VCÖ: Im heurigen Sommer mehr Verkehrstote in Österreich

VCÖ: Tempo 30 im Ort, Tempo 80 auf Freilandstraßen, Vormerksystem erweitern

Foto: Kleines Kreuz mit Kerzen neben einer Freilandstraße

VCÖ (Wien 1. September 2021) – 77 Menschen sind heuer im Juli und August nach vorläufigen Daten bei Verkehrsunfällen in Österreich ums Leben gekommen, informiert der VCÖ. Damit ist die Zahl der Verkehrstoten im heurigen Sommer um fünf höher als im Sommer des Vorjahres. Die meisten Todesopfer waren in Niederösterreich mit 19 zu beklagen, die wenigsten in Vorarlberg mit eins. Seit Jahresbeginn wurden im Straßenverkehr in Österreich bereits 224 Menschen getötet. Wirksame Maßnahmen, um die Zahl schwerer Verkehrsunfälle zu reduzieren, sind die Erweiterung des Vormerksystems um Schnellfahren und Handy am Steuer sowie niedrigere Tempolimits im Ortsgebiet und auf Freilandstraßen, betont der VCÖ.

Das Leben von 77 Menschen wurde im Juli und August durch Verkehrsunfälle in Österreich ausgelöscht, allein in den vergangenen zwei Tagen kamen fünf Menschen im Straßenverkehr ums Leben. Besonders tragisch war der gestrige Unfall auf der Südautobahn, bei dem zwei Kinder starben. Seit Jahresanfang kostete der Straßenverkehr bereits sechs Kindern das Leben, macht der VCÖ aufmerksam. Im vergangenen Juli und August gab es nach endgültigen Daten 72 Verkehrstote, nach 93 im Sommer 2019 und 78 im Sommer 2018. Niedriger als heuer war die Zahl der Todesopfer auch im Sommer 2014, als 75 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben kamen.

Im Bundesländer-Vergleich gab es im heurigen Sommer in Niederösterreich mit 19 die höchste Anzahl an Verkehrstoten, berichtet der VCÖ. In Oberösterreich verloren 14 Menschen bei Verkehrsunfällen ihr Leben, in der Steiermark 13, in Kärnten neun, in Tirol acht, in Wien fünf, im Burgenland und in Salzburg jeweils vier. Vorarlberg weist mit einem Verkehrstoten die niedrigste Opferzahl auf.  

Seit Jahresanfang kamen in Österreich nach vorläufigen Daten bereits 224 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben. Die Hauptunfallursachen waren zu hohe Geschwindigkeit sowie Unachtsamkeit und Ablenkung. Die höheren Strafen für Raser, die seit heute gelten, können nur ein erster Schritt sein, betont der VCÖ. „Tempolimits werden in Österreich von zu vielen als Mindestgeschwindigkeit und nicht als Höchstgeschwindigkeit betrachtet. Es ist insgesamt das Bewusstsein zu schärfen, dass zu schnelles Fahren alles andere als ein Kavaliersdelikt ist, sondern fatale Folgen haben kann“, stellt VCÖ-Sprecher Christian Gratzer fest. In der Führerscheinausbildung sollte ein stärkerer Fokus auf die Folgen von zu hohem Tempo gelegt werden.

Darüber hinaus ist ein Bündel an Maßnahmen nötig. Die zu hohen Toleranzgrenzen beim Überschreiten von Tempolimits sind nach Schweizer Vorbild zu reduzieren, die Einhaltung der Geschwindigkeiten sind stärker zu kontrollieren, auch durch mehr Radarboxen. Zudem soll Schnellfahren auch in Österreich ins Vormerksystem aufgenommen werden, so wie es in den meisten Punkteführerscheinen in Europa der Fall ist. Und: „Niedrigere Tempolimits mögen nicht populär sein, sie sind aber eine der wirksamsten Maßnahmen im Straßenverkehr, um die Zahl schwerer Unfälle zu verringern und damit Menschenleben zu retten“, betont VCÖ-Sprecher Gratzer. Auf Freilandstraßen sollte daher Tempo 80 die Regel und Tempo 100 nur dort erlaubt sein, wo es aus Sicht der Verkehrssicherheit zulässig ist.

Um die Sicherheit im Ortsgebiet zu erhöhen, setzen international immer mehr Städte großflächig Tempo 30 um, zuletzt Paris, davor unter anderem Brüssel. In Spanien gilt seit Mai landesweit Tempo 30 im Ortsgebiet auf Straßen mit einer Fahrbahn pro Richtung. In Graz gilt bereits seit September 1992 auf rund 80 Prozent des Straßennetzes Tempo 30. „Wo Menschen unterwegs sind, passieren Fehler, beispielsweise durch Ablenkung oder Unachtsamkeit. Niedrigeres Tempo trägt dazu bei, dass auch bei Fehlern noch rechtzeitig gebremst werden kann oder ein Zusammenstoß keine fatalen Folgen hat. Es ist wichtig, dass endlich auch in der Straßenverkehrsordnung der Schutz der Gesundheit und des Lebens absoluten Vorrang bekommt“, stellt VCÖ-Sprecher Gratzer fest.

 

VCÖ: In Österreich im heurigen Sommer mehr Verkehrstote  (Verkehrstote zwischen 1. Juli und 31. August in Österreich)

1.7. bis 31.8. 2021: 77 Verkehrstote (vorläufige Zahlen)

1.7. bis 31.8. 2020: 72 Verkehrstote

1.7. bis 31.8. 2019: 93 Verkehrstote

1.7. bis 31.8. 2018: 78 Verkehrstote

1.7. bis 31.8. 2017: 95 Verkehrstote

1.7. bis 31.8. 2016: 101Verkehrstote

1.7. bis 31.8. 2015: 106 Verkehrstote

1.7. bis 31.8. 2014: 75 Verkehrstote

1.7. bis 31.8. 2013: 124 Verkehrstote

1.7. bis 31.8. 2012: 128 Verkehrstote

1.7. bis 31.8. 2011: 107 Verkehrstote

1.7. bis 31.8. 2010: 121 Verkehrstote

Quelle: BMI, Statistik Austria, VCÖ 2021

 

VCÖ: In Vorarlberg ging Zahl der Verkehrstoten am stärksten zurück (Verkehrstote im Juli und August, in Klammer Anzahl im Juli und August 2020)

Niederösterreich: 19 Verkehrstote (16 Verkehrstote)

Oberösterreich: 14 Verkehrstote (15)

Steiermark: 13 Verkehrstote (6)

Kärnten: 9 Verkehrstote (10)

Tirol: 8 Verkehrstote (7)

Wien: 5 Verkehrstote (3)

Burgenland: 4 Verkehrstote (5)

Salzburg: 4 Verkehrstote (5)

Vorarlberg: 1 Verkehrstoten (5)

Österreich: 77 Verkehrstote (72)

Quelle: BMI, Statistik Austria, VCÖ 2021

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