VCÖ: In Österreich wurden im Vorjahr fast 124.000 Lenker mit Handy am Steuer erwischt - Handy am Steuer Delikte zum dritten Mal in Folge gestiegen

VCÖ: Durch Handy am Steuer so schlechte Reaktion wie mit 0,8 Promille

VCÖ (Wien, 21. August 2020) – Im Vorjahr hat die Exekutive in Österreich 123.888 Lenkerinnen und Lenker beim Handy-Telefonieren am Steuer erwischt, um 8.418 mehr als im Jahr 2018. Wer mit dem Handy am Ohr telefoniert, reagiert so schlecht wie ein Alko-Lenker mit 0,8 Promille, macht der VCÖ aufmerksam. Es wurden vier Mal so viel Handy-Lenker wie Alko-Lenker erwischt. Wer während des Lenkens ein SMS oder E-Mail schreibt, ist bis zu zwei Sekunden im Blindflug unterwegs, das Unfallrisiko steigt auf bis zu das 23-Fache. Der VCÖ fordert die Aufnahme von Handy am Steuer ins Vormerksystem und verstärkte Kontrollen insbesondere im Ortsgebiet.

Im Vorjahr wurde im Schnitt alle vier Minuten ein Lenker oder eine Lenkerin beim verbotenen Handy-Telefonieren am Steuer erwischt, verdeutlicht der VCÖ. Die Zahl der geahndeten Handy-am-Steuer-Delikte ist in Österreich zum dritten Mal in Folge gestiegen, auf mittlerweile 123.888, wie aktuelle Daten des BMI zeigen. Die tatsächliche Anzahl der Vergehen ist um ein Vielfaches höher. Eine Erhebung des KfV gab, dass Österreichs Autofahrer allein an einem Tag mehrere Hunderttausend Telefonate ohne Freisprecheinrichtung führen. Wie viele Vergehen geahndet werden, hängt vor allem von der Kontrolldichte ab.

„Handy am Steuer ist kein Kavaliersdelikt, sondern erhöht massiv das Unfallrisiko“, stellt VCÖ-Sprecher Christian Gratzer fest. Wer mit dem Handy am Ohr telefoniert, reagiert so schlecht wie ein Alkolenker mit 0,8 Promille. Handy-Telefonierende Autofahrer reagieren etwa um eine halbe Sekunde später. Im Straßenverkehr, wo oft ein Bruchteil einer Sekunde entscheidet, ob es zu einem Unfall kommt oder nicht, kann das fatale Folgen haben, wie ein Beispiel des VCÖ zeigt.

Läuft ein Kind zwölf Meter vor einem Pkw, der 30 km/h fährt, auf die Straße, kann ein aufmerksamer Lenker sein Auto vor dem Kind zum Stillstand bringen. Ein Autofahrer, der eine halbe Sekunde verzögert reagiert, fährt das Kind mit einer Geschwindigkeit von rund 25 km/h nieder, was zu schweren Verletzungen führen kann, verdeutlicht der VCÖ. Die derzeitige Strafhöhe von 50 Euro steht in keinem Verhältnis zum Gefährdungspotenzial des Delikts.

Wer beim Autolenken am Handy tippt oder im Internet surft, ist sogar bis zu zwei Sekunden im Blindflug unterwegs. Ein Pkw legt mit 30 km/h in zwei Sekunden rund 17 Meter zurück, bei 50 km/h rund 28 Meter, 44 Meter bei 80 km/h, rund 55 Meter bei 100 km/h und 72 Meter bei 130 km/h.

In anderen Staaten Europas sind die Strafen für Handy-am-Steuer um ein Vielfaches höher. In Italien beträgt die Mindeststrafe 165 Euro, in Spanien und Dänemark jeweils 200 Euro, in Großbritannien umgerechnet 235 Euro und in den Niederlanden 240 Euro. In vielen Staaten ist Handy am Steuer auch ein Delikt im Punkteführerschein bzw. Vormerksystem. „Ein großer Vorteil der Aufnahme von Handy am Steuer ins Vormerksystems ist, dass damit gezielt bei jenen Lenkerinnen und Lenker, die ein Vergehen begangen haben, Bewusstseinsarbeit gemacht werden kann. Deshalb ist es wichtig, dass Handy am Steuer endlich auch in Österreich Teil des Vormerksystems wird“, betont VCÖ-Sprecher Gratzer.

Die Kontrolldichte ist vor allem im Ortsgebiet zu erhöhen, wo die schwächsten Verkehrsteilnehmer, wie Kinder sowie ältere Fußgängerinnen und Fußgänger durch Handy-Lenker besonders gefährdet sind. Die meisten Handy-Vergehen wurden im Vorjahr in Wien mit 26.613 und Niederösterreich mit 23.927 geahndet, berichtet der VCÖ. In der Steiermark waren es 22.105, in Oberösterreich 16.247. Österreichweit wurden vier Mal so viele Handy-Vergehen wie Alkohol am Steuer (30.930) geahndet.

VCÖ: Seit dem Jahr 2010 mehr als 1 Million Handy-Delikte geahndet (Anzahl Strafen in Österreich wegen Handy am Steuer)

Jahr 2019: 123.888 Vergehen gegen Handy-Verbot am Steuer

Jahr 2018: 115.470

Jahr 2017: 113.770

Jahr 2016: 105.859

Jahr 2015: 109.028

Jahr 2014: 130.621

Jahr 2013: 137.554

Jahr 2012: 148.594

Jahr 2011: 149.081

Jahr 2010: 128.221

Summe: 1.262.086

Quelle: BMI, VCÖ 2020

VCÖ: In Wien und Niederösterreich wurden die meisten Handy-Vergehen geahndet (Anzahl Strafen wegen Handy am Steuer im Jahr 2019, in Klammer Jahr 2018)

Wien: 26.613 (24.732)

Niederösterreich: 23.927 (24.504)

Steiermark: 22.105 (18.874)

Oberösterreich: 16.247 (13.377)

Tirol: 12.207 (10.615)

Salzburg: 8.175 (8.051 )

Kärnten: 7.036 (7.788)

Vorarlberg: 3.924 (3.501)

Burgenland: 3.627 (4.028)

Österreich: 123.888 (115.470)

Quelle: BMI, VCÖ 2020

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