VCÖ: Lkw-Verkehr auf Österreichs Autobahnen heuer im 1. Quartal stark gestiegen

VCÖ: Lkw-Transport zu billig – Verursacherprinzip nach Schweizer Vorbild stärker anwenden, betriebliche Gleisanschlüsse forcieren

VCÖ (Wien, 4. Mai 2018) – Der Lkw-Verkehr in Österreich nimmt weiter ungebremst zu, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Asfinag zeigt. Bei 133 von 160 ausgewerteten Zählstellen nahm der Lkw-Verkehr heuer um mehr als zwei Prozent zu, bei 83 sogar um mehr als vier Prozent. Um das im Regierungsprogramm festgelegte Ziel der Verlagerung von der Straße auf die Schiene zu erreichen, ist ein umfassendes Maßnahmenpaket nötig, betont der VCÖ. Nach Schweizer Vorbild ist das Verursacherprinzip beim Lkw-Transport stärker anzuwenden. Zudem sind betriebliche Gleisanschlüsse zu forcieren.

Was Autofahrer auf Österreichs Autobahnen und Schnellstraßen subjektiv empfinden, wird nun objektiv durch aktuelle Daten bestätigt. Der VCÖ hat 160 Zählstellen der Asfinag ausgewertet. Ergebnis: Im 1. Quartal des heurigen Jahres ist der Lkw-Verkehr in Österreichs erneut stark gestiegen. Bei fast jeder Zählstelle waren in den ersten drei Monaten mehr Lkw unterwegs als im 1. Quartal des Vorjahres. Bei 133 der 160 analysierten Zählstellen betrug die Zunahme mehr als zwei Prozent, bei 83 sogar mehr als vier Prozent.

„Besonders stark war die Zunahme auf den Nord-Süd-Transitrouten, also auf der Brennerautobahn und Tauernautobahn, sowie auf der Pyhrnautobahn und Innkreisautobahn“, berichtet VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen und weist auf die Folgen hin:  „Die Belastung für die Anrainer entlang der Transitrouten steigt, ebenso das Unfallrisiko für die Autofahrer und der Güterverkehr in Österreich entfernt sich dadurch immer stärker von den Klimazielen.“

Betriebliche Gleisanschlüsse sind stärker zu forcieren, auch die Raumordnungsgesetze sind entsprechend zu novellieren, betont der VCÖ. Darüber hinaus fordert der VCÖ ein umfassendes Maßnahmenpaket, das nach Schweizer Vorbild das Verursacherprinzip bei den durch den Lkw-Verkehr verursachten Schäden stärker zur Anwendung bringt. In der Schweiz ist die Lkw-Maut höher und sie gilt auf allen Straßen, wodurch Lkw auch für die am untergeordneten Straßennetz verursachten Schäden gerecht bezahlen. In Österreich hingegen werden nur Autobahnen und Schnellstraßen bemautet und damit weniger als zwei Prozent der Straßen.

Zudem wird in der Schweiz Diesel – der Treibstoff der Lkw – gleich hoch besteuert wie Benzin, in Österreich ist die Mineralölsteuer auf Diesel um 8,5 Cent pro Liter niedriger als auf Benzin. Und die Toleranzgrenze beim Überschreiten von Tempolimits beträgt in der Schweiz 3 bis 5 km/h, in Österreich fahren viele Lkw – trotz Tempolimit 80 - auf Autobahnen 90 km/h oder schneller. Auch die Zahl der Lkw-Kontrollen ist im Interesse der Verkehrssicherheit deutlich zu erhöhen, betont der VCÖ.

Der VCÖ sieht im EU-Vorsitz Österreichs die Chance, dass die Interessen der Bevölkerung in Zukunft stärker berücksichtigt werden. „Derzeit wird dem Lkw-Verkehr Vorrang vor der Gesundheit der Anrainerinnen und Anrainer gegeben. Hier ist Österreich gefordert, ein Umdenken zu erreichen“, betont VCÖ-Expertin Rasmussen. Wenn Güter auf der Bahn transportiert werden können, dann ist auch bei einem sektoralen Lkw-Fahrverbot der Warenverkehr sichergestellt und gleichzeitig wird  auf Gesundheit und Umwelt Rücksicht genommen.

Die Autobahn mit dem meisten Lkw-Verkehr war im 1. Quartal auch heuer die A1, bei Haid wurden in den ersten drei Monaten in Summe mehr als 1,3 Millionen Lkw gezählt, wie die VCÖ-Analyse zeigt. Die zweitstärkste Lkw-Belastung weist die A2 auf, wo 1,1 Millionen Schwerfahrzeuge gezählt wurden, bereits an dritter Stelle die A8 mit knapp mehr als eine Million Lkw bei Krenglbach. Die S1 ist die Schnellstraßen mit der stärksten Belastung, beim Tunnel Vösendorf wurden im 1. Quartal rund 985.000 Lkw gezählt.

 

VCÖ: Autobahnabschnitte der einzelnen Autobahnen mit dem jeweils stärksten Lkw-Verkehr

(Anzahl Lkw von 1.1. bis 31.3.2018, in Klammer Änderung zu 1.1. bis 31.3.2017)

A1 Haid: 1.315.500 Lkw (plus 3,8 Prozent)

A2 Biedermannsdorf: 1.106.900 (plus 4,3 Prozent)

A8 Krenglbach: 1.029.200 (plus 4,7 Prozent)

S1 Tunnel Vösendorf: 984.900 (plus 3,8 Prozent)

A25 Marchtrenk: 960.600  (plus 2,5 Prozent)

A23 Praterbrücke: 939.300 (plus 4,6 Prozent)

A21 Brunn am Gebirge: 926.000  (plus 3,2 Prozent)

A12 Wörgl: 878.800 (plus 6,3 Prozent)

A4 Bruckneudorf: 750.700  (plus 3,3 Prozent)

A13 Gärberbach: 747.300  (plus 12,7 Prozent)

A10 Anif: 561.600 Lkw (plus 3,6 Prozent)

A9 Wundschuh: 525.900 Lkw (plus 7,9 Prozent)

A7 Freindorf: 458.200 (plus 4,0 Prozent)

S2 Hermann Gebauer Straße: 406.500  (plus 10,5 Prozent)

A22 Kaisermühlen: 403.100  (plus 4,0 Prozent)

A14 Wolfurt-Lauterach: 400.300  (plus 5,5 Prozent)

A5 Eibesbrunn: 314.400  (plus 8,0 Prozent)

S33 St. Pölten: 259.800 Lkw (plus 1,9 Prozent)

A6 Potzneusiedl: 235.500 Lkw (plus 3,4 Prozent)

S5 Zaina: 220.400 (minus 1,8 Prozent)

S36 Zmöllach: 168.500 (plus 1,0 Prozent)

S6 St. Marein: 159.400 (plus 5,7 Prozent)

A11 St. Martin: 153.900 (plus 8,1 Prozent)

A3 Ebreichsdorf: 143.400  (plus 1,9 Prozent)

S16 Perjentunnel: 139.200 (minus 7,0 Prozent)

S35 Peggau: 131.500  (plus 4,9 Prozent)

S3 Göllersdorf: 112.100 (plus 3,9 Prozent)

S4 Wr. Neustadt Süd: 108.600 (plus 2,9 Prozent)

S31 Wulkaprodersdorf: 96.600  (minus 0,6 Prozent)

Quelle: Asfinag, VCÖ 2018

Zurück zur Übersicht