Österreich steuert auf beste Feinstaubbilanz zu – erstmals alle Messstationen deutlich unter Feinstaubgrenzwert

Aber 34 Messstellen liegen über dem Zielwert der WHO

VCÖ (Wien, 23. Dezember 2019) – Seit Beginn der Messungen war die Feinstaubbelastung in Österreich noch nie so gering wie heuer, macht der VCÖ aufmerksam. Unverändert ist auch im Jahr 2019 die Belastung in Graz mit bisher 16 Überschreitungstagen am höchsten. Der Wert liegt aber unter dem Grenzwert für die Gesamtzahl an Überschreitungstagen. Der Zielwert der Weltgesundheitsorganisation wurde jedoch an 34 Messstellen überschritten. Verkehrsnahe Messstellen weisen eine höhere Belastung auf. Mit mehr Öffis, Radverkehr, Gehen und emissionsfreien Lieferdiensten kann die Luftqualität weiter verbessert werden, betont der VCÖ. Und: Weniger Knallkörper, Böller und Feuerwerke bedeuten auch weniger Luftverschmutzung zu Silvester.

Die Feinstaubbilanz des Jahres 2019 fällt deutlich erfreulicher aus als in den vergangenen Jahren, stellt der VCÖ fest. Keine einzige Messstelle wird heuer Österreichs Grenzwert für PM10 Feinstaub überschreiten. Dieser sieht vor, dass an maximal 25 Tagen die Tagesbelastung höher als 50 Mikrogramm PM10 Feinstaub pro Kubikmeter Luft beträgt. Auch heuer ist die Feinstaubbelastung in Graz am höchsten. Bei der Messstelle Don Bosco war an 16 Tagen zu viel Feinstaub in der Luft, bei der Messstelle Graz Süd an 15 Tagen. Die Stadt mit der zweithöchsten Feinstaub-Belastung ist Linz, wo bei der Messstelle Römerberg an zwölf Tagen die Luftverschmutzung durch Feinstaub zu hoch war.

Der Hauptgrund für die deutliche Verbesserung der Luftqualität war das Wetter. Es gab weniger Inversionswetterlagen, in den Wintermonaten war das Wettergeschehen nicht von kalter Luft aus dem Osten, sondern vor allem von Nord- und Nordwestwetterlagen bestimmt.

„Es besteht leider kein Grund zum Aufatmen. Nach wie vor gelangen durch Verbrennungsprozesse viele gesundheitsschädliche Schadstoffe in die Luft. Gerade bei Feinstaub gibt es keine Grenze, unter der die Belastung durch die Partikel, die tief in den Organismus eindringen, unbedenklich wäre. Aus Gesundheitssicht sind die Zielwerte der Weltgesundheitsorganisation der Maßstab. Und diesen Zielwert haben heuer 34 Messstellen in allen Bundesländern außer Vorarlberg überschritten“, macht VCÖ-Experte Markus Gansterer aufmerksam. Der Zielwert der WHO liegt bei höchstens drei Tagen mit zu hoher Feinstaubbelastung.

Jede Reduktion der Schadstoffemissionen hat eine positive Wirkung auf die Gesundheit. Der Verkehr verursacht auf mehrfache Weise Feinstaubemissionen im Straßenraum. Zudem einen verursacht der Verkehr durch Brems- und Reifenabrieb sowie Aufwirbelung Feinstaub. Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor verschmutzen zusätzlich durch Abgase die Luft. Im Autoinneren ist die Schadstoffbelastung sehr hoch, wenn man auf stark befahrenen Straßen, etwa im Frühverkehr bei Stadteinfahrten, unterwegs ist. „Man fährt dann regelrecht in einer Abgaswolke und atmet eine schädliche Mischung an Schadstoffen ein“, erklärt VCÖ-Experte Gansterer. Insbesondere der sogenannte Ultra-Feinstaub sind extrem gesundheitsschädlich, weil sie in den Blutkreislauf und in die Lungenbläschen eindringen können.

Deshalb ist es vor allem für Ballungsräume wichtig, Lkw- und Autofahrten zu reduzieren. Durch mehr Bahn- und Busverbindungen sowie mit Radschnellwegen vom Umland in die Stadt kann der Autopendlerverkehr reduziert werden. In den Städten kann mit Verkehrsberuhigung und Begegnungszonen der Anteil von zu Fuß gehen und Radfahren erhöht werden. Zustelldienste sind rascher von schmutzigen Diesel-Fahrzeugen auf Elektro-Transporter und Cargo-Bikes umzustellen, fordert der VCÖ.

Der Verkehr sowie die Industrie verursachen das ganze Jahr über Feinstaubemissionen, Haushalte vor allem durch das Heizen in der kalten Jahreszeit. Für temporär hohe Luftverschmutzung sorgen nun zum Jahresende auch Böller, Knallkörper und Feuerwerke. In der Silvesternacht erreichen in vielen Städten die Feinstaubwerte die höchste Belastung des gesamten Jahres. Zusätzlich verursachen abgebrannte Knallkörper und Feuerwerksraketen laut Umweltbundesamt jährlich bis zu 1.000 Tonnen Müll. Die Lärmbelastung ist enorm und ist für Kleinkinder, ältere Menschen sowie für Haustiere und Wildtiere ein enormer Stressfaktor. Zudem verursacht die Herstellung – meist in China – große Umweltschäden und ebenso der Transport über viele tausende Kilometer von Asien nach Österreich. Es gibt viele gute Gründe, kein Geld für Knallkörper oder Feuerwerke zu verpulvern, stellt der VCÖ fest.

VCÖ: Feinstaubbelastung deutlich unter Grenzwert - aber über Zielwert der WHO
(Anzahl Tage mit Tagesfeinstaubbelastung von über 50 Mikrogramm PM10 pro Kubikmeter Luft; Grenzwert Immissionsschutzgesetz Luft: 25 Tage; Zielwert der Weltgesundheitsorganisation WHO: 3 Tage)

Graz Don Bosco: 16 Tage

Graz Süd: 15 Tage

Linz Römerberg B139: 12 Tage

Linz Stadtpark, Noßbergstraße: 10 Tage

Graz Ost: 8 Tage

Wien Stadlau: 8 Tage

Oberschützen: 7 Tage

Weiz: 7 Tage

Wien Floridsdorf: 7 Tage

Wien Taborstraße: 7 Tage

Gänserndorf: 6 Tage

Stockerau: 6 Tage

Lienz Amlacherkreuzung: 6 Tage

Wien A23 / Wehlistraße: 6 Tage

Wien AKH Gürtel: 6 Tage

Wien Gaudenzdorf / Gürtel: 6 Tage

Wien Kendlerstraße: 6 Tage

Wien Laaer Berg: 6 Tage

Illmitz am Neusiedler See: 5 Tage

Kittsee: 5 Tage

Mistelbach: 5 Tage

Schwechat: 5 Tage

Salzburg Rudolfsplatz: 5 Tage

Wien Belgradplatz: 5 Tage

Wien Kaiser-Ebersdorf: 5 Tage

Klagenfurt Völkermarkter Straße: 4 Tage

Biedermannsdorf: 4 Tage

Klosterneuburg B14: 4 Tage

Mannswörth bei Schwechat: 4 Tage Pillersdorf bei Retz

4 Tage Wiener Neudorf 

4 Tage Ziersdorf

4 Tage Hallein A10

4 Tage Wien Liesing

Quelle: Umweltbundesamt, VCÖ 2019

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