Lkw-Verkehr auf Österreichs Autobahnen hat in den vergangenen fünf Jahren massiv zugenommen

VCÖ fordert Mindestmaut auf EU-Ebene und verstärkte Lkw-Kontrollen in Österreich

VCÖ (Wien, 14. März 2019) – Der Lkw-Verkehr auf Österreichs Autobahnen hat in den vergangenen fünf Jahren rund doppelt so stark zugenommen wie das Wirtschaftswachstum, macht der VCÖ aufmerksam. Eine aktuelle VCÖ-Analyse von 196 Zählstellen der Asfinag zeigt, dass bei jeder siebten Zählstelle der Schwerverkehr um über 30 Prozent gestiegen ist. Der VCÖ weist darauf hin, dass Österreich seine Klimaziele nur mit weniger Lkw-Verkehr erreichen kann. Der VCÖ fordert verstärkte Lkw-Kontrollen, eine EU-weite Mindestmaut und den verstärkten Ausbau der Schiene.

„Was Autofahrer subjektiv empfinden, wird durch die Daten bestätigt. Der Lkw-Verkehr auf Österreichs Autobahnen hat in den vergangenen Jahren massiv zugenommen“, stellt VCÖ-Experte Markus Gansterer fest. Der VCÖ hat die Daten von 196 Zählstellen der Asfinag analysiert. Bei jeder siebten Zählstelle waren im Vorjahr um über 30 Prozent mehr Schwerfahrzeuge unterwegs als im Jahr 2013, bei jeder 5. Zählstelle nahm die Zahl der Schwerfahrzeuge zwischen 20 und 30 Prozent zu, bei knapp mehr als der Hälfte betrug die Zunahme zwischen 10 und 20 Prozent.

Während im Jahr 2013 bei keiner einzigen Zählstelle mehr als fünf Millionen Schwerfahrzeuge gezählt wurden, waren es im Vorjahr mit der A1 bei Haid und bei Traun bereits zwei. Die Zahl der Zählstellen mit vier bis fünf Millionen Lkw hat sich von zwei auf vier verdoppelt, jene mit drei bis vier Millionen Zählstellen ist von 28 auf 42 angestiegen, macht der VCÖ aufmerksam. Auf der A1 bei Haid ist an Werktagen bereits jedes 6. Fahrzeug ein Schwerfahrzeug, auf der Brennerautobahn sogar jedes 5. Fahrzeug. 

„Die Zahl der Lkw nimmt deutlich stärker zu als die Wirtschaft wächst. Die rechte Fahrspur ist zur rollenden Lagerhalle geworden. Viele Güter werden nur deshalb tausende Kilometer quer durch Europa transportiert statt in der Nähe zu beschaffen, weil der Lkw-Transport auf Kosten von Umwelt, Gesundheit und Sozialrechten so billig ist“, betont VCÖ-Experte Gansterer. Die negativen Auswirkungen der massiven Zunahme des Lkw-Verkehrs sind zahlreich: Luftverschmutzung, Lärmbelastung für die Anrainerinnen und Anrainer,  Abnützung der Straßen und dadurch verursachte Fahrbahnschäden sowie erhöhte Unfallgefahr. Erst diese Woche hat ein Lkw-Unfall auf der Tauernautobahn zu einem rund 30 Kilometer langen Stau geführt.

Der VCÖ fordert verstärkte Maßnahmen sowohl auf EU-Ebene als auch in Österreich. In Österreich sind mehr Lkw-Kontrollen nötig. Damit können mehr Lkw, die durch technische Mängel eine Gefahr darstellen, rechtzeitig aus dem Verkehr gezogen werden. Auch die arbeits- und sozialrechtlichen Bestimmungen sind stärker zu kontrollieren, die hohe Toleranzgrenze beim Überschreiten von Tempolimits – für Lkw gilt auf Autobahnen Tempolimit 80 – ist abzuschaffen. „Sozial- und Preisdumping kann nur durch verstärkte Kontrollen eingedämmt werden. Es geht hier auch um faire Wettbewerbsbedingungen für jene Frächter, die sich an die Regeln halten“, so VCÖ-Experte Gansterer.

Österreich kann zudem durch den rascheren Ausbau der Schieneninfrastruktur, durch mehr betriebliche Gleisanschlüsse und durch die Abschaffung der Steuerbegünstigung auf Diesel dazu beitragen, dass mehr Güter mit der Bahn statt mit Lkw transportiert werden. Gleichzeitig ist beim Ausbau der Autobahnen und Schnellstraßen auf die Bremse zu steigen. „Straßenausbau führt zu mehr Verkehr. Mit dem Ausbau der Autobahnen wurde schon in der Vergangenheit dem Lkw-Transit der rote Teppich ausgerollt“, stellt VCÖ-Experte Gansterer fest.

Für das Transitland Österreich sind zudem verstärkte Maßnahmen auf EU-Ebene nötig. Neben dem verstärkten Ausbau der grenzüberschreitenden Bahnverbindungen und dem Abbau bürokratischer Hürden spricht sich der VCÖ auch für eine europaweite Mindestmaut für Lkw aus. „Dass es sich rechnet, Schweine aus Ostdeutschland nach Italien zu transportieren, um dann als Schinken wieder nach Deutschland transportiert zu werden, zeigt, dass der Lkw-Transport in Europa zu billig ist“, verdeutlicht VCÖ-Experte Gansterer

VCÖ: Autobahnabschnitte der einzelnen Autobahnen mit dem jeweils stärksten Lkw-Verkehr (Anzahl Kfz > 3,5 Tonnen pro Werktag im Jahr 2018, in Klammer Änderung zu 2013 in Prozent)

A1 Haid: 20.010 pro Werktag (plus 13,9 Prozent)
A2 Biedermannsdorf: 17.590 pro Werktag (keine Daten für 2013)
A23 Praterbrücke: 15.150 pro Werktag (plus7,2 Prozent)
A8 Krenglbach  : 15.090 pro Tag (plus 15,1 Prozent)
S1 Laxenburger Straße: 14.820 pro Werktag ( plus 12,7 Prozent)
A25 Marchtrenk: 14.480 pro Werktag (plus 13,6 Prozent)
A21 Brunn am Gebirge:: 14.150 pro Werktag (plus 12,0 Prozent)
A12 Wörgl: 12.480 pro Werktag (plus 17,3 Prozent)
A4 Mannswörth: 12.090 pro Werktag (keine Daten für 2013)
A4 Bruckneudorf: 11.110 pro Werktag (plus 14,7 Prozent)
A2 Bad Vöslau: 10.370 pro Werktag (plus 17,8 Prozent)
A13 Gärberbach:10.120 pro Werktag (plus 26,2 Prozent)
A9 Schwarzlsee: 9.860 pro Werktag (keine Daten für 2013)
A10 Anif:8.640 pro Werktag (plus 11,9 Prozent)
A9 Wundschuh: 8.470 pro Werktag (plus 25,8 Prozent)
A22 Brigittenauer Brücke:  6.600 pro Werktag (plus 1,6 Prozent)
S 2 Hermann-Gebauer Straße: 6.310 pro Werktag (plus 20,7 Prozent)
A14 Wolfurt Lauterach: 6.100 pro Werktag (keine Daten für 2013)
A14 Pfändertunnel: 5.610 pro Werktag (plus 14,6 Prozent)
A5 Eibesbrunn: 4.870 pro Werktag (plus 29,3 Prozent)
S33 St. Pölten: 4.380 pro Werktag (plus 12,3 Prozent)
A6 Potzneusiedl: 3.750 pro Werktag (plus 18,0 Prozent)
S5 Zaina: 3.720 pro Werktag (plus 11,6 Prozent)
S6 Massenbergtunnel: 3.300 pro Werktag (plus 27,6 Prozent)
S35 Peggau: 3.160 pro Werktag (plus 38,2 Prozent)
S36 Zmöllach: 2.740 pro Werktag (plus 3,9 Prozent)
A3 Ebreichsdorf: 2.310 pro Werktag (plus 9,5 Prozent)
A11 St. Martin: 2.210 pro Werktag (plus 30,9 Prozent)
S16 Perjentunnel:  2.210 pro Werktag (plus15,0 Prozent)
S4 Wr. Neustadt Süd: 1.960 pro Werktag (plus 10,5 Prozent)
S3Göllersdorf: 1.790 pro Werktag (plus 15,4 Prozent)
S31 Wulkaprodersdorf: 1.630 pro Werktag (plus 9,5 Prozent)

Quelle: Asfinag, VCÖ 2019

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