Österreich verliert bei E-Autos Anschluss zur EU-Spitze

Diesel-Anteil bei Neuwagen in Österreich höher als im EU-Schnitt - SUV-Boom erschwert das Erreichen der Klimaziele

VCÖ (Wien, 9. September 2019) – Der Anteil der E-Pkw ist in der EU nach wie vor niedrig, wie eine heute veröffentlichte Studie des VCÖ-Dachverbands „Transport & Environment“ zeigt. Österreich liegt bei den E-Autos zwar besser als der EU-Schnitt, aber der Abstand zur EU-Spitze ist in den vergangenen eineinhalb Jahren deutlich größer geworden. Aus Klimaschutzsicht ist auch der SUV-Boom besorgniserregend: Der SUV-Anteil hat sich in der EU in den vergangenen zehn Jahren verfünffacht. Der VCÖ drängt auf eine rasche Abschaffung der Steuerbegünstigung von Diesel und auf eine stärkere CO2-Komponente bei der NoVA. 

Der Anteil der E-Pkw bei den Neuzulassungen nimmt in der EU nur langsam zu. Im Vorjahr waren nur 1 Prozent der Neuwagen reine Elektro-Autos, im 1. Halbjahr des heurigen Jahres waren es 1,5 Prozent. Österreich liegt zwar mit 2,0 Prozent im Vorjahr und 2,8 Prozent im 1. Halbjahr über den EU-Schnitt, liegt aber im Unterschied zu den Jahren 2016 und 2017 nicht mehr im EU-Spitzenfeld. In den Niederlanden waren im Vorjahr bereits 5,4 Prozent der Neuwagen E-Pkw und heuer im 1. Halbjahr sogar 7,5 Prozent. „Die Niederlande differenziert stärker bei der Zulassungssteuer. Mit steigendem CO2-Ausstoß werden Pkw deutlich teurer. Zusätzlich ist der Spritpreis in den Niederlanden höher als in Österreich, was den Kostenvorteil für E-Autos nochmals vergrößert“, erklärt VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen. Auch Schweden hat mit 5,0 Prozent einen deutlich höheren E-Autoanteil als Österreich.

Eine stärkere Spreizung bei der NoVA (Normverbrauchsabgabe) ist auch Österreich zu empfehlen, um die CO2-Emissionen der Neuwagenflotte deutlich zu reduzieren. Ergänzend zur prozentuellen Höhe der NoVA sollte ein Fixbetrag pro Gramm CO2 unabhängig vom Kaufpreis eingeführt werden. Die bestehende Höchstgrenze von 32 Prozent ist aufzuheben, der derzeitige pauschale Abzugsbetrag von 300 Euro zu streichen.

Ein Hindernis für die Zunahme der E-Pkw ist auch die Steuerbegünstigung von Diesel, betont der VCÖ. Der deutsche Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer hat zuletzt den niedrigen Dieselpreis als „Killer-Kriterium für die Elektromobilität“ bezeichnet. In Österreich ist die Mineralölsteuer für Diesel um 8,5 Cent pro Liter niedriger als für Benzin. Diese Steuerbegünstigung ist rasch zu streichen, auch weil beim Verbrennen von einem Liter Diesel um rund 13 Prozent mehr CO2 verursacht wird als beim Verbrennen von einem Liter Benzin. 

Österreich hatte im Vorjahr mit 41 Prozent einen höheren Dieselanteil bei den Neuwagen als der EU-Schnitt, der bei 37 Prozent lag. Am niedrigsten ist der Dieselanteil in den Niederlanden mit zwölf Prozent. „Die Niederlande werden heuer oder spätestens im kommenden Jahr einen höheren Anteil an E-Autos als an Diesel-Pkw haben“, macht VCÖ-Expertin Rasmussen aufmerksam.

Die Klimabilanz von reinen E-Pkw ist deutlich besser als jene von Diesel- und Benzin-Pkw, wie Daten des Umweltbundesamts zeigen. In der Gesamtbilanz (inklusive Fahrzeug- und Batterieherstellung, Energiebereitstellung und Recycling) verursacht ein E-Pkw in Österreich (inkl. Stromimporte) rund 96 Gramm CO2 pro Personenkilometer, der Durchschnitt von Benzin- und Diesel ist mit rund 216 Gramm mehr als doppelt so hoch. Werden E-Pkw mit Ökostrom betrieben, sinkt ihr CO2-Ausstoß auf durchschnittlich 52 Gamm CO2 pro Personenkilometer.

Negativ für die Klimabilanz des Verkehrs in der EU ist der SUV-Boom. Der Anteil der SUV bei den Neuzulassungen hat sich in den vergangenen zehn Jahren in der EU von 7 auf 36 Prozent verfünffacht. SUV sind schwerer, haben einen größeren Luftwiderstand und verbrauchen damit mehr Sprit als vergleichbare herkömmliche Modelle. Dadurch stoßen sie auch mehr CO2 aus. Und Autos, die heute verkauft werden, sind zehn bis fünfzehn Jahre im Einsatz, weist der VCÖ auf die langfristig negative Wirkung des SUV-Booms hin.

VCÖ: Österreich verliert bei E-Pkw den Anschluss an die EU-Spitze
(Anteil reine E-Pkw an den Pkw-Neuzulassungen im 1. Halbjahr 2019)

1. Niederlande: 7,5 Prozent
2. Schweden: 5,0 Prozent
3. Portugal: 3,0 Prozent
4. Österreich: 2,8 Prozent
5. Irland: 2,4 Prozent
6. Dänemark: 2,1 Prozent
7. Frankeich: 1,8 Prozent
8.Luxemburg: 1,8 Prozent
9. Finnland: 1,7 Prozent
10. Deutschland: 1,6 Prozent
11. Belgien: 1,5 Prozent
12. Großbritannien: 1,0 Prozent
13. Slowenien: 0,8 Prozent
14. Spanien: 0,8 Prozent
15. Ungarn: 0,8 Prozent
16. Bulgarien: 0,7 Prozent
17. Rumänien: 0,6 Prozent
18. Zypern: 0,6 Prozent
19. Italien: 0,5 Prozent
20. Lettland: 0,4 Prozent
21. Estland: 0,3 Prozent
22. Kroatien: 0,3 Prozent
23. Litauen: 0,3 Prozent
24. Tschechien: 0,3 Prozent
25. Griechenland: 0,2 Prozent
26. Slowakei: 0,2 Prozent
27. Malta: 0,1 Prozent
28. Polen: 0,1 Prozent

EU-Schnitt: 1,5 Prozent

Quelle: EAFO, VCÖ 2019

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