In Österreich wurden im Vorjahr 31 Milliarden Kilometer mit Bahn, Bus, Bim und U-Bahn gefahren

VCÖ-Fachkonferenz: Österreich braucht mehr Bahn und Bus, um Klimaziel zu erreichen

VCÖ (Wien, 15. Mai 2019) – In Österreich wurden im Vorjahr so viele Kilometer wie noch nie zuvor mit Bahn, Bus, Straßenbahn und U-Bahn gefahren, macht der VCÖ aufmerksam. In Summe waren es rund 31 Milliarden Kilometer, um rund vier Milliarden Kilometer mehr als im Jahr 2010. Aber mit rund 83 Milliarden  Kilometer wurde zweieinhalb Mal so viel mit dem Auto gefahren. Die Klimaziele im Verkehr sind nur erreichbar, wenn die Zunahme beim Öffentlichen Verkehr mit einer Reduktion des Autoverkehrs einhergeht, betont der VCÖ. Dafür braucht es deutlich mehr Bahn- und Busverbindungen, eine verkehrssparende Raumordnung und steuerliche Anreize.

Rund 31 Milliarden Personenkilometer wurden im Vorjahr mit Bahn, Bus, Straßenbahn und U-Bahn in Österreich gefahren, so viele wie noch nie zuvor, macht der VCÖ aufmerksam. Im Vergleich zum Jahr 2010 ist die Verkehrsleistung um rund vier Milliarden Kilometer gestiegen. „Die Bereitschaft mit städtischen Öffis, Bahn und Bus zu fahren ist in Österreich sehr groß. Um die Klimaziele zu erreichen, ist es aber nötig noch viel mehr Autofahrten auf den Öffentlichen Verkehr zu verlagern“, stellt VCÖ-Experte Markus Gansterer fest. Im Vorjahr wurden rund 83 Milliarden Personenkilometer mehr mit dem Auto gefahren.

Das Klimaziel der Bundesregierung sieht eine Reduktion der Treibhausgas-Emissionen des Verkehrs um rund ein Drittel bis zum Jahr 2030 vor.  Laut Umweltbundesamt verursachen Pkw mit Diesel oder Benzin pro Personenkilometer im Schnitt vier Mal so CO2 wie ein Bus und  sogar 15 Mal so viel wie die Bahn. E-Pkw mit österreichischem Strommix verursachen sechseinhalb Mal so viel CO2 wie die Bahn.

Wie können Menschen zum Umstieg vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel motiviert werden? Diese Frage stand im Zentrum der heutigen VCÖ-Fachkonferenz in der Diplomatischen Akademie in Wien. Der Verkehrswissenschafter Stephan Tischler von der Universität Innsbruck betonte in seiner Keynote:  „Mobilitätsverhalten ist von verschiedensten Faktoren beeinflusst. Neben der Schaffung attraktiver Angebote im Öffentlichen Verkehr ist eine der zentralen Herausforderungen jedoch die Bezugnahme auf persönliche Einstellungen. Um die über Jahrzehnte gepflegte emotionale Bindung zum Pkw zu Gunsten des Öffentlichen Verkehrs aufzubrechen bedarf es neuer Konzepte unter Miteinbeziehung innovativer Verkaufs- und Marketingstrategien, Nutzung neuer technologischer Möglichkeiten wie auch die Rückbesinnung auf die klassischen Motive der Bedürfnisbefriedigung.“

Ein großes Potenzial zur Verlagerung gibt es auf den Arbeitswegen. „Pendlerinnen und Pendler, die auf Öffis umsteigen, ersparen sich viel Geld. Damit dies passiert, bedarf es zusätzlicher Angebote vor allem für die erste und letzte Meile. Modernes Mobilitätsmanagement umfasst sowohl Öffi-verträgliche Betriebsstandortwahl und Arbeitszeiten, als auch Shuttle-Dienste zum nächsten Bahnhof, Gratis-Jobtickets und Radinfrastruktur, alles in Verbindung mit betrieblicher Parkplatzbewirtschaftung“, betont Sylvia Leodolter, Abteilungsleiterin Umwelt und Verkehr in der AK Wien.

Der Verkehrswissenschafter Harald Frey von der TU-Wien weist auf bestehende Hürden für  den Öffentlichen Verkehr hin: „Zersiedelung macht eine flächendeckende Versorgung mit Öffentlichem Verkehr schwierig und teurer. Raumplanung und Bauordnungen beeinflussen maßgeblich die Verkehrsmittelwahl. Kompakte Siedlungsstrukturen und die Aufhebung der Pkw-Stellplatzverpflichtung sind grundlegende Voraussetzungen für eine Chancengleichheit zwischen Öffentlichem Verkehr und Auto.“

„Unter anderem haben wir mit letztem Fahrplanwechsel auf der Kremser- und Kamptalbahn und Gutensteinerbahn auf einen täglichen Stundentakt ausgeweitet“, weisen die Geschäftsführer des Verkehrsverbund Ost-Region (VOR) Wolfgang Schroll und Thomas Bohrn auf die Wichtigkeit von Taktfahrplänen und einer multimodalen Fahrplaninformation hin. „Im VOR AnachB Routenplaner können alle öffentlichen Verkehrswege auch mit Fuß-, Rad- oder Autostrecken kombiniert werden.“ 

Auf die wirtschaftliche Bedeutung des verstärkten Ausbaus des Öffentlichen Verkehrs macht Angela Berger, Geschäftsführerin des Verbands der Bahnindustrie, aufmerksam: „Investitionen in den öffentlichen Verkehr bringen auch Wertschöpfung in Österreich und das im doppelten Sinne: erstens ist es besser in unsere Infrastruktur zu investieren als in CO2-Zertifikate und zweitens resultieren die Investitionen direkt in Beschäftigung in Österreich, wenn die Aufträge an unsere heimische Bahnindustrie gehen.“

VCÖ: Noch nie wurde in Österreich so viel mit Bahn, Bus und städtischen Öffis  gefahren Jahr 2018 (Abschätzung): rund 31,2 Milliarden Personenkilometer

Jahr 2017: 30,7 Milliarden Personenkilometer 
Jahr 2016: 30,4 Milliarden Personenkilometer 
Jahr 2015: 29,7 Milliarden Personenkilometer
Jahr 2014: 29,2 Milliarden Personenkilometer 
Jahr 2013: 29,0 Milliarden Personenkilometer 
Jahr 2012: 28,3 Milliarden Personenkilometer 
Jahr 2011: 27,8 Milliarden Personenkilometer 
Jahr 2010: 27,1 Milliarden Personenkilometer
Jahr 2009: 26,7 Milliarden Personenkilometer 
Jahr 2008: 27,5 Milliarden Personenkilometer 
Jahr 2007: 26,3 Milliarden Personenkilometer 
Jahr 2006: 25,4 Milliarden Personenkilometer 
Jahr 2005: 25,2 Milliarden Personenkilometer

Quelle: Umweltbundesamt, VCÖ 2019

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