VCÖ: Dieselskandal belastet Wiens Luftqualität –UBA-Studie zeigt, dass mangelnde Abgasreinigung schuld an Grenzwertwertüberschreitung ist

VCÖ: Verstärkte Maßnahmen zur Reduktion des Autoverkehrs nötig

VCÖ (Wien, 21. Februar 2018) – Bei der Messstelle Wien Hietzinger Kai wurde im Vorjahr erneut der Jahresgrenzwert für Stickstoffdioxid überschritten. Laut heute präsentierter Studie des Umweltbundesamts ist die Grenzwertüberschreitung die Folge dessen, dass Diesel-Pkw beim Fahren auf der Straße zu hohe Mengen an Stickoxiden ausstoßen. Im Zuge des Dieselskandals wurde bekannt, dass bei vielen modernen Diesel-Pkw die Abgasreinigung nur bei Temperaturen zwischen 20 und  30 Grad Celsius optimal funktioniert. Der VCÖ fordert rasche Konsequenzen aus der UBA-Studie.

„Die heute präsentierte Studie des Umweltbundesamt muss rasche Konsequenzen haben. Zum einen sind die Hersteller zur Nachrüstung der betroffenen Diesel-Pkw mit einer funktionierenden Abgasreinigung zu verpflichten. Und es sind  verstärkte Maßnahmen nötig, um den Autopendelverkehr zu reduzieren. Dafür braucht es mehr S-Bahnverbindungen sowie ein Netz an Radschnellwegen aus dem Umland in die Stadt“, stellt VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen fest.

Die Studie des Umweltbundesamts zeigt, dass der Dieselskandal massive Auswirkungen auf die Luftqualität hat. Bei der Messstelle an der Westeinfahrt beim Hietzinger Kai wurde im Vorjahr ein Jahresmittelwert von 44 Mikrogramm Stickstoffdioxid (NO2) pro Kubikmeter Luft gemessen, im Jahr 2016 betrug die Belastung 47 Mikrogramm NO2 pro Kubikmeter Luft. Der erlaubte Jahresgrenzwert liegt bei 40 Mikrogramm. Die Studie des Umweltbundesamts kommt zum Ergebnis: „Bei Einhaltung der Typprüfungsgrenzwerte auch im Realbetrieb wäre der Jahresmittelwert an dieser Messstelle bei 30 Mikrogramm statt der tatsächlichen 47 Mikrogramm NO2 gelegen.“

Stickstoffdioxid kann zu Atemwegs-Erkrankungen, Bronchitis sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen. Diese Woche veröffentlichte die deutsche Universität Jena eine Studie zu den gesundheitlichen Folgen von hoher Stickstoffdioxid-Belastung:  "Das akute Herzinfarkt-Risiko verdoppelte sich, wenn die Stickoxid-Konzentration innerhalb eines Tages um 20 Mikrogramm pro Kubikmeter anstieg.“ Der VCÖ weist auf die Werte der Station Wien Hietzing im Jahr 2017 hin: Am 19. Jänner 2017 betrug der Tagesmittelwert 62 Mikrogramm NO2 pro Kubikmeter Luft, am Tag darauf war die durchschnittliche Tagesbelastung bereits auf 93 Mikrogramm NO2 pro Kubikmeter gestiegen und am 21. Jänner betrug die Belastung sogar 100 Mikrogramm NO2.

„Je mehr Schadstoffe beim Auspuff rauskommen, umso mehr Schadstoffe gelangen in unsere Lungen. Gerade  für Kinder und ältere Menschen sind diese Schadstoffe sehr schädlich. Deshalb müssen die Hersteller endlich dazu verpflichtet werden, die betroffenen Schmutz-Dieselfahrzeuge mit einer funktionierenden Abgasreinigung nachzurüsten. Das Software-Update reicht nicht aus“, stellt VCÖ-Expertin Rasmussen fest. Die zu hohen realen Schadstoff-Emissionen der Fahrzeuge führen zudem dazu, dass die Stadt Wien und die anderen Bundesländer viele zusätzliche Maßnahmen ergreifen müssen, damit die Grenzwerte eingehalten werden.

Während die Wienerinnen und Wiener bereits 73 Prozent ihrer Alltagswege in Wien umweltfreundlich mit Öffis, zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen, braucht es verstärkte Maßnahmen um den Autoverkehr vom Umland nach Wien zu reduzieren. Der VCÖ fordert den Ausbau des S-Bahnnetzes und häufigere Verbindungen auf den bestehenden Strecken. Zudem braucht es ein Netz an direkten, möglichst kreuzungsfreien Radschnellwegen vom Umland nach Wien. „Sowohl das Fahrrad als auch das Auto sind Individualverkehrsmittel. Erfahrungen zeigen, dass dort, wo es eine gute Infrastruktur gibt, viele bereit sind, vom Auto auf das Fahrrad umzusteigen. Mit den immer beliebter werdenden Elektro-Fahrrädern sind für viele auch Distanzen von 15 oder 20 Kilometer gut bewältigbar“, weist VCÖ-Expertin Rasmussen auf internationale Vorbilder wie die Großstadtregion Kopenhagen und London hin sowie auf das deutsche Ruhrgebiet, wo ein 100 Kilometer langer Radschnellweg im Bau ist.

Zurück zur Übersicht