VCÖ: Erwartbare Zunahme des Verkehrslärms einbremsen

VCÖ: Mit niedrigeren Tempolimits und Verkehrsverlagerung Lärm reduzieren

VCÖ (Wien, 28. April 2020) – Die starke Verkehrsreduktion infolge der Maßnahmen zur Eindämmung der COVID19-Pandemie hat den Verkehrslärm deutlich reduziert. Anrainerinnen und Anrainer hörten Vogelgezwitscher statt Verkehrslärm. Der VCÖ weist darauf hin, dass in den kommenden Wochen ohne zusätzliche Maßnahmen der Verkehrslärm wieder deutlich zunehmen wird. Gegen die Zunahme des Verkehrslärms wirken die Verlagerung von Autofahrten auf das Fahrrad und auf öffentliche Verkehrsmittel sowie niedrigere Tempolimits, betont der VCÖ.

„Wir hören nun Vogelgezwitscher statt Verkehrslärm“, stellte Ende März der Bürgermeister der A3-Anreinergemeinde Großhöflein fest. Im heurigen März waren hier im Schnitt um 13.500 Kfz pro Tag weniger unterwegs als im März des Vorjahres. Auch österreichweit nahm der Verkehr stark ab, wie eine VCÖ-Analyse der Daten der Asfinag zeigt. Auf der A13 bei Matrei nahm die tägliche Verkehrsbelastung um 20.100 Kfz im Vergleich zum März des Vorjahres ab, auf der A10 bei Hallein um 22.100 Kfz und auf der A23 auf der Praterbrücke sogar um 57.000 Kfz.

Vor der Coronakrise waren in Österreich bereits mehr als 2,8 Millionen Personen einem zu hohen Lärm durch den Straßenverkehr ausgesetzt, macht der VCÖ aufmerksam. Als zu hoch gilt tagsüber ein Dauerschallpegel von 55 Dezibel oder mehr. Dauerhafter Verkehrslärm macht krank und kann viele gesundheitliche Probleme verursachen, wie erhöhten Blutdruck und Herz-Kreislauferkrankungen.

Mit der Lockerung der Maßnahmen nimmt der Verkehr in Österreich wieder zu. „Zum Schutz der Gesundheit der Bevölkerung braucht es rasch Maßnahmen, die verhindern, dass die Belastung durch den Verkehr wieder auf das Niveau vor der COVID19-Pandemie steigt“, stellt VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen fest.

Wirksam gegen die Zunahme des Verkehrslärms ist die verstärkte Verlagerung von Autofahrten auf das Fahrrad. Vor der Krise waren in Österreich vier von zehn Autofahrten kürzer als fünf Kilometer, eine für das Fahrrad ideale Distanz. Sechs von zehn Fahrten waren kürzer als zehn Kilometer, was für manche mit dem herkömmlichen Fahrrad und für viele mit einem E-Fahrrad gut zu bewältigen ist. „Damit alle, die häufiger Rad- statt Autofahren wollen, das auch tun können, ist dem Radverkehr mehr Platz einzuräumen und die Rad-Infrastruktur rasch auszubauen“, betont VCÖ-Expertin Rasmussen. Mit Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung kann in den Gemeinden und Städten zudem der Anteil der zu Fuß zurückgelegten Wege erhöht werden, was ebenfalls den Verkehrslärm reduziert.

Auch niedrigere Tempolimits verringern die Lärmbelastung. Wenn auf einer Freilandstraße mit 30.000 Kfz pro Tag das Tempolimit von 100 auf 80 km/h reduziert wird, sinkt die Lärmbelastung in 50 Meter Entfernung von 69 Dezibel auf 66 Dezibel, was die gleiche Wirkung hat, wie die Halbierung des Verkehrs. Auch Tempo 30 statt 50 im Ortsgebiet reduziert den Lärm deutlich - auch bei Elektro-Pkw, denn ab rund 30 km/h ist das Rollgeräusch von Autos im Normalbetrieb lauter als der Motorenlärm.

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