VCÖ: Im Vorjahr um ein Viertel weniger Schutzwegunfälle, aber jeder 3. Fußgängerunfall passierte auf einem Schutzweg!

VCÖ: Mehr Verkehrsberuhigung und mehr Tempo 30 statt 50 im Ortsgebiet

Foto: Zebrastreifen, welcher von mehreren Fußgängerinnen und Fußgängern überquert wird

VCÖ (Wien, 3. September 2021) – Der Verkehrsrückgang infolge der Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-19 Pandemie hat im Vorjahr zu rund einem Viertel weniger Schutzwegunfällen geführt, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Aber die Zahl der Opfer war auch im Vorjahr hoch: 873 Fußgängerinnen und Fußgänger wurden am Schutzweg verletzt, neun getötet. Im letzten September hat sich die Zahl der Schutzwegunfälle im Vergleich zum August fast verdoppelt. Mit dem Schulanfang ist erhöhte Aufmerksamkeit der Kfz-Lenkenden wichtig. Darüber hinaus ist mit verstärkter Verkehrsberuhigung und Tempo 30 statt 50 die Sicherheit der Fußgängerinnen und Fußgänger zu erhöhen, betont der VCÖ.

„Im Vorjahr wurden zwar mehr Alltagswege zu Fuß zurückgelegt, aber durch den Rückgang des Kfz-Verkehrs infolge der Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-19 Pandemie ist die Zahl der Fußgängerunfälle zurückgegangen“, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest. In Wien ist im Vorjahr der Anteil der zu Fuß zurückgelegten Wege an der Mobilität von 28 auf 37 Prozent gestiegen. Österreichweit sagten bei einer repräsentativen Umfrage 43 Prozent der Bevölkerung, dass sie infolge der Covid-19 Pandemie mehr Alltagswege zu Fuß zurücklegten. Es gab im Vorjahr in Österreich mit 2.694um rund 1.000 weniger Fußgängerunfälle, das ist ein Rückgang um 27 Prozent.

Auch die Zahl der Schutzwegunfälle ist um rund ein Viertel von 1.207 im Jahr 2019 auf 863 im Vorjahr zurückgegangen. Aber jeder dritte Fußgängerunfall passierte am Schutzweg. 873 Menschen wurden dabei verletzt, neun getötet, weist der VCÖ auf die Daten der Statistik Austria hin. Zu oft wird der sehr eindeutige Paragraph 9 der StVO missachtet. In diesem heißt es: „Der Lenker eines Fahrzeuges darf sich einem Schutzweg nur mit einer solchen Geschwindigkeit nähern, dass er das Fahrzeug vor dem Schutzweg anhalten kann.“

Im Bundesländer-Vergleich ist in Wien die Anzahl der Schutzwegunfälle mit 332 mit Abstand am höchsten, macht der VCÖ aufmerksam. Die zweithöchste Anzahl an Schutzwegunfällen verzeichnete im Vorjahr Oberösterreich mit 104, vor der Steiermark mit 97. Die meisten Todesopfer gab es aber in Tirol, wo vier Fußgängerinnen und Fußgänger am Schutzweg getötet wurden und in Vorarlberg mit drei Todesopfern. Die meisten Todesopfer waren älter als 70 Jahre.

Der VCÖ betont, dass es verstärkte Maßnahmen braucht, um die Sicherheit für Fußgängerinnen und Fußgänger zu erhöhen. „Wo Menschen unterwegs sind passieren Fehler. Deshalb muss ein Verkehrssystem so gestaltet werden, dass ein Fehler nicht die Gesundheit oder gar das Leben eines anderen Verkehrsteilnehmers gefährdet“, spricht sich VCÖ-Experte Schwendinger für verstärkte  Maßnahmen für ein fehlertolerantes Verkehrssystem aus.

Die Geschwindigkeit ist dabei ein zentraler Faktor. Ein Pkw, der bei 30 km/h einen Anhalteweg (Reaktions- und Bremsweg) von elf Metern hat, steht bei 50 km/h erst nach 24 Metern und hat nach elf Metern noch eine Geschwindigkeit von 49 km/h. Wird ein Fußgänger mit diesem Tempo niedergefahren sind schwerste Verletzungen die Folge. Mit Verkehrsberuhigung, baulichen Maßnahmen wie Aufpflasterungen und Gehsteigvorziehungen sowie mehr Tempo 30 statt 50 können Gemeinden und Städte die Sicherheit für die schwächsten Verkehrsteilnehmer deutlich erhöhen.

Wichtig ist auch das Umfeld von Schutzwegen so zu gestalten, dass Autofahrende eine gute Sicht auf Personen haben, die die Straßen überqueren möchten. Das bestehende Halte- und Parkverbot vor Schutzwegen ist von derzeit fünf auf mindestens zehn Meter zu erweitern, betont der VCÖ.

Auch Maßnahmen, die die Aufmerksamkeit erhöhen, sind wichtig, wie etwa verstärkte Kontrollen gegen Handy am Steuer. Wer mit dem Handy am Ohr telefoniert, reagiert etwa eine halbe Sekunde verspätet. Vor allem für ältere Menschen ist es wichtig, dass es erst gar nicht zu einem Unfall kommt. Seniorinnen und Senioren haben ein vielfach höheres Risiko bei einem Fußgängerunfall tödlich verletzt zu werden.

Für die eigene Sicherheit ist wichtig, vor dem Überqueren eines Schutzweges immer darauf zu achten, dass ein herannahendes Fahrzeug reagiert, möglichst Blickkontakt mit dem Kfz-Lenkenden herstellen. Angesichts des bevorstehenden Schulanfangs sind alle zu erhöhter Aufmerksamkeit im Straßenverkehr aufgerufen. Auch das Vermeiden von Autofahrten ist wichtig, Elterntaxis verschärfen nicht nur Verkehrsprobleme im Schulumfeld, sondern schaden auch dem eigenen Kind.

VCÖ: Jeder 3. Fußgängerunfall auf einem Schutzweg (Anteil Unfälle am Schutzweg an den Fußgängerunfällen im Jahr 2020, in der Klammer Anzahl der Schutzwegunfälle)

Österreich: 32,0 % (863)

Vorarlberg: 43,7 % (62)

Wien: 36,6 % (332)

Steiermark: 32,6 % (97)

Kärnten: 30,1% (49)

Tirol: 28,2 % (75)

Oberösterreich: 28,0 % (104)

Salzburg: 27,0 % (47)

Niederösterreich: 26,3 % (88)

Burgenland: 24,3 % (9)

Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2021

VCÖ: In Wien gab es die meisten verletzten Fußgängerinnen und Fußgänger bei Verkehrsunfällen am Schutzweg (Anzahl verletzte Fußgängerinnen und Fußgänger bei Unfällen am Schutzweg, in Klammer Todesopfer, Jahr 2020)

Österreich: 873 (9)

Wien: 338 (0)

Oberösterreich: 106 (1)

Steiermark: 95 (0)

Niederösterreich: 93 (0)

Tirol: 74 (4)

Vorarlberg: 61 (3)

Kärnten: 50 (0)

Salzburg: 47 (1)

Burgenland: 9 (0)

Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2021

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