Heuer massiver Anstieg tödlicher Kinderunfälle - bereits 16 Kinder im Straßenverkehr getötet

VCÖ fordert Maßnahmen für kindgerechtes Verkehrssystem

VCÖ (Wien, 13. Dezember 2019) – Gestern wurde ein elfjähriger Bub in Tirol am Schutzweg von einem Pkw angefahren und tödlich verletzt. Er war bereits das 16. Kind, das heuer bei einem Verkehrsunfall in Österreich ums Leben kam, macht der VCÖ aufmerksam. Im Vergleich zu den vergangenen Jahren ist die Zahl der tödlichen Kinderunfälle massiv gestiegen. Der VCÖ fordert ein umfassendes Maßnahmenpaket für ein kindgerechtes Verkehrssystem.

„Der massive Anstieg von tödlichen Kinderunfällen im Straßenverkehr ist alarmierend und muss Konsequenzen haben“, stellt VCÖ-Sprecher Christian Gratzer fest. Im Vorjahr kamen drei Kinder bei Verkehrsunfällen ums Leben, heuer waren bereits 16 Todesopfer zu beklagen, informiert der VCÖ. Im Jahr 2017 haben Verkehrsunfälle das Leben von acht Kindern ausgelöscht, im Jahr 2016 von sieben Kindern. Seit dem Jahr 2010 starben 94 Kinder im Straßenverkehr. Fast 80 Prozent davon kamen als Pkw-Insassen (38 Todesopfer) oder als Fußgänger (34 Todesopfer) ums Leben.

Gestern wurde in Tirol ein Kind am Schutzweg von einem Pkw angefahren und tödlich verletzt. Sieben Kinder starben heuer als Fußgänger im Straßenverkehr. „Unser Verkehrssystem nimmt auf die schwächsten Verkehrsteilnehmer viel zu wenig Rücksicht. Die Folge dieses Verkehrssystems ist, dass Kinder für Fehler anderer mit ihrem Leben büßen müssen. Das ist inakzeptabel“, fordert VCÖ-Sprecher Gratzer umfassende Maßnahmen für ein kindgerechtes Verkehrssystem.

Im Ortsgebiet soll Tempo 30 statt 50 zur Regelgeschwindigkeit werden. Tempo 50 soll nur dort erlaubt sein, wo es aus Sicht der Verkehrssicherheit zulässig ist. Ein Auto, das bei Tempo 30 einen Anhalteweg (Reaktionsweg plus Bremsweg) von zwölf Metern hat, hat bei Tempo 50 einen Anhalteweg von 26 Metern und nach zwölf Metern noch die volle Geschwindigkeit, verdeutlicht der VCÖ. Das Risiko tödlich verletzt zu werden, nimmt mit dem Tempo massiv zu. Wird ein Fußgänger mit Tempo 50 angefahren, liegt das Risiko einer tödlichen Verletzung bei 80 Prozent, bei Tempo 30 bei zehn Prozent.

Wichtig für die Verkehrssicherheit von Kindern sind auch übersichtliche Straßenübergänge. Derzeit kommt es immer wieder vor, dass vor Schutzwegen parkende Fahrzeuge die Sicht auf Kinder verstellen, die die Straße überqueren möchten. „Auf unseren Straßen sind immer mehr Fahrzeuge unterwegs, die höher sind, wie beispielsweise Lieferwagen, große SUV und Pickups. Deshalb ist das Halte – und Parkverbot vor Schutzwegen von fünf auf zumindest zehn Meter auszudehnen“, betont VCÖ-Sprecher Gratzer. Darüber hinaus ist in Wohngebieten und im Umfeld von Schulen und Spielplätzen durch Verkehrsberuhigung die Sicherheit zu erhöhen. Auch ist das Bewusstsein zu schärfen, dass die Straßenverkehrsordnung klar regelt, dass Kinder im Straßenverkehr immer Vorrang haben.

Außerhalb des Ortsgebiets sind vor allem bei Bushaltestellen sichere Straßenübergänge mit niedrigerem Tempolimit und einer Mittelinsel umzusetzen. Auch der Mangel an baulich getrennten Gehwegen zwischen einer Wohnsiedlung und dem nächstgelegen Ortsgebiet ist ein Sicherheitsrisiko.

Nötig sind zudem verstärkte Maßnahmen, um die Aufmerksamkeit im Straßenverkehr zu erhöhen. Noch immer meinen zu viele, dass die Nutzung des Smartphones während des Lenkens ein Kavaliersdelikt wäre. „Wer mit dem Handy am Ohr telefoniert, reagiert so schlecht wie ein Alko-Lenker mit 0,8 Promille. Wer Nachrichten schreibt, ist bis zu zwei Sekunden im Blindflug unterwegs. Das ist für andere Verkehrsteilnehmer lebensgefährlich“, verdeutlicht VCÖ-Sprecher Gratzer. Der VCÖ fordert die Aufnahme von Handy am Steuer ins Vormerksystem und verstärkte Kontrollen.

VCÖ: Zahl der bei Verkehrsunfällen getöteten Kinder heuer dramatisch gestiegen
(Anzahl in Österreich im Straßenverkehr getötete Kinder)

1.Jänner bis 12. Dezember 2019: 16 Todesopfer

Gesamtjahr 2018: 3 Todesopfer

Gesamtjahr 2017: 8 Todesopfer

Gesamtjahr 2016: 7 Todesopfer

Gesamtjahr 2015: 11 Todesopfer

Gesamtjahr 2014: 8 Todesopfer

Gesamtjahr 2013: 10 Todesopfer

Gesamtjahr 2012: 8 Todesopfer

Gesamtjahr 2011: 13 Todesopfer

Gesamtjahr 2010: 10 Todesopfer Quelle: Statistik Austria, VCÖ 2019 

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