VCÖ: Fußgänger mit niedrigstem Anteil an verursachten Unfällen – Anteil bei Klein-Lkw am höchsten

VCÖ: Gefahrenstellen für Fußgänger beseitigen - mehr Verkehrsberuhigung im Ortsgebiet

Foto: Grabkerzen mit Blumenstrauß

VCÖ (Wien, 21. Oktober 2020) – 3.845 Fußgängerinnen und Fußgänger waren im Vorjahr in Verkehrsunfällen beteiligt, zwei Drittel davon waren nicht der Unfallverursacher. Mit 32 Prozent weisen Fußgängerinnen und Fußgänger den niedrigsten Anteil an Unfallverursachenden auf, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt. Bei Klein-Lkw ist der Anteil an Unfallverursachern am höchsten: 62 Prozent, die in Unfällen involviert waren, waren auch die Verursacher. Der VCÖ fordert die Beseitigung von Gefahrenstellen für Fußgängerinnen und Fußgänger und mehr Verkehrsberuhigung im Ortsgebiet.

Im Vorjahr kam es in Österreich alle zweieinhalb Stunden zu einem Verkehrsunfall, bei dem ein Fußgänger oder eine Fußgängerin verletzt wurde. 3.845 Fußgängerinnen und Fußgänger waren in Unfällen beteiligt, nur 1.216 davon haben den Unfall verursacht. Mit rund 32 Prozent weisen Fußgängerinnen und Fußgänger den geringsten Anteil bei verursachten Unfällen auf, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt.

„Zwei von drei Fußgängerunfällen werden vom anderen Unfallbeteiligten verursacht. Es braucht in den Gemeinden und Städten verstärkt Maßnahmen, die dazu führen, dass ein Fehler eines Verkehrsteilnehmers keine schwerwiegenden Folgen für andere hat. Insbesondere Kinder und ältere Menschen sind besser zu schützen“, betont VCÖ-Experte Michael Schwendinger. 40 der 69 im Vorjahr bei Verkehrsunfällen getöteten Fußgängerinnen und Fußgänger waren älter als 64 Jahre. Zudem kamen im Vorjahr sechs zu Fuß gehende Kinder im Straßenverkehr ums Leben, weitere 557 Kinder wurden verletzt.

Gefahrenstellen für Fußgängerinnen und Fußgänger sind zu beseitigen. Dazu zählen unter anderem zu hohes Tempo im Straßenverkehr, unübersichtliche Kreuzungen und Straßenübergänge, zu schmale oder überhaupt fehlende Gehsteige. Der VCÖ bietet auf seiner Website die Möglichkeit an, Problemstellen im Wohnort in eine Karte einzutragen und zu melden. Der VCÖ leitet die Meldungen an die zuständigen Gemeinden, Städte und Bezirke weiter.

Gefordert sieht der VCÖ auch den Gesetzgeber. So ist das Halte- und Parkverbot vor Schutzwegen von derzeit fünf auf mindestens zehn Meter auszuweiten und besser zu kontrollieren. „Da in den vergangenen Jahren die Zahl hoher Autos, wie SUV, Pick-Ups und Kleintransporter, stark zugenommen hat, verstellen parkende Autos immer wieder Autofahrern die Sicht auf Kinder, die einen Schutzweg überqueren möchten“, schildert VCÖ-Experte Schwendinger das Problem.

Klein-Lkw weisen übrigens den höchsten Anteil an Unfallverursachern auf. Im Vorjahr waren Klein-Lkw in Österreich in 2.226 Unfällen mit Personenschaden beteiligt, bei 1.448 davon waren sie Unfallverursacher, das ist ein Anteil von rund 62 Prozent, macht der VCÖ aufmerksam. Auch bei Lkw unter 12 Tonnen ist der Anteil von 61 Prozent Unfallverursachern hoch. „Gelingt es die Zahl der Lkw-Fahrten in den Gemeinden und Städten durch eine bessere Logistik, gemeinsame Paketstationen und so genannte Micro-Hubs zu reduzieren, dann erhöhen wir damit auch die Verkehrssicherheit“, stellt VCÖ-Experte Schwendinger fest. Zudem ist die Nachrüstung von Lkw mit Abbiegeassistenten wichtig.

Bei den Individualverkehrsmitteln haben Radfahrende (inklusive E-Scooter) mit 37 Prozent den niedrigsten Anteil an Unfallverursachern, vor Motorradfahrern mit rund 38 Prozent und Mopeds mit 44 Prozent. Pkw sind laut Statistik Austria bei 52 Prozent der Unfälle, in denen sie beteiligt sind, Unfallverursacher.

Beim Öffentlichen Verkehr ist die Bahn Spitzenreiter: Im Vorjahr waren Bahnen in 60 Verkehrsunfällen beteiligt, aber nur bei einem einzigen auch Unfallverursacher. Straßenbahnen waren in 247 Verkehrsunfällen beteiligt und bei nur 17 davon Unfallverursacher, das ist ein Anteil von nur sieben Prozent. Busse waren in 581 Verkehrsunfällen involviert, bei jedem dritten war ein Bus der Verursacher.

VCÖ: Fußgängerinnen und Fußgänger mit niedrigstem Anteil an Unfallverursachern (Anteil an verursachten Unfällen an den Unfällen, an denen das jeweilige Verkehrsmittel beteiligt war, Österreich, Jahr 2019)

Fußgängerinnen und Fußgänger: 31,6 Prozent

Fahrrad (plus E-Scooter): 36,8 Prozent

Motorrad: 38,5 Prozent

Moped: 43,9 Prozent

Lkw über 12 Tonnen: 52,1 Prozent

Pkw: 52,4 Prozent

Lkw 3,5 bis 12 Tonnen: 60,8 Prozent

Lkw bis 3,5 Tonnen: 61,6 Prozent

Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2020

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