VCÖ: Laut Studie erfolgt 2030 mindestens jede 6. Lkw-Fahrt in der EU mit Strom

VCÖ: Größtes Potenzial für emissionsfreie Gütertransporte in den Ballungsräumen

VCÖ (Wien, 9. Juli 2020) – Auch der Lkw-Verkehr muss die Abhängigkeit vom Erdöl sukzessive reduzieren, damit die Klimaziele erreicht werden können. Eine heute veröffentlichte Studie der internationalen Dachorganisation des VCÖ, Transport & Environment, zeigt, dass bereits im Jahr 2030 mindestens jede sechste Lkw-Fahrt elektrisch erfolgen wird. Mit verstärkten Maßnahmen ist auch erreichbar, dass im Jahr 2030 sogar drei von zehn Fahrten mit E-Lkw durchgeführt werden. Um die Energiewende im Lkw-Verkehr voranzubringen ist neben dem Ausbau der E-Ladeinfrastruktur auch eine CO2-Bepreisung und die Abschaffung des Dieselprivilegs zentral, betont der VCÖ.

Lkw sind für knapp mehr als ein Drittel der CO2-Emissionen des Straßenverkehrs verantwortlich. Derzeit fahren Lkw fast zur Gänze mit Diesel. Eine heute veröffentlichte Studie von Transport & Environment zeigt, dass sich das in den kommenden Jahren deutlich ändern wird. Das größte Potenzial steckt im urbanen Gütertransport. „Selbst im vorsichtigsten Szenario wird in der EU der Anteil der mit Elektro-Fahrzeugen zurückgelegten Lkw-Fahrten im Jahr 2030 bereits 16 Prozent betragen, das Szenario mit umfassenderen Maßnahmen hält auch einen Anteil von 30 Prozent für möglich“, weist VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen auf ein zentrales Ergebnis der Studie hin.

Die Studie empfiehlt, in den Ballungsräumen mit der Elektrifizierung des Lkw-Verkehrs zu beginnen. Das vorsichtige Szenario hat die veröffentlichten Pläne der Lkw-Hersteller zugrunde gelegt. Demnach ist für die EU im Jahr 2030 mit 191.000 E-Lkw zu rechnen, davon 3.500 in Österreich. Um die im UN-Klimaabkommen vereinbarten Ziele erreichen zu können, benötigt es eine raschere Reduktion des Erdölverbrauchs im Lkw-Verkehr. Dieses „Road-2-Zero“ Szenario hält mit verstärkten Maßnahmen auch eine Anzahl von 526.000 E-Lkw für das Jahr 2030 für erreichbar. Der VCÖ weist darauf hin, dass beispielsweise der große Hersteller IVECO für das Jahr 2030 erwartet, dass 20 Prozent seiner neuen Lkw mit über 16 Tonnen mit Strom fahren werden.

„Das Potenzial für den emissionsfreien Gütertransport ist groß. In der EU sind zwei Drittel der Lkw-Fahrten kürzer als 100 Kilometer, schon jetzt kommen Lkw mit einer Reichweite von 300 Kilometer auf den Markt“, verdeutlicht VCÖ-Expertin Rasmussen. Da die Batterie-Technologie laufend Fortschritte macht, ist eine Zunahme der Reichweite auf 500 Kilometer in den kommenden Jahren zu erwarten. Vor allem in den Ballungsräumen sind in den kommenden Jahren die E-Lkw zu forcieren, weil hier die Distanzen im Unterschied zu den überregionalen oder internationalen Lkw-Transporten kurz sind.

Der Bedarf an zusätzlicher Ladeinfrastruktur ist überschaubar. Rund 80 Prozent der Energie wird an den Standorten der Lkw-Eigentümer geladen, rund 15 Prozent an den Zielorten und fünf Prozent an öffentlichen Ladestationen. Für die gesamte EU rechnet die Studie mit einem Bedarf von zusätzlichen öffentlichen Ladestationen im Jahr 2030 je nach Szenario von 5.200 bis 14.400, an den Zielorten von 10.000 bis 27.500. Für Österreich kommt die Studie zum Ergebnis, dass für die E-Lkw ein Bedarf von 100 bis 190 öffentlichen Lademöglichkeiten im Jahr 2030 besteht und von 180 bis 370 Lademöglichkeiten am Zielort. Die benötigen Investitionen werden für Österreich mit jährlich 16,6 bis 36,5 Millionen Euro bis zum Jahr 2030 beziffert.

Je nach Szenario ist allein durch die Forcierung der E-Lkw in den Ballungsräumen in der EU eine Reduktion der CO2-Emissionen des Lkw-Verkehrs um 16 bis 43 Millionen Tonnen im Jahr 2030 zu erreichen. Das entspricht der fast doppelten bis fünffachen jährlichen CO2-Emissionen des gesamten Lkw-Verkehrs in Österreich. „Aus Klimasicht ist die Elektrifizierung des Straßengüterverkehrs eine wichtige Maßnahme, die aber für sich alleine nicht ausreicht um den Güterverkehr auf Klimakurs zu bringen. Darüber hinaus braucht es verstärkte Maßnahmen, um Verkehr zu vermeiden, etwa durch mehr Regionalisierung der Produktion und durch mehr Kostenwahrheit und um Verkehr auf die Schiene zu verlagern, etwa durch die verstärkte Förderung für den Betrieb von betrieblichen Gleisanschlüssen und durch sektorale Fahrverbote für Lkw“, betont VCÖ-Expertin Rasmussen.

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