VCÖ: In vielen Ländern Europas niedrigere Tempolimits, aber höhere Strafen für Schnellfahren

VCÖ: In 22 von 27 EU-Staaten ist Tempolimit auf Freilandstraßen niedriger als in Österreich

Foto: Autobahn, auf welcher einige Pkw und Lkw fahren

VCÖ (Wien, 29. Juni 2021) – In 22 der 27 EU-Staaten ist das Tempolimit auf Freilandstraßen niedriger als in Österreich, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt, darunter auch in den beliebtesten Urlaubsländern Italien und Kroatien. Auch in Norwegen und der Schweiz ist die erlaubte Höchstgeschwindigkeit auf Freilandstraßen niedriger, ebenso auf Autobahnen. In der EU heißt es auf den Autobahnen von sieben Staaten im Vergleich zu Österreich „slow down“. Höher als in Österreich sind hingegen in den meisten EU-Staaten die Verkehrsstrafen für Schnellfahren.

90 km/h ist in der EU die häufigste Höchstgeschwindigkeit auf Freilandstraßen, nämlich in 15 Staaten, informiert der VCÖ. Dazu zählen auch Österreichs Top Urlaubsländer Italien und Kroatien. In weiteren sechs Staaten ist höchstens 80 km/h erlaubt, ebenso in Norwegen und der Schweiz. Das niedrigste Tempolimit auf Freilandstraßen hat Schweden mit 70 km/h.

„Niedrigere Tempolimits auf Freilandstraßen führen nicht nur zu einem geringeren Spritverbrauch pro 100 Kilometer und reduzieren damit auch den CO2-Ausstoß, sondern auch zu mehr Verkehrssicherheit“, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest. Als in der Schweiz im Jahr 1985 zunächst provisorisch (ab dem Jahr 1990 dauerhaft) das Tempolimit auf Freilandstraßen von 90 auf 80 km/h reduziert wurde, ging die Zahl der Verkehrstoten um zehn Prozent zurück. Frankreich reduzierte im Jahr 2018 die Höchstgeschwindigkeit von 90 auf 80 km/h, am betroffenen Straßennetz ging die Zahl der Todesopfer um zwölf Prozent zurück.

Dass ist die Verkehrssicherheit bei Tempo 80 statt 100 steigt, ist kein Wunder, sondern die Folge physikalischer Gesetze. Der Anhalteweg, der sich aus Reaktionsweg und Bremsweg zusammensetzt, ist bei Tempo 80 deutlich kürzer als bei Tempo 100. Ein Pkw, der mit Tempo 80 einen Anhalteweg von 55 Metern hat, hat mit Tempo 100 einen Anhalteweg von 79 Metern und nach 55 Metern noch ein Tempo von 68 Kilometer pro Stunde, verdeutlicht der VCÖ. Die Gefahr, dass ein Aufprall mit dieser Geschwindigkeit mit schwersten oder tödlichen Verletzungen endet, ist sehr hoch. „Auch Österreich würde mit Tempo 80 statt 100 auf Freilandstraßen Menschenleben retten und seinem Verkehrssicherheitsziel näher kommen“, betont VCÖ-Experte Schwendinger.

Auch auf der Autobahn ist es in den skandinavischen Staaten gemütlicher und sicherer. In Finnland gilt als Höchstgeschwindigkeit 120 km/h, in Schweden 110 km/h und in Norwegen 100 km/h. Insgesamt ist das Tempolimit auf Autobahnen in sieben EU-Staaten niedriger als in Österreich, zudem gilt in den Niederlanden zwischen sechs und 19 Uhr eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h, informiert der VCÖ. In Italien und Kroatien gilt so wie in zehn weiteren EU-Staaten (exklusive Österreich) Tempolimit 130.

Im Ortsgebiet gilt in Spanien landesweit auf den meisten Straßen Tempo 30. In den Niederlanden gilt in den Städten auf bereits rund 70 Prozent der Straßen Tempo 30. Im finnischen Helsinki ist auf allen Straßen in Wohngebieten und im Stadtzentrum 30 km/h die Höchstgeschwindigkeit. Und in Brüssel trat mit 1. Jänner dieses Jahres ein flächendeckendes Tempo 30 in Kraft, 50 km/h sind nur auf extra gekennzeichneten Hauptstraßen erlaubt.

Schneller als erlaubt zu fahren erhöht das Unfallrisiko, den Spritverbrauch und damit den CO2-Ausstoß und kommt in den meisten europäischen Ländern teurer als in Österreich. In Kroatien beträgt die Mindeststrafe fürs Überschreiten des Tempolimits um 20 km/h 70 Euro, in Spanien und Griechenland 100 Euro, in Frankreich 135 Euro, in der Schweiz  umgerechnet 165 Euro, in Italien 175 Euro, in den Niederlanden 180 Euro und in Schweden umgerechnet rund 235 Euro, berichtet der VCÖ.

VCÖ: In vielen europäischen Staaten sind die Tempolimits auf Freilandstraßen niedriger (Höchstgeschwindigkeit auf Freilandstraßen (in Klammer Autobahnen))

Schweden: 70 (110 km/h)

Norwegen: 80 km/ h (100 km/h)

Zypern: 80 km/ h (100 km/h)

Finnland: 80 km/h (120 km/h)

Schweiz: 80 km/h (120 km/h)

Dänemark: 80 km/h (130 km/h)

Frankreich:  80 km/h (130 km/h)

Niederlande: 80 km/h (130 km/h – zw. 6 und 19 Uhr )

Liechtenstein: 80 km/h (keine Autobahn)

Malta: 80 km /h (keine Autobahn)

Belgien: 90 km/h (120 km/h)

Portugal: 90 km/h (120 km/h)

Spanien: 90 km/h (120 km/h)

Griechenland: 90 km/h (130 km/h)

Italien: 90 km/h (130 km/h)

Kroatien: 90 km/h (130 km/h)

Litauen: 90 km/h (130 km/h)

Luxemburg: 90 km/h (130 km/h)

Slowakei: 90 km/h (130 km/h)

Slowenien: 90 km/h (130 km/h)

Tschechien: 90 km/h (130 km/h)

Ungarn: 90 km/h (130 km/h)

Bulgarien: 90 km/h (140 km/h)

Estland: 90 km/h (keine Autobahn)

Lettland: 90 km/h (keine Autobahn)

Großbritannien: 96 km/h (112 km/h)

Irland    100 km/h (120 km/h )

Rumänien: 100 km/h  (130 km/h)

Österreich: 100 km/h  (130 km/h)

Polen: 100 km/h  (140 km/h  )

Deutschland: 100 km/h (Richtgeschwindigkeit, kein Limit)

Quelle: EU-Kommission, VCÖ 2021

 

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