VCÖ: Durch Verkehrsrückgang heuer erstmals in Österreich weniger als 400 Verkehrstote

VCÖ: Aber Verkehrssicherheitsziele wurde trotz zweimaligen Lockdowns verfehlt

Foto: Kleines Kreuz mit Kerzen neben einer Freilandstraße

VCÖ (Wien, 22. Dezember 2020) – 331 Menschen kamen seit Jahresanfang bei Verkehrsunfällen in Österreich ums Leben. Durch den Verkehrsrückgang wird Österreich heuer das erste Mal seit Bestehen der Unfallstatistik weniger als 400 Verkehrstote verzeichnen, macht der VCÖ aufmerksam. Das Verkehrssicherheitsziel für das Jahr 2020 wurde trotz zweimaligen Lockdowns verfehlt. Der VCÖ fordert verstärkte Verkehrssicherheitsmaßnahmen nach Schweizer Vorbild.

Erstmals seit Bestehen der Unfallstatistik sinkt in Österreich die Zahl der Todesopfer durch Verkehrsunfälle auf unter 400, macht der VCÖ aufmerksam. „Der starke Verkehrsrückgang infolge der Maßnahmen zur Eindämmung der Covid-19 Pandemie macht sich in der Unfallstatistik bemerkbar und führte zu weniger Unfällen“, weist VCÖ-Experte Michael Schwendinger auf die Unfallstatistik hin. Im 1. Quartal war die Zahl der Verkehrstoten noch um fünf höher als im 1. Quartal des Vorjahres. Im 1. Halbjahr war die Zahl der Todesopfer im Straßenverkehr dann um 44 niedriger als im 1. Halbjahr 2019 und heute liegt sie um 75 unter dem Wert des Vergleichszeitraums des Vorjahres.

Aber trotz zweimaligen Lockdowns verfehlt Österreich heuer deutlich sein Verkehrssicherheitsziel von weniger als 312 Todesopfer. Mit 331 verzeichnet Österreich um fast 80 Prozent mehr Verkehrstote als die Schweiz im gesamten - Coronafreien - Vorjahr, verdeutlicht der VCÖ. Der Schweiz ist es gelungen, die Zahl der Verkehrstoten zwischen 2010 und 2019 um rund 43 Prozent zu reduzieren, in Österreich betrug der Rückgang lediglich 25 Prozent.

„Die Schweiz setzt vor allem beim Tempo an. Die Tempolimits sind niedriger, so gilt auf den Freilandstraßen Tempo 80 statt 100, auf Autobahnen Tempolimit 120. Auch die Toleranzgrenzen sind niedriger, gleichzeitig sind die Strafen höher“, nennt VCÖ-Experte Schwendinger einige Unterschiede.

Die Städte wiederum setzen auf Verkehrsberuhigung, insbesondere auf Begegnungszonen, allein in der Hauptstadt Bern gibt es mehr als 100. In Begegnungszonen gilt maximal Tempo 20, Fußgängerinnen und Fußgänger haben Vorrang.

Zudem wirkt sich der hohe Bahnanteil positiv auf die Verkehrssicherheit aus. In der Schweiz wurden im Vorjahr mit durchschnittlich  2.500 Kilometer um rund 1.000 Kilometer pro Einwohner mehr mit der Bahn gefahren als in Österreich. „Wenn es uns gelingt, dass in Österreich durch den verstärkten Umstieg vom Auto auf die Bahn das Schweizer Niveau erreicht wird, dann geht auch die Zahl der tödlichen Verkehrsunfälle zurück“, stellt VCÖ-Experte Schwendinger fest. Eine VCÖ-Analyse zeigt, dass im Zeitraum 2017 bis 2019 in Österreich das tödliche Unfallrisiko mit dem Pkw pro Milliarde Personenkilometer 94 Mal so hoch war wie mit der Bahn. Umso wichtiger ist es, auch die Regionalbahnen auszubauen und zu verbessern und die Anzahl der Verbindungen zu erhöhen.

Die meisten Verkehrstoten waren heuer in Niederösterreich zu beklagen mit 88 (um 13 weniger als im gesamten Vorjahr), in Oberösterreich kamen seit Jahresanfang 61 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben (minus 26) und in der Steiermark 51 (minus 21). Die wenigsten Verkehrstoten verzeichnet Wien, wo heuer so wie im Vorjahr zwölf Menschen im Straßenverkehr ums Leben kamen.

VCÖ: Heuer erstmals weniger als 400 Verkehrstote – aber Verkehrssicherheitsziel verfehlt

1.1. – 21.12. 2020: 331 Verkehrstote

Verkehrssicherheitsziel 2020: weniger als 312 Verkehrstote

Jahr 2019: 416 Verkehrstote

Jahr 2018: 409 Verkehrstote

Jahr 2017: 414 Verkehrstote

Jahr 2016: 432 Verkehrstote

Jahr 2015: 479 Verkehrstote

Jahr 2014: 430 Verkehrstote

Jahr 2013: 455 Verkehrstote

Jahr 2012: 531 Verkehrstote

Jahr 2011: 523 Verkehrstote

Jahr 2010: 552 Verkehrstote

Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2020

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