VCÖ: Fast jede 2. Gemeinde in Österreich unzureichend mit Öffentlichem Verkehr versorgt

VCÖ: Höchster Anteil mit sehr guter Öffi-Erreichbarkeit in Vorarlberg

Foto: VCÖ/Christian Gratzer

VCÖ (Wien, 15. Juni 2021) – Eine Hälfte von Österreichs Gemeinden ist gut mit dem Öffentlichen Verkehr erreichbar, die andere Hälfte jedoch unzureichend, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten von Austria Tech und ÖROK zeigt. Jede fünfte Gemeinde außerhalb Wiens hat ein sehr gutes öffentliches Verkehrsangebot, ein weiteres Drittel ein gutes. In Westösterreich ist der Anteil der Gemeinden und Städte, die mit Bahn oder Bus gut versorgt sind, höher als im restlichen Österreich. Der VCÖ fordert die rasche Umsetzung der im Regierungsprogramm verankerten flächendeckenden Mobilitätsgarantie.

1.142 Gemeinden und Städte in Österreich sind gut oder sogar sehr gut mit dem Öffentlichen Verkehr erreichbar, und damit knapp mehr als die Hälfte, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten von Austria Tech und Österreichischer Raumordnungskonferenz zeigt. Aber 954 Gemeinden weisen eine schlechte Versorgung mit öffentlichen Verkehrsmitteln auf. „Die Daten beziehen sich auf das Jahr 2019, das eingeschränkte Angebot ist also nicht auf die Covid-19 Pandemie zurückzuführen“, erklärt VCÖ-Experte Michael Schwendinger. Kriterien für die Qualität der Erreichbarkeit sind unter anderem die Häufigkeit von Verbindungen, Reisegeschwindigkeit und Anzahl von Haltestellen des Öffentlichen Verkehrs.

Die Unterschiede zwischen den Bundesländern sind groß. Die Siedlungsstruktur hat großen Einfluss auf das öffentliche Verkehrsangebot. Je zersiedelter eine Region ist, umso schwieriger ist die Versorgung mit öffentlichen Verkehrsmitteln. „Regionen und Gemeinden, die die Ortskerne stärken und Zersiedelung stoppen, können leichter ihrer Bevölkerung ein gutes öffentliches Verkehrsangebot zur Verfügung stellen“, betont VCÖ-Experte Schwendinger.

Während im Burgenland 60 Prozent der Gemeinden nicht gut mit dem Öffentlichen Verkehr erreichbar sind, beträgt der Anteil in Tirol 42 Prozent, im Land Salzburg 38 Prozent und in Vorarlberg nur 33 Prozent, informiert der VCÖ. Österreichweit sind 46 Prozent der Gemeinden unzureichend mit dem Öffentlichen Verkehr erreichbar. Dem gegenüber stehen in Vorarlberg 34 Prozent der Gemeinden, die sehr gut mit Öffentlichem Verkehr versorgt sind, 29 Prozent im Bundesland Salzburg, 22 Prozent in Tirol. In Oberösterreich sind es 20 Prozent, in Niederösterreich 19 Prozent und in Kärnten 16 Prozent.

Der VCÖ fordert für Österreichs Regionen ein dichteres Öffentliches Verkehrsnetz, den Ausbau und die Modernisierung von Regionalbahnen sowie häufigere Bahn- und Busverbindungen, und auch außerhalb der klassischen Pendelzeiten sowie in den Ferien und an anderen schulfreien Tagen. „Auch in den Regionen darf Mobilität nicht vom Autobesitz abhängig sein. Es braucht eine Mobilitätsgarantie, die als Ergänzung zum Linienangebot auch nachfragebasierte Angebote, wie Gemeindebusse und Anrufsammeltaxis umfassen kann“, weist VCÖ-Experte Schwendinger auf das Vorbild der Schweiz hin. In der Schweiz muss es in und aus allen Orten, in denen mindestens 300 Personen wohnen, arbeiten oder eine Ausbildung absolvieren, mindestens zwölf Busverbindungen pro Tag geben.

„Gerade angesichts der sich verschärfenden Klimakrise ist es wichtig, auch den Menschen in den Regionen den Umstieg auf klimaverträgliche Mobilität so einfach wie möglich zu machen. Jene, die wollen, sollen klimaverträglich mobil sein können. Und jene, die können, sollen mit Hilfe von Anreizen motiviert werden, das vorhandene Angebot zu nutzen“, stellt VCÖ-Experte Schwendinger fest.

Zur Mobilitätsgarantie zählt auch eine sichere Rad-Infrastruktur. In den Regionen sind vier von zehn Autofahrten kürzer als fünf Kilometer, sechs von zehn kürzer als zehn Kilometer, was für viele mit dem Fahrrad oder Elektro-Fahrrad gut bewältigbar ist, wenn es gute und sichere Rad-Verbindungen beispielsweise zwischen Siedlungen und dem nächstgelegenen Ortsgebiet gibt. Auch sollten Bahnhöfe und große Betriebe in der Region an das Radwegenetz angebunden sein.

 

VCÖ: Fast die Hälfte von Österreichs Gemeinden sind unzureichend mit Öffentlichem Verkehr versorgt (Anteil der Gemeinden in Österreich außerhalb von Wien)

Sehr gut versorgt: 19 Prozent (404 Gemeinden)

Gut versorgt: 35 Prozent (738 Gemeinden)

Schlecht versorgt: 46 Prozent (954 Gemeinden)

Quelle: ÖROK, Austria Tech, VCÖ 2021

 

VCÖ: Versorgung mit Öffentlichem Verkehr je nach Bundesland unterschiedlich (Anteil der Gemeinden mit sehr guter und guter Versorgung mit Öffentlichem Verkehr, in Klammer sehr gute Versorgung)

Vorarlberg: 67 Prozent (34 Prozent sehr gut)

Salzburg: 62 Prozent (29 Prozent sehr gut)

Tirol: 58 Prozent (22 Prozent sehr gut)

Kärnten: 55 Prozent (16 Prozent sehr gut)

Oberösterreich: 54 Prozent (20 Prozent sehr gut)

Niederösterreich: 54 Prozent (19 Prozent sehr gut)

Steiermark: 54 Prozent (15 Prozent sehr gut)

Burgenland: 40 Prozent (9 Prozent sehr gut)

Quelle: ÖROK, Austria Tech, VCÖ 2021

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