VCÖ: Österreich ist im Schienenverkehr EU-Champion

VCÖ: Nach Corona-Tief verstärkte Anreize zum Umstieg von Auto auf Öffis nötig

Foto: Eisenberger

VCÖ (Wien, 17. September 2021) – Österreich ist beim Schienenverkehr EU-Champion, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von nun veröffentlichten Daten von Eurostat zeigt. Vor Covid-19 wurden in Österreich pro Kopf durchschnittlich 2.330 Kilometer mit Bahn, Straßenbahn und U-Bahn zurückgelegt. Der zweitplatzierte Tschechien lag mit 2.055 Kilometer deutlich dahinter. Europameister ist die Schweiz. Durch Covid-19 gingen europaweit die mit der Bahn gefahrenen Kilometer zurück. Die Klimaziele im Verkehr sind nur erreichbar, wenn mehr Menschen vom Auto auf die Bahnen umsteigen. Neben dem Ausbau des Angebots sind auch verstärkte Anreize zum Umstieg auf den Öffentlichen Verkehr nötig, betont der VCÖ.

Beim Schienenverkehr sind die Unterschiede in der EU sehr groß, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von nun veröffentlichten Daten von Eurostat zeigt. Erfreulich: Österreich ist jenes EU-Land, wo im Verhältnis zur Bevölkerungszahl am meisten auf der Schiene gefahren wird. Im Vor-Corona-Jahr 2019 waren es 2.330 Kilometer pro Kopf und damit doppelt so viel wie im EU-Schnitt von 1.140 Kilometer pro Person und um rund zwei Drittel mehr als in Deutschland mit 1.420 Kilometer, informiert der VCÖ. An zweiter Stelle folgt Tschechien mit 2.055 Kilometer, vor Frankreich mit 1.690 Kilometer. EU-Schlusslicht ist Litauen, wo pro Kopf und Jahr nur 130 Kilometer auf der Schiene gefahren werden. Europameister ist auf der Schiene weiterhin die Schweiz mit 2.665 Kilometern pro Einwohnerin und Einwohner.

Für das Vorjahr liegen noch keine Eurostat-Daten vor. Laut Daten des europäischen Verbands der Schienenregulierungsbehörden IRG hat sich der Bahnverkehr in Europa im Corona-Jahr 2020 halbiert. Am stärksten waren die Rückgänge in Irland und Großbritannien mit minus 65 Prozent sowie in den Niederlanden und Spanien mit jeweils minus 59 Prozent. Am geringsten war der Rückgang in Staaten mit wenig Bahnverkehr, wie Bulgarien (minus 26 Prozent) und Estland (minus 33 Prozent). In Österreich gingen die mit der Bahn gefahrenen Kilometer laut Schienencontrol um 45 Prozent zurück, in der Schweiz um 39 Prozent.

„Um die Klimaziele erreichen zu können, braucht es ein starkes Comeback des Schienenverkehrs. Das Klimaticket wird den Bahnen Rückenwind geben. Darüber hinaus braucht es neben der Ausweitung des Angebots auch weitere Anreize zum Umstieg“, betont VCÖ-Experte Michael Schwendinger. Besonders wirksam ist betriebliches Mobilitätsmanagement, wie etliche Unternehmen bereits zeigen. Zu den Maßnahmen zählen unter anderem Öffi-Jobtickets für Beschäftigte, abgestimmte Angebote für die letzte Meile zum Betriebsstandort, Entzerrung der Stoßzeiten durch angepasste Arbeitsbeginnzeiten oder die Möglichkeit zur Anrechnung der Bahnfahrt zur Arbeit als Arbeitszeit. Beispielsweise hat das Unternehmen Boehringer-Ingelheim in Wien-Hetzendorf durch die Erweiterung des Standorts 500 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen, die Zahl der Pkw-Parkplätze um 320 reduziert und die Anbindung mit der S-Bahn verbessert.

„Mobilitätsmanagement verbessert nicht nur die Umweltbilanz des Unternehmens, sondern trägt auch wesentlich zur Verringerung der Verkehrsprobleme und der Staus bei. Angesichts der sich verschärfenden Klimakrise sollte Mobilitätsmanagement zumindest für Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten verpflichtend werden, da alle profitieren können: die Unternehmen selbst, die Beschäftigten und nicht zuletzt die Umwelt“, stellt VCÖ-Experte Schwendinger fest.

Die Daten des Umweltbundesamts zeigen, dass der Umstieg vom Auto auf die Bahn ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz ist. Wer 1.000 Kilometer mit der Bahn statt mit einem Diesel- oder Benzin-Pkw fährt, reduziert den direkten CO2-Ausstoß um rund 140 Kilogramm, inklusive der vorgelagerten Emissionen sogar um rund 200 Kilogramm, macht der VCÖ aufmerksam.

 

VCÖ: Österreicher EU-Champion im Schienenverkehr (Pro Kopf mit Bahn, Straßenbahn und U-Bahn gefahrene Kilometer im Jahr 2019)

1. Österreich: 2.330 km

2. Tschechien: 2.055 km

3. Frankreich: 1.690 km

4. Schweden: 1.680 km

5. Deutschland: 1.420 km

6. Niederlande: 1.170 km

7. Dänemark: 1.140 km

8. Belgien: 1.090 km

9. Ungarn: 1.080 km

10. Italien: 1.075 km

11. Finnland: 1.010 km

12. Luxemburg: 790 km

13. Spanien: 785 km

14. Slowakei: 780 km

15. Polen: 700 km

16. Portugal: 620 km

17. Rumänien: 560 km

18. Irland: 545 km

19. Estland: 400 km

20. Lettland: 400 km

21. Bulgarien: 370 km

22. Kroatien: 315 km

23. Griechenland: 275 km

24. Slowenien: 275 km

25. Litauen: 130 km

EU-27 Schnitt: 1.140 km

Kein Schienenverkehr in Malta und Zypern

 

Außerhalb der EU:

Schweiz: 2.665 km

Großbritannien: 1.275 km

Norwegen: 900 km

Quelle: EU-Kommission, VCÖ 2021

 

VCÖ: Am stärksten ging Zugverkehr in Irland und Großbritannien zurück (Änderungen mit Zug gefahrene Kilometer im Jahr 2020 gegenüber 2019)

Irland, Großbritannien: minus 65 Prozent

Niederlande, Spanien: minus 59 Prozent

Belgien: minus 55 Prozent

Norwegen: minus 54 Prozent

Griechenland, Portugal: minus 49 Prozent

Slowakei: minus 47 Prozent

Schweden, Litauen: minus 46 Prozent

Österreich: minus 45 Prozent

Slowenien, Finnland, Polen: minus 43 Prozent

Deutschland: minus 42 Prozent

Frankreich, Tschechien: minus 41 Prozent

Schweiz, Kroatien: minus 39 Prozent

Ungarn: minus 37 Prozent

Rumänien, Lettland: minus 34 Prozent

Estland: minus 33 Prozent

Bulgarien: minus 26 Prozent

Quelle: IRG, VCÖ 2021

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