt es VCÖ-Expertin Mosshammer auf den Punkt.

Vor allem der massiv gestiegene Lkw-Verkehr behindert Österreich beim Erreichen der Klimaziele. So überquerten im Jahr 2000 rund 1,56 Millionen Lkw den Brenner, im Vorjahr waren es trotz Covid-19 bereits über 2,31 Millionen Lkw und im Jahr 2019 sogar 2,47 Millionen Lkw, macht der VCÖ aufmerksam. Eine Studie des Landes Tirol stellte im Jahr 2019 fest, dass rund 30 Prozent der Lkw über den Brenner Umweg-Transit aufgrund der geringeren Kosten sind. So ist in der Schweiz nicht nur die Lkw-Maut höher, sondern es wird zudem Diesel steuerlich nicht begünstigt. Derzeit kostet Diesel in der Schweiz um umgerechnet rund 25 Cent pro Liter mehr als in Österreich, in Deutschland um 17 Cent mehr und in Italien um 21 Cent mehr.

„Steuerliche Begünstigungen für fossile Energieträger sind in Zeiten der sich verschärfenden Klimakrise völlig verfehlt. Je weniger die Verursacher für den CO2-Ausstoß aufkommen, umso mehr müssen die Allgemeinheit sowie die kommenden Generationen bezahlen“, macht VCÖ-Expertin Mosshammer auf die ökonomischen Folgen aufmerksam und erinnert daran, dass der Rechnungshof mit Kosten von bis zu neun Milliarden Euro bis zum Jahr 2030 rechnet, wenn Österreich seine Klimaziele verfehlt.

Der VCÖ drängt daher auf die rasche Umsetzung von Maßnahmen, die die Verkehrsbelastung reduziert und den Anteil klimaverträglicher Mobilität stark erhöht.

VCÖ: Klimasünder Verkehr – Österreich mit zweithöchstem Treibhausgasausstoß in der EU (Treibhausgas-Emissionen des Verkehrs pro Einwohnerin bzw. Einwohner, Jahr 2019)

Luxemburg: 9.945 Kilogramm CO2 pro EW

Österreich: 2.760 Kilogramm

Slowenien: 2.700 Kilogramm

Irland: 2.475 Kilogramm

Zypern: 2.440 Kilogramm

Dänemark: 2.260 Kilogramm

Belgien: 2.260 Kilogramm

Litauen: 2.250 Kilogramm

Finnland: 2.040 Kilogramm

Deutschland: 1.995 Kilogramm

Frankreich: 1.965 Kilogramm

Spanien: 1.940 Kilogramm

Estland: 1.805 Kilogramm

Niederlande: 1.790 Kilogramm

Tschechien: 1.790 Kilogramm

Italien: 1.770 Kilogramm

Polen: 1.745 Kilogramm

Lettland: 1.740 Kilogramm

Portugal: 1.725 Kilogramm

Griechenland: 1.665 Kilogramm

Kroatien: 1.620 Kilogramm

Schweden: 1.600 Kilogramm

Ungarn: 1.505 Kilogramm

Malta: 1.490 Kilogramm

Slowakei: 1.480 Kilogramm

Bulgarien: 1.430 Kilogramm

Rumänien: 980 Kilogramm

EU27: 1.865 Kilogramm

Schweiz: 1.735 Kilogramm

Quelle: Eurostat, VCÖ 2021

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