VCÖ: In Österreich im Vorjahr mehr als doppelt so viele Verkehrstote wie in der Schweiz

VCÖ: Verkehrssicherheitsziel nur mit zusätzlichen Maßnahmen zu erreichen

VCÖ (Wien, 29. April 2020) – Die Zahl der Verkehrstoten ist in Österreich im Vorjahr statt zu sinken auf 416 Todesopfer gestiegen. Österreich droht damit das Verkehrssicherheitsziel für das Jahr 2020 – weniger als 312 Verkehrstote – weit zu verfehlen. Wie schlecht Österreichs Unfallbilanz des Vorjahres ist, zeigt der Vergleich mit der Schweiz, wo im Vorjahr 187 Menschen im Straßenverkehr getötet wurden. Der VCÖ fordert stärkere Maßnahmen gegen die Hauptunfallursachen zu hohes Tempo sowie Unachtsamkeit und Ablenkung.

„Das Jahr 2019 war für die Verkehrssicherheit ein annus horribilis. Die Zahl der Verkehrstoten ist statt zu sinken gestiegen, die Zahl der Kinder, deren Leben durch den Straßenverkehr ausgelöscht wurde hat sich von drei auf 16 verfünffacht. Diese Unfallbilanz des Schreckens muss Konsequenzen haben“, stellt VCÖ-Sprecher Christian Gratzer zur heue präsentierten Verkehrsunfallbilanz fest.

Der Straßenverkehr kostete in Österreich mehr als doppelt so vielen Menschen das Leben wie in der Schweiz, wo 187 Verkehrstote zu beklagen waren. Die Zahl der Schwerverletzten war in Österreich mit 7.384 doppelt so hoch wie in der Schweiz mit 3.639. In der Schweiz gibt es in den Orten viel Verkehrsberuhigung, allein in Bern gibt es mehr als 100 Begegnungszonen. Auf Freilandstraßen gilt Tempolimit 80 und auf Autobahnen Tempolimit 120. Und im Unterschied zu Österreich gibt es de facto keine Toleranzgrenzen beim Überschreiten von Tempolimits. Und die Verkehrssicherheit ist auch deshalb höher, weil die Schweiz ein dichtes Bahnnetz mit häufigen Verbindungen hat.

„Österreich ist gut beraten, so wie die Schweiz stärker gegen die Hauptunfallursache zu hohes Tempo vorzugehen. Denn sonst werden wir das Verkehrssicherheitsziel für das heurige Jahr verfehlen. Und wenn bei der Verkehrssicherheit Ziele verfehlt werden, kostet das Menschen ihr Leben“, sieht VCÖ-Sprecher Gratzer die Bundesregierung gefordert, rasch Maßnahmen zu setzen. Zudem soll Handy am Steuer ins Vormerksystem aufgenommen werden.

Mit der Lockerung der Maßnahmen nimmt der Verkehr in Österreich wieder zu. „Zum Schutz der Gesundheit der Bevölkerung braucht es rasch Maßnahmen, die verhindern, dass die Belastung durch den Verkehr wieder auf das Niveau vor der COVID19-Pandemie steigt“, stellt VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen fest.

Wirksam gegen die Zunahme des Verkehrslärms ist die verstärkte Verlagerung von Autofahrten auf das Fahrrad. Vor der Krise waren in Österreich vier von zehn Autofahrten kürzer als fünf Kilometer, eine für das Fahrrad ideale Distanz. Sechs von zehn Fahrten waren kürzer als zehn Kilometer, was für manche mit dem herkömmlichen Fahrrad und für viele mit einem E-Fahrrad gut zu bewältigen ist. „Damit alle, die häufiger Rad- statt Autofahren wollen, das auch tun können, ist dem Radverkehr mehr Platz einzuräumen und die Rad-Infrastruktur rasch auszubauen“, betont VCÖ-Expertin Rasmussen. Mit Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung kann in den Gemeinden und Städten zudem der Anteil der zu Fuß zurückgelegten Wege erhöht werden, was ebenfalls den Verkehrslärm reduziert.

Auch niedrigere Tempolimits verringern die Lärmbelastung. Wenn auf einer Freilandstraße mit 30.000 Kfz pro Tag das Tempolimit von 100 auf 80 km/h reduziert wird, sinkt die Lärmbelastung in 50 Meter Entfernung von 69 Dezibel auf 66 Dezibel, was die gleiche Wirkung hat, wie die Halbierung des Verkehrs. Auch Tempo 30 statt 50 im Ortsgebiet reduziert den Lärm deutlich - auch bei Elektro-Pkw, denn ab rund 30 km/h ist das Rollgeräusch von Autos im Normalbetrieb lauter als der Motorenlärm.

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