VCÖ: Im Vorjahr wurden 35 Fußgänger bei Verkehrsunfällen getötet – mehr als die Hälfte der Opfer über 70 Jahre

VCÖ fordert verstärkte Maßnahmen für ein seniorengerechtes Verkehrssystem

VCÖ (Wien, 14. Jänner 2022) – Die Zahl der tödlichen Fußgängerunfälle ist in Österreich im Vorjahr deutlich zurückgegangen, die größte Opfergruppe sind nach wie vor Seniorinnen und Senioren, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. 20 der 35 Fußgängerinnen und Fußgänger, die im Straßenverkehr ums Leben kamen, waren 70 Jahre oder älter. Die Hälfte der tödlichen Fußgängerunfälle mit Fremdverschulden wurden von Pkw verursacht. Der VCÖ fordert verstärkte Maßnahmen für ein seniorengerechtes Verkehrssystem im Ortsgebiet, wie mehr Verkehrsberuhigung, Tempo 30 statt 50 und übersichtliche Übergänge.

„Auch wenn im Vorjahr die Zahl der tödlichen Fußgängerunfälle so niedrig wie noch nie war, die Anzahl der Todesopfer ist mit 35 nach wie vor hoch“, stellt VCÖ-Expertin Lina Mosshammer fest. 35 Fußgängerinnen und Fußgänger verloren im Vorjahr bei Verkehrsunfällen ihr Leben. Die Zahl der Todesopfer war im Corona-Jahr 2021 um 16 niedriger als im Jahr 2020 und ist im Vergleich zum Jahr 2019 sogar um die Hälfte zurückgegangen. Die bisher niedrigste Anzahl an tödlichen Fußgängerunfällen gab es im Jahr 2018 mit 47 Todesopfern.

Bei 16 tödlichen Fußgängerunfällen gab es im Vorjahr laut Innenministerium Fremdverschulden. Die Hälfte dieser tödlichen Unfälle wurden von Pkw verursacht, weitere sechs tödliche Fußgängerunfälle wurden von Lkw und Klein-Lkw verursacht.

Unverändert hoch ist der Anteil von Seniorinnen und Senioren an den tödlichen Fußgängerunfällen: 20 Todesopfer waren 70 Jahre oder älter, elf davon älter als 80 Jahre, wie die VCÖ-Analyse zeigt. Auch in den vergangenen Jahren waren ältere Menschen die größte Opfergruppe bei den tödlichen Fußgängerunfällen. In den Jahren 2019 und 2020 kamen 120 Fußgängerinnen und Fußgänger bei Verkehrsunfällen ums Leben, 61 davon waren 70 Jahre oder älter.

„Das Verkehrssystem nimmt auf ältere Menschen zu wenig Rücksicht. Zusätzlich muss unser Verkehrssystem auch fehlertoleranter werden. Ein Fehler darf nicht mit schwersten oder gar tödlichen Verletzungen bestraft werden. Es braucht mehr Maßnahmen, die die Mobilität für ältere Menschen und somit für alle sicherer machen,“ betont VCÖ-Expertin Lina Mosshammer.

Im Ortsgebiet erhöht vor allem mehr Verkehrsberuhigung die Verkehrssicherheit. Als Höchstgeschwindigkeit sollte im Ortsgebiet Tempo 30 die Regel und Tempo 50 die Ausnahme sein. Wichtig sind zudem übersichtliche Straßenübergänge, ausreichend breite und barrierefreie Gehsteige und Fußgänger-Ampeln mit längeren Grünphasen und kürzeren Rotphasen, stellt der VCÖ fest.

Außerhalb der Ortsgebiete mangelt es noch immer an sichere Gehwegen zwischen Siedlungen und dem nächsten Ortsgebiet. Selbst Bus-Haltestellen sind nicht immer über einen baulich getrennten Gehweg erreichbar. „Fußgängerinnen und Fußgänger wurden lange Zeit in der Infrastrukturpolitik in den Bundesländern vernachlässigt. Um auch in den Regionen die Versäumnisse der Vergangenheit rasch zu sanieren, ist eine Infrastrukturoffensive für sichere Gehwege nötig“, betont VCÖ-Expertin Mosshammer.

Im Bundesländer-Vergleich gab es im Vorjahr in Oberösterreich die meisten tödlichen Fußgängerunfälle mit acht Todesopfern, informiert der VCÖ. Am zweithöchsten war die Opferzahl in Niederösterreich mit sieben, in Wien kamen sechs Fußgängerinnen und Fußgänger im Straßenverkehr ums Leben. Das Burgenland war das einzige Bundesland, das das Ziel „kein tödlicher Fußgängerunfall“ erreicht hat.

 

 

 

 

VCÖ: Fast jeder 4. tödliche Fußgängerunfall in Oberösterreich

(Bei Verkehrsunfällen getötete Fußgängerinnen und Fußgänger im Jahr 2021 (in Klammer 2020 / 2019))

Oberösterreich: 8 (10 / 15)

Niederösterreich: 7 (9/ 10)

Wien: 6 (6 / 8)

Tirol: 5 (6 / 6)

Salzburg: 4 (6 / 7)

Steiermark: 2 (8 / 8)

Kärnten: 2 (1 / 8)

Vorarlberg: 1 (5/ 4)

Burgenland: 0 (0 / 3)

Österreich: 35 (51 / 69)

Quelle: BMI, Statistik Austria, VCÖ 2022

 

VCÖ: Seniorinnen und Senioren sind die größte Opfergruppe bei tödlichen Fußgängerunfällen

(bei Verkehrsunfällen getötete Fußgänger in Österreich im Jahr 2021)

80 Jahre und älter: 11 Todesopfer

70 bis 79 Jahre: 9 Todesopfer

60 bis 69 Jahre: 6 Todesopfer

50 bis 59 Jahre: 3 Todesopfer

40 bis 49 Jahre: 2 Todesopfer

30 bis 39 Jahre: kein Todesopfer

20 bis 29 Jahre: 2 Todesopfer

15 bis 19 Jahre: 1 Todesopfer

0 bis 14 Jahre: 1 Todesopfer

Quelle: BMI, VCÖ 2022

 

VCÖ: Die Hälfte der tödlichen Fußgängerunfälle mit Fremdverschulden von Pkw verursacht (Unfallgegner bei tödlichen Fußgängerunfällen mit Fremdverschulden)

Pkw: 8

Lkw (über 3,5 Tonnen): 4

Klein-Lkw (bis 3,5 Tonnen): 2

Selbstfahrende Arbeitsmaschine: 1

Unbekannt: 1

Summe: 16

Quelle: BMI, VCÖ 2022

 

VCÖ: Zahl der tödlichen Fußgängerunfälle im Vorjahr stark zurückgegangen

(Bei Verkehrsunfällen in Österreich getötete Fußgängerinnen und Fußgänger)

Jahr 2021: 35 Todesopfer

Jahr 2020: 51

Jahr 2019: 69

Jahr 2018: 47

Jahr 2017: 73

Jahr 2016: 73

Jahr 2015: 84

Jahr 2014: 71

Jahr 2013: 82

Jahr 2012: 81

Jahr 2011: 87

Jahr 2010: 98

Quelle: BMI, Statistik Austria, VCÖ 2022

Zurück zur Übersicht

VCÖ: Männer verursachen doppelt so viele Unfälle mit Personenschaden wie Frauen

VCÖ (Wien, 7. März 2024) – Wären Männer so sicher mobil wie Frauen, dann wäre die Zahl der Verkehrstoten in Österreich nur halb so hoch, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse im Vorfeld des internationalen Frauentags zeigt. In den vergangenen drei Jahren kamen zweieinhalb Mal so viele Männer bei Verkehrsunfällen ums Leben wie Frauen. Nicht nur für sich selber, auch für andere sind Frauen sicherer unterwegs: Männer verursachen doppelt so viele Verkehrsunfälle mit Personenschaden wie Frauen und sind sechsmal so häufig als Alko-Lenker in Verkehrsunfällen beteiligt, informiert die Mobilitätorganisation VCÖ.

Mehr dazu
Foto: Sarah Duit