Mangelnder Klimaschutz im Verkehr kann Österreich viele Milliarden Euro kosten

Massiver Ausbau von Öffentlichen Verkehr und Rad-Infrastruktur nötig

VCÖ (Wien, 2. Mai 2019) – Auf Österreich rollt aufgrund mangelndem Klimaschutz eine Kostenlawine zu, warnt der VCÖ. Allein der bei Verfehlen der Klimaziele nötige Zukauf von Emissionszertifikaten kann Österreich über sechs Milliarden Euro kosten. Größter Problemsektor beim Klimaschutz ist der Verkehr. Dessen Emissionen sind statt zu sinken in den vergangenen vier Jahren massiv gestiegen. Die Verkehrszunahme macht die Einsparungen anderer Sektoren wieder zunichte. Der VCÖ fordert unter anderem deutlich mehr Bahn- und Busverbindungen sowie eine Infrastruktur-Milliarde für den Radverkehr.

„Die Warnungen von Umweltministerin Elisabeth Köstinger sind ernst zu nehmen. Mangelnder Klimaschutz wird Österreich sehr teuer kommen. Allein der nötige Zukauf von Emissionszertifikaten kann mehr als sechs Milliarden Euro kosten, das entspricht dem Volumen der aktuellen Steuerreform“, verdeutlicht VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen. Dazu kommen die Kosten für die Schäden der durch die Klimakrise zunehmenden extremen Wetterereignisse, wie Hitze, Starkregen und Stürme

Österreichs größter Problemsektor beim Klimaschutz ist der Verkehr. Der VCÖ weist darauf hin, dass im Vorjahr die CO2-Emissionen anstatt zu sinken zum vierten Mal in Folge gestiegen sind. Mit rund 24 Millionen Tonnen verursacht der Verkehr bereits um rund zehn Millionen Tonnen mehr CO2 als noch im Jahr 1990. „Die Verkehrszunahme macht die Einsparungen anderer Sektoren wieder zunichte“, stellt VCÖ-Expertin Rasmussen fest. So waren die Treibhausgas-Emissionen des Gebäudesektors zuletzt um 4,6 Millionen Tonnen niedriger als im Jahr 1990, die Emissionen der Abfallwirtschaft waren um 1,4 Millionen Tonnen niedriger und jene der Landwirtschaft um 1,3 Millionen Tonnen niedriger als im Jahr 1990. Während Verkehr und Gebäudesektor im Jahr 1990 beinahe gleich hohe CO2-Emissionen hatten, verursacht der Verkehr heute fast drei Mal so hohe klimaschädlichen Emissionen wie der Gebäudesektor, macht der VCÖ aufmerksam.

Der VCÖ betont, dass die Klimaziele im Verkehr nur erreichbar sind, wenn der Kfz-Verkehr reduziert wird. Das Potenzial in Österreich ist groß: Jede 10. Autofahrt ist in Gehdistanz, jede zweite in Radfahrdistanz und sechs von zehn Autofahrten sind kürzer als zehn Kilometer, was eine ideale Distanz für Elektro-Fahrräder ist. „Voraussetzung dafür, dass das Potenzial für den Radverkehr genutzt werden kann, ist eine gute Infrastruktur. Und daran mangelt es derzeit in vielen Teilen Österreichs“, fordert VCÖ-Expertin Rasmussen ein Infrastruktur-Milliarde des Bundes für den Ausbau der Rad-Infrastruktur in den Städten, Gemeinden und Regionen.

Zudem ist das Bahnnetz nach Schweizer Vorbild auszubauen und die Anzahl der Verbindungen zu erhöhen. Der VCÖ weist darauf hin, dass jede fünfte Stadt in Österreich nicht mit der Bahn erreichbar ist. "Klimaschutz-Maßnahmen im Verkehr schaffen zudem mehrfachen Zusatznutzen. Sie schaffen einen hohen Gesundheitsnutzen durch mehr Bewegung und bessere Luftqualität. Sie verringern die Staus, was der Bevölkerung und der Wirtschaft nützt. Und sie verbessern das Mobilitätsangebot und erhöhen damit die Freiheit in der Verkehrsmittelwahl", betont VCÖ-Expertin Rasmussen.

Um den Verkehr auf Klimakurs zu bringen, braucht es zudem die rasche Einführung einer CO2-Abgabe nach Vorbild Schwedens. Die klimaschädlichen Förderungen im Verkehr, die laut WIFO mehr als zwei Milliarden Euro pro Jahr betragen, sind zu streichen. Dazu zählen unter anderem die Steuerbegünstigung der privaten Nutzung von Firmenwagen, die Mineralölsteuer-Befreiung des Flugverkehrs und die Steuerbegünstigung für Dieseltreibstoff.

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