VCÖ: In Wien mehr Fahrrad-Haushalte als Auto-Haushalte

VCÖ fordert mehr Platz für Radverkehr in Wien und rascheren Ausbau der Radwege

Foto: Michael Schwendinger

VCÖ (Wien, 2. Juni 2021) – Das Potenzial für mehr Radverkehr ist in Wien sehr groß, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse anlässlich des morgigen Welttags des Fahrrads zeigt. In Wien gibt es bereits 550.000 Fahrrad-Haushalte und damit mehr als Auto-Haushalte. Vor Covid-19 haben bereits 350.000 Wienerinnen und Wiener das Fahrrad häufig als Verkehrsmittel genutzt, weitere 470.000 zumindest gelegentlich. Ein Haupthindernis für mehr Radverkehr ist die mangelnde Infrastruktur. Der VCÖ fordert den rascheren Ausbau der Radverbindungen in Wien.

In Deutschland wurden vor der Covid-19-Pandemie elf Prozent der Alltagswege mit dem Fahrrad gefahren, in Dänemark 15 Prozent und in den Niederlanden sogar 28 Prozent, in Österreich gerade mal sieben Prozent, in Wien im Coronajahr 2020 neun Prozent. „Es mangelt nicht an der Anzahl der Fahrräder. Es mangelt auch nicht am Willen der Bevölkerung. Es mangelt vor allem an einer zeitgemäßen Rad-Infrastruktur. Viele Radverbindungen sind zu schmal, weisen Mängel auf oder fehlen überhaupt“, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest.

In vielen Straßen wird selbst parkenden Autos mehr Platz gegeben als den Wienerinnen und Wienern, die mit dem Fahrrad fahren. Dabei ist Wien gemeinsam mit Salzburg das einzige Bundesland, wo es mehr Fahrrad-Haushalte als Auto-Haushalte gibt, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis nun jetzt veröffentlichten Daten der Statistik Austria zeigt. 550.000 Wiener Haushalte haben zumindest ein funktionstüchtiges Fahrrad, die meisten mehrere. Damit ist die Zahl der Fahrrad-Haushalte um 65.000 höher als die Zahl der Auto-Haushalte.

Schon vor Covid-19 nutzten 350.000 Wienerinnen und Wiener das Fahrrad täglich oder mehrmals die Woche als Verkehrsmittel, weitere 470.000 zumindest gelegentlich, wie eine VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt. Nicht inkludiert in den Zahlen sind Kinder unter 16 Jahren. Im Zuge der Coronakrise ist die Zahl der Radfahrerinnen und Radfahrer in Wien deutlich gestiegen.

Mehr Radverkehr ist eine zentrale Maßnahme, um die Klimaziele erreichen und um die Verkehrsbelastung in der Stadt zu reduzieren. Nötig dafür ist eine umfassende Infrastruktur-Offensive für den Radverkehr, Wien hat diesbezüglich viel aufzuholen, betont der VCÖ. Laut offiziellen Planungsrichtlinien sollen Einrichtungsradwege eine Mindestbreite von zwei Metern haben, 2-Richtungsradwege von drei Metern. Diese Mindestanforderungen erreichen zahlreiche Radwege nicht. „Die Qualität der Radverbindungen kann gut an der Anzahl der Kinder und Familien, die mit dem Fahrrad unterwegs sind, gemessen werden. Je mehr Kinder und Familien radeln, desto besser die Qualität“, erklärt VCÖ-Experte Schwendinger.

Um den Autopendelverkehr vom Umland in die Stadt zu reduzieren, setzen international immer mehr Ballungsräume auf Radschnellwege. Diese leistungsfähigen und breiten Radwege verbinden möglichst kreuzungsfrei das Umland mit der Stadt. Vorreiter sind in Europa die Niederlande, wo bereits in den 1980er Jahren mit der Errichtung von „Snelfietsroutes“ begonnen wurde. Mittlerweile gibt es unter anderem in der Schweiz, Deutschland, Belgien, Großbritannien und Dänemark eine wachsende Zahl an Radschnellverbindungen.

In Großraum Kopenhagen wurden in den vergangenen zehn Jahren rund 200 Kilometer Radschnellwege errichtet, bis zum Jahr 2045 wird das Netz auf 845 Kilometer ausgebaut. Die Anzahl der Radfahrenden hat auf diesen Strecken um 23 Prozent zugenommen. Durch die gute Infrastruktur werden auch längere Distanzen mit dem Fahrrad gefahren, im Schnitt wird eine Distanz von elf Kilometer geradelt. Der Frauenanteil ist dank der sicheren Infrastruktur mit 52 Prozent sehr hoch. Und viele Autofahrer sind auf das Fahrrad umgestiegen.

„Der Ausbau der Rad-Infrastruktur bringt uns schneller ans Klimaziel und ist zusätzlich auch ein Jobmotor. Pro Million Euro schafft der Bau von Radwegen um 50 Prozent mehr Arbeitsplätze als der Bau von Autobahnen“, macht VCÖ-Experte Schwendinger aufmerksam.

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