VCÖ: Boom im Online-Handel führt zu mehr Lieferverkehr - bis zu 500.000 Tonnen CO2 pro Jahr im städtischen Güterverkehr vermeidbar

VCÖ: Bis zum Jahr 2030 soll gesamte städtische Güterlogistik emissionsfrei sein

VCÖ (Wien, 23. Oktober 2018) – Der wachsende Gütertransport ist in Österreich ein großes Sorgenkind beim Klimaschutz. Der VCÖ weist darauf hin, dass sich die CO2-Emissionen des Lkw-Verkehrs seit dem Jahr 1990 fast verdoppelt haben. Durch die massive Zunahme des Online-Handels sind auch immer mehr Klein-Transporter unterwegs. Der hohe Schadstoff-Ausstoß von Diesel-Transportern ist vor allem für Städte ein Problem. Der VCÖ fordert verstärkte Maßnahmen, damit der urbane Gütertransport bis spätestens 2030 zur Gänze emissionsfrei erfolgt.

Bis zu 500.000 Tonnen CO2 pro Jahr können durch umfassende Maßnahmen im Bereich der städtischen Güterlogistik vermieden werden, wie ein aktueller Bericht des Umweltbundesamts zeigt. Das entspricht der jährlichen CO2-Menge, die in Österreich von 325.000 Benzin-Pkw mit durchschnittlicher Fahrleistung verursacht wird, verdeutlicht der VCÖ.

Der Verkehr ist der größte Problembereich beim Klimaschutz in Österreich. Die CO2-Emissionen des Autoverkehrs sind seit dem Jahr 1990 um 60 Prozent auf rund 14 Millionen Tonnen gestiegen, die CO2-Emissionen des Güterverkehrs haben sich in diesem Zeitraum auf 8,1 Millionen Tonnen fast verdoppelt. „Die Zunahme im Verkehrsbereich kommt auch aus ökonomischer Sicht teuer, denn die Investitionen der anderen Sektoren für die Verringerung der CO2-Emissionen werden dadurch wieder zunichte gemacht“, stellt VCÖ-Experte Markus Gansterer fest.

Die Kleintransporter mit weniger als 3,5 Tonnen höchstzulässigem Gesamtgewicht verursachen bereits 1,5 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr. Die Klein-Lkw sind vor allem bei Zustelldiensten im Einsatz. „Durch vermehrt kurzfristige und kleinteilige Lieferungen an Betriebe und den Boom im Online-Handel sind immer mehr Klein-Lkw unterwegs. In der Regel fahren diese mit Diesel und weisen sowohl eine schlechte CO2-Bilanz als auch hohe Schadstoff-Emissionen auf. Aufgrund der kürzeren Distanzen müssen Städte beim emissionsfreien Gütertransport eine Vorreiterrolle einnehmen“, sieht VCÖ-Experte Gansterer großen Handlungsbedarf. Die Anzahl der transportierten Pakete in Österreich hat sich im Vorjahr um rund 15 Prozent auf 209 Millionen erhöht, Tendenz weiter stark steigend.

Der Einsatz von Elektro-Transportern ist stärker als bisher zu forcieren und zu fördern, auch durch bessere Rahmenbedingungen. Die Steuerbegünstigung von Diesel ist ein Hindernis für eine rasche Umstellung der Fuhrparks und sollte rasch abgeschafft werden. Mit niedrigeren CO2-Grenzwerten für neue Lkw können die EU und die EU-Mitgliedsstaaten dazu beitragen, dass mehr emissionsfreie Transporter auf den Markt kommen, betont der VCÖ.

In den Städten selber kann der Einsatz von Elektro-Transporten gefördert werden, etwa indem emissionsfreie Fahrzeuge in Fußgängerzonen länger liefern dürfen als Transporter mit Verbrennungsmotor sowie durch Ausnahmen bei Zulieferungsverboten. Auch die Errichtung so genannter Mikro-Hubs fördert die emissionsfreie Zustellung. Kleine Mikro-Hubs gibt es beispielsweise bereits in der Seestadt Aspern und in der Wiener Innenstadt von DHL Express.

Auch zahlreiche internationale Beispiele zeigen den Erfolg der Mikro-Hubs, wie etwa in den Niederlanden, in Deutschland und in der Schweiz, informiert der VCÖ. Ein Lkw liefert die Waren zum Mikro-Hub und von dort erfolgt dann die Feinverteilung mit kleinen Elektro-Transportern oder mit Transport-Fahrrädern. In den Niederlanden gibt es auch große Mikro-Hubs. 16 City-Hubs am Stadtrand bedienen 22 Städte, jeder Hub liefert Waren an rund 75 Geschäfte. Im deutschen Oldenburg (165.000 Einwohner) liefern vier Elektro-Transport-Fahrräder täglich rund 300 bis 600 Pakete an Kundinnen und Kunden. Das Potenzial so genannter Cargo-Bikes ist sehr groß. Laut einer Studie des deutschen Verkehrsministeriums kann in Städten bis zu einem Viertel des Kfz-Wirtschaftsverkehrs auf Transportfahrräder verlagert werden.

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