VCÖ: MARKET-Umfrage - 71 Prozent von Österreichs Bevölkerung sehen Autobahnausbau im Widerspruch zu den Klimazielen

VCÖ: Mehrheit lehnt Ausbau von Autobahn- und Schnellstraßennetz ab

VCÖ (Wien, 28. Oktober 2021) - Der Verkehr ist Österreichs größtes Sorgenkind beim Klimaschutz. Der Infrastrukturausbau hat großen Einfluss auf das künftige Mobilitätsverhalten. Eine repräsentative Umfrage von MARKET zeigt nun, dass 71 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher den Ausbau von Autobahnen und Schnellstraßen im Widerspruch zu den Klimazielen sehen. Nur ein Drittel spricht sich für den weiteren Ausbau aus, eine Mehrheit von 63 Prozent lehnt den Ausbau ab.

20,6 Millionen Tonnen CO2 hat in Österreich der Verkehr im Vorjahr verursacht. Trotz Covid-19-Pandemie um 6,8 Millionen Tonnen mehr als im Jahr 1990. "Der Verkehr ist der einzige Sektor, dessen klimaschädlichen Emissionen in den vergangenen 30 Jahren gestiegen sind. Die Verkehrszunahme macht die Einsparungen der anderen Sektoren wieder zunichte. Die Klimaziele im Verkehr sind nur mit einem anderen Mobilitätsverhalten zu erreichen", stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest. Zentralen Einfluss auf das Mobilitätsverhalten hat die Verkehrsinfrastruktur. Der VCÖ hat im Vorfeld der COP26-Klimakonferenz von Glasgow vom Meinungsforschungsinstitut MARKET erheben lassen, welche Infrastrukturen aus Sicht der Bevölkerung ausgebaut werden sollen und welche nicht.

Die zentralen Ergebnisse der repräsentativen MARKET-Umfrage: Nur ein Drittel der Bevölkerung ist dafür, dass das Autobahn- und Schnellstraßennetz weiter ausgebaut werden soll, eine klare Mehrheit von 63 Prozent lehnt einen weiteren Ausbau ab, wobei sich sieben Prozent sogar für einen Rückbau aussprechen. Auch Autofahrerinnen und Autofahrer, die mehrmals pro Woche hinter dem Autolenkrad sitzen, sprechen sich mit 57 Prozent mehrheitlich für einen Autobahnbaustopp aus. Bereits 48 Prozent der Bevölkerung stimmen der Aussage zu, dass der Bau zusätzlicher Autobahnen und Schnellstraßen nicht mehr zeitgemäß ist und generell beendet werden soll. Sogar 80 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher sind dafür, dass vor dem Bau zusätzlicher Autobahnen und Schnellstraßen aufgrund der durch die Klimakrise stark veränderten Ausgangssituation klimaverträglichere Alternativen geprüft werden.

Prof. Dr. Werner Beutelmeyer, Geschäftsführer MARKET-Institut analysiert: "Die Meinung der Österreicherinnen und Österreicher ist klar. Man sieht in einem weiteren Ausbau von Autobahnen und Schnellstraßen eine deutliche Bedrohung für das Erreichen der Klimaziele und spricht sich in der Folge explizit dagegen aus. Es bedarf alternativer Lösungen wie beispielsweise Investitionen in das heimische Schienennetz oder in Radwege, denen man allesamt einen sehr großen Beitrag zum Klimaschutz attestiert."

"Das Klimaschutzbewusstsein ist in der Bevölkerung stärker als in der Politik, auch was den Ausbau von Verkehrsinfrastrukturen betrifft. Eine große Mehrheit der Bevölkerung sieht den Ausbau von Autobahnen und Schnellstraßen im Widerspruch zu den Klimazielen", weist VCÖ-Experte Schwendinger auf ein weiteres Ergebnis hin.

71 Prozent der Bevölkerung sehen den Ausbau von Autobahnen und Schnellstraßen im Widerspruch zu den Klimazielen, 54 Prozent den Ausbau von Gemeinde- und Landesstraßen. Den größten Beitrag zum Klimaschutz leisten aus Sicht der Bevölkerung mit jeweils über 90 Prozent Zustimmung Investitionen in Radwege und Radschnellverbindungen sowie in das Schienennetz für den Nah- und Regionalverkehr und mit genau 90 Prozent Zustimmung für den Fernverkehr. Investitionen in den Ausbau von Gehwegen sehen 87 Prozent als großen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele.

"Was die Erwachsenen heute planen und bauen, ist Teil der Verkehrsinfrastruktur unserer Kinder und Enkelkinder. Wir wissen, dass die Klimaziele nur erreichbar sind, wenn zukünftig weniger Autos und Lkw auf Österreichs Straßen fahren. Wir wissen auch, dass mehr Straßen mittelfristig zu mehr Verkehr führen. Wir als heutige Erwachsenengeneration sind es der nächsten Generation schuldig jene Infrastruktur auszubauen, die im Einklang mit der Erreichung der Klimaziele steht", fordert VCÖ-Experte Schwendinger eine enkeltaugliche Infrastrukturplanung.

Information zur Umfrage: Durchgeführt vom Meinungsforschungsinstitut MARKET, Kombination von telefonischer CATI-Erhebung mit Online Interviews, repräsentativ für Österreichs Bevölkerung ab 16 Jahre, Sample 1.220 Personen, maximale statistische Schwankungsbreite +/- 2,86 Prozent

 

VCÖ: 71 Prozent sehen Ausbau von Autobahnen und Schnellstraßen als Widerspruch zu den Klimazielen Welchen Beitrag leisten Investitionen in folgende Infrastrukturen zum Erreichen der Klimaziele?

Widerspruch zum Klimaziel:

Autobahnen und Schnellstraßen: 71 Prozent

Gemeinde- und Landesstraßen: 54 Prozent

Öffentliche Ladestationen für E-Kfz: 25 Prozent

Gehwege: 7 Prozent

Schienennetz (Fernverkehr): 7 Prozent

Schienennetz (Nah- und Regionalverkehr): 7 Prozent Radwege und

Radschnellverbindungen: 6 Prozent

 

Leistet Beitrag zum Erreichen des Klimaziels (in Klammer großer Beitrag)

Schienennetz (Nah- und Regionalverkehr): 93 Prozent (56 Prozent)

Radwege und Radschnellverbindungen: 92 Prozent (59 Prozent)

Schienennetz (Fernverkehr): 90 Prozent (51 Prozent)

Gehwege: 87 Prozent (41 Prozent)

Öffentliche Ladestationen für E-Kfz: 69 Prozent (25 Prozent)

Gemeinde- und Landesstraßen: 40 Prozent (10 Prozent) Autobahnen und

Schnellstraßen: 24 Prozent (7 Prozent)

Quelle: MARKET, VCÖ 2021

 

VCÖ: Mehrheit für einen Ausbaustopp von Autobahnen und Schnellstraßen Sollen Autobahnen und Schnellstraßen weiter ausgebaut werden?

Ja, sollen weiter ausgebaut werden: 33 Prozent

Nein, sollen nicht weiterausgebaut werden: 56 Prozent

Nein, sollen rückgebaut werden: 7 Prozent

Rest: Keine Angabe

Quelle: MARKET, VCÖ 2021

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