VCÖ: Licht und Schatten beim künftigen Parkpickerl in Wien

VCÖ: Flächendeckend gut, aber Tarif zu niedrig, Zonen zu groß

Foto: Christian Gratzer/VCÖ

VCÖ (Wien, 17. Juni 2021) - Dass Wien eine flächendeckende Parkraumbewirtschaftung bekommt, ist ein längst überfälliger Schritt, betont der VCÖ. Jedoch ist der Tarif mit 10 Euro pro Monat zu niedrig, in Amsterdam kostet eine Parkberechtigung fast fünfmal, in Stockholm siebenmal so viel. Zudem müssen die Zonen in den großen Bezirken kleiner werden, sonst droht zusätzlicher Autoverkehr innerhalb des Bezirks, weist der VCÖ auf den Verbesserungsbedarf hin.

Die Parkraumbewirtschaftung für ganz Wien ist die Voraussetzung dafür, das Ziel der Stadtregierung, den Autopendlerverkehr nach Wien bis zum Jahr 2030 zu halbieren, erreichen zu können. Je mehr Gratis-Parkplätze in den Außenbezirken zur Verfügung stehen, umso mehr Beschäftigte pendeln mit dem Auto nach Wien. Der VCÖ weist darauf hin, dass Anrainerinnen und Anrainer entlang der Stadteinfahrten einer gesundheitsgefährdenden Lärm- und Abgasbelastung ausgesetzt sind. Eine flächendeckende Parkraumbewirtschaftung ist ein wichtiger Anreiz, dass Pendlerinnen und Pendler auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen.

Aber der Tarif ist mit nicht einmal 35 Cent pro Tag zu niedrig. "Dass Autos auf den Straßen zu billigst Tarifen abgestellt werden können, ist ein Privileg, das sich eine Stadt in Zeiten der Klimakrise nicht mehr leisten kann. International setzen bereits zahlreiche Städte Maßnahmen, um aus einem autodominierten Verkehrssystem ein Mobilitätssystem zu machen, in dem der Mensch im Mittelpunkt steht. Schon vor Covid-19 sind die Wienerinnen und Wiener mehr zu Fuß gegangen als mit dem Auto gefahren. Und dennoch wird auf vielen Straßen selbst den parkenden Autos mehr Platz eingeräumt als den Bürgerinnen und Bürgern, die zu Fuß unterwegs sind", fordert VCÖ-Experte Michael Schwendinger, dass zu schmale Gehsteige rasch die von den offiziellen Planungsrichtlinien vorgeschlagene Mindestbreite von zwei Metern erhalten.

Zudem sind die Geltungsbereiche in den großen Bezirken zu verkleinern. Wenn das Parkpickerl für den gesamten Bezirk gilt, nehmen die Autofahrten innerhalb des Bezirks zu, was im Widerspruch zu den Verkehrs- und Klimazielen der Stadt Wien steht, macht der VCÖ aufmerksam.

Insgesamt sind die Bezirke und die Stadt Wien  gefordert, die Straßen auf die sich verschärfende Klimakrise vorzubereiten. Derzeit wird enorm viel Fläche durch abgestellte Pkw besetzt. „In vielen Straßen Wiens fehlen schattenspendende Bäume und abkühlendes Grün. Asphaltwüsten heizen sich massiv auf, es entstehen Hitze-Inseln. Es braucht sehr rasch mehr Platz für Grünflächen“, betont VCÖ-Experte Schwendinger. Wien ist von der Erderhitzung besonders betroffen. Die Klimaforschung rechnet, dass es in Wien im Jahr 2050 so heiß sein wird, wie heute in der nordmazedonischen Stadt Skopje.

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