VCÖ: Laut Studie bereits mehr als eine Million „Schmutz“-Diesel-Pkw in Österreich – Zahl deutlich gestiegen

VCÖ: Laut Studie bereits mehr als eine Million „Schmutz“-Diesel-Pkw in Österreich – Zahl deutlich gestiegen

VCÖ (Wien, 18. September 2018) – Über eine Million Diesel-Pkw in Österreich stoßen beim Fahren auf der Straße mehr als doppelt so viele Stickoxide aus wie beim Testzyklus ermittelt wurde. Das zeigt eine heute veröffentlichte Studie des VCÖ-Dachverbands „Transport & Environment“. Pro 100.000 Einwohner hat Österreich in der EU die vierthöchste Anzahl von Diesel-Pkw mit zu hohen Stickoxid-Emissionen, macht der VCÖ aufmerksam. Die Studie zeigt, dass auch beim neuen Testverfahren Autos vor allem auf den Prüfzyklus hin optimiert werden und nicht für das Fahren auf der Straße.

Vor drei Jahren wurde der Dieselskandal aufgedeckt.  „Die Bilanz des Dieselskandals ist mehr als ernüchternd.  Selbst neue Autos stoßen beim Fahren auf der Straße extrem hohe Schadstoffmengen aus“, stellt VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen fest.

Die heute veröffentlichte Studie des VCÖ-Dachverbands „T&E“ zeigt, dass die Zahl der „Schmutz“-Diesel-Pkw in den vergangenen drei Jahren nicht gesunken, sondern gestiegen ist. Im Jahr 2015 gab es in der EU rund 29 Millionen Diesel-Pkw, die beim Fahren auf der Straße ein Vielfaches von dem ausgestoßen haben, was im Labor beim Fahrtest ermittelt wurde. Heute sind es bereits 43 Millionen. Der VCÖ weist darauf hin, dass in Österreich die Zahl von mehr als 700.000 auf über eine Million gestiegen ist. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl hat Österreich nach Luxemburg, Belgien und Frankreich sogar die vierthöchste Anzahl von Schmutz-Diesel-Pkw.

„Österreichs Luftqualität wird einerseits von den in Österreich zugelassenen Fahrzeugen belastet. Andererseits fahren Millionen von Fahrzeugen aus dem Ausland durch Österreich durch. Allein in Deutschland gibt es rund 8,2 Millionen Diesel-Pkw, die hohe reale Schadstoffemissionen aufweisen“, betont VCÖ-Expertin Rasmussen.

Welche Folgen es hat, wenn wie im Sommer Kolonnen von Autos mit hohem Schadstoffausstoß durch Österreich rollen, zeigen die Messwerte für Juli und August an der A10 Tauernautobahn: Der Stickstoffdioxid-Wert bei der Messstelle Hallein an der A10 lag mit durchschnittlich 49 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft deutlich über den Grenzwert und war um rund 20 Prozent höher als im Zeitraum April bis Juni, macht der VCÖ aufmerksam. "Würden die Hersteller Autos auf die Straße bringen, die beim Fahren auf der Straße jene Werte erreichen, die für die Abgastests vorgeschrieben sind, bräuchte es keine IGL-Tempolimits", weist VCÖ-Expertin Rasmussen auf eine weitere Konsequenz der zu hohen Schadstoff-Emissionen der Autos hin.

Die Studie des VCÖ-Dachverbands zeigt auch, dass selbst beim neuen Real-Driving-Emission (RDE) Testverfahren die Fahrzeuge auf die Testsituationen hin optimiert werden. Sobald ein anderer Fahrstil angewandt wird, steigen die Schadstoffemissionen extrem an. „Bei hohem Tempo und schneller Beschleunigung schießt der Schadstoffausstoß in die Höhe. Im Interesse der Luftqualität sollte Gleiten statt Rasen propagiert werden“, stellt VCÖ-Expertin Rasmussen fest.

Die Studie zeigt zudem, dass die Unterschiede zwischen den Modellen beim realen Schadstoff-Ausstoß zunehmend größer werden. Beim Autokauf fehlt die Information über die tatsächlichen Emissionen. VCÖ und T&E fordern daher, dass die realen Abgaswerte der Autos laufend getestet werden und bei zu hohen Werten die Hersteller die Fahrzeuge zurücknehmen müssen.

Die T&E Studie deckt ein weiteres Schadstoffproblem bei Diesel-Autos auf. Bei Messungen vom mehr als 1.300 Diesel-Pkw der Abgasklassen Euro-5 und Euro-6 in acht verschiedenen Städten wiesen vier Prozent der Diesel-Pkw massiv erhöhte Feinstaub-Emissionen auf. Offenbar funktionieren einige Dieselpartikel-Filter nur unzureichend.

VCÖ und T&E fordern ein umfassendes Aktionsprogramm, um die Schadstoff-Emissionen der Pkw zu reduzieren. Dazu zählt auch die Nachrüstung der Diesel-Pkw auf Kosten der Hersteller mit Stickoxid-Katalysatoren. Darüber hinaus sind neue Schlupflöcher bei den Abgastests rasch zu schließen. Das Steuerprivileg für Diesel-Treibstoff ist rasch abzuschaffen, betont der VCÖ.

>>> T&E-Studie "Cars with engines: can they ever be clean?"

Zurück zur Übersicht