VCÖ: In Österreich werden heute um 75 Prozent mehr Kilometer mit Auto gefahren als im Jahr 1990

VCÖ: Zunahme des Verkehrs macht CO2-Einsparungen der anderen Sektoren zunichte

VCÖ (Wien, 22. Mai 2018) – Im Vorjahr legten Autos in Österreich rund 71 Milliarden Kilometer zurück, macht der VCÖ aufmerksam. Seit dem Jahr 1990 haben die von Autos gefahrenen Kilometer um 30 Milliarden Kilometer zugenommen. Auch der Lkw-Verkehr ist massiv gestiegen. Die starke Zunahme des Verkehrs macht die CO2-Einsparungen der anderen Sektoren wieder zunichte. Der VCÖ betont, dass Österreich seine Klimaziele nur mit umfassenden Änderungen im Verkehr erreichen kann.

„Die starke Zunahme des Auto- und Lkw-Verkehrs führt Österreich immer weiter von seinen Klimazielen weg. Nachdem zwischen 2005 und 2013 der Autoverkehr nur mehr geringfügig stieg, verzeichnen wir seit dem Jahr 2014 die stärkste Zunahme im vergangenen Vierteljahrhundert“, fasst VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten des Umweltbundesamts zusammen.

Bereits 71 Milliarden Kilometer legte im Vorjahr in Österreich der Pkw-Verkehr zurück, um 30 Milliarden Kilometer mehr als im Jahr 1990. In den 90er Jahren nahm der Autoverkehr im Schnitt um 1,35 Milliarden Kilometer pro Jahr zu, zwischen 2000 und 2005 um eine Milliarde Kilometer pro Jahr, zwischen 2005 und 2013 nur mehr um 0,6 Milliarden Kilometer, wie die VCÖ-Analyse zeigt. In dieser Periode nahm der Autoverkehr sogar zweimal ab, nämlich in den Jahren 2009 und 2012. Seit dem Jahr 2014 ist der Autoverkehr in Österreich im Schnitt um rund 1,7 Milliarden Kilometer gestiegen.

Ein Teil der Zunahme ist auf den sinkenden Besetzungsgrad infolge der Zweit- und Drittautos zurückzuführen. Während im Jahr 1990 im Schnitt noch 136 Personen in 100 Pkw saßen, sind es heute nur mehr 115. Im Jahr 1990 kamen 1.000 Personen im Schnitt mit 735 Autos ans Ziel, heute fahren 870 Autos, um 1.000 zu transportieren, also um 18 Prozent mehr, verdeutlicht der VCÖ.

Auch der Spritpreis hat großen Einfluss auf die Verkehrsentwicklung. In den Jahren mit höherem Spritpreis nahm der Autoverkehr nur leicht zu oder ging sogar zurück, während bei sinkenden und niedrigeren Spritpreisen der Autoverkehr besonders stark zunahm. Im Jahr 2017 kostete ein Liter Diesel im Schnitt um 31 Cent weniger als im Jahr 2012, und Eurosuper war um 27 Cent pro Liter billiger, macht der VCÖ aufmerksam.

Auch Zersiedelung und der Ausbau der Straßen haben die Zunahme des Autoverkehrs verstärkt. „Die Zunahme des Auto- und Lkw-Verkehrs macht die zum Teil teuren CO2-Einsparungen der anderen Sektoren wieder zunichte. Die Reduktion der vom Verkehr verursachten Emissionen ist nicht nur aus ökologischer Sicht nötig, sondern auch eine Frage der ökonomischen Vernunft. Umso mehr als der Kfz-Verkehr Erdölimporte in Höhe von mehreren Milliarden Euro pro Jahr verursacht“, betont VCÖ-Expertin Rasmussen.

Das Potenzial zur Verringerung des Autoverkehrs ist in Österreich sehr groß. 40 Prozent der Autofahrten der Österreicherinnen und Österreicher sind kürzer als 5 Kilometer, 60 Prozent kürzer als 10 Kilometer. Gerade die sehr beliebten Elektro-Fahrräder könnten viele Autofahrten ersetzen, vorausgesetzt es gibt eine gute Infrastruktur für den Radverkehr. Der VCÖ spricht sich daher für den massiven Ausbau der Radinfrastruktur aus. Neben Rad-Highways in den Ballungsräumen sind in den Regionen mehr sichere Radverbindungen nötig.

Um den Pendlerverkehr auf Klimakurs zu bringen sind darüber hinaus mehr Bahn- und Busverbindungen sowie österreichweit betriebliches Mobilitätsmanagement nötig. Der VCÖ fordert verstärkte Förderungen für betriebliches Mobilitätsmanagement. Beliebte Freizeit- und Tourismusziele sind optimal ans öffentliche Verkehrsnetz anzuschließen. Um Einkäufe umweltverträglich erledigen zu können, sind die Ortskerne und die Nahversorgung zu stärken, Supermärkte sollen immer auch gut mit dem Fahrrad erreichbar sein.

 

VCÖ: In den letzten Jahren sind die von Autos gefahrenen Kilometer wieder besonders stark gestiegen

(Pkw-Kilometer in Österreich)

Jahr 1990: 40,85 Milliarden Pkw-Kilometer

Jahr 1991: 42,53

Jahr 1992: 44,15

Jahr 1993:  45,22

Jahr 1994: 47,25

Jahr 1995: 48,02

Jahr 1996: 49,26

Jahr 1997: 50,41

Jahr 1998: 51,74

Jahr 1999: 53,34

Jahr 2000: 54,38

Jahr 2001: 55,37

Jahr 2002: 56,70

Jahr 2003: 57,69

Jahr 2004: 58,44

Jahr 2005: 59,42

Jahr 2006: 59,88

Jahr 2007: 61,04

Jahr 2008: 62,29

Jahr 2009: 61,98

Jahr 2010: 62,84

Jahr 2011: 63,85

Jahr 2012: 63,78

Jahr 2013: 64,55

Jahr 2014: 66,23

Jahr 2015: 67,95

Jahr 2016: 69,92

Jahr 2017*: 71,32 Milliarden Pkw-Kilometer

Quelle: Umweltbundesamt (1990-2016), VCÖ 2018 *Berechnung VCÖ

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