In Österreich täglich mehr als eine Million Autofahrten in Gehdistanz

VCÖ fordert mehr und breitere Gehwege - Zersiedelung stoppen, Ortskerne stärken

VCÖ (Wien, 5. April 2019) – In Österreich gibt es deutlich mehr kurze als lange Autofahrten. Knapp mehr als eine Million der rund elf Millionen täglichen Autofahrten sind sogar in Gehdistanz, macht der VCÖ aufmerksam. Gerade auf kurzen Autofahrten ist der Spritverbrauch im Verhältnis zur Strecke sehr hoch. Zersiedelung, fehlende Nahversorgung und Mängel bei Gehwegen erschweren es der Bevölkerung, mehr kurze Strecken zu Fuß zu gehen. Der VCÖ fordert eine fußgängerfreundliche Verkehrsplanung, einen Zersiedelungsstopp und die Stärkung der Ortskerne.

Die Österreicherinnen und Österreicher machen täglich rund elf Millionen Autofahrten. Während rund zwei Millionen Autofahrten länger als 20 Kilometer sind, sind rund viereinhalb Millionen Autofahrten kürzer als fünf Kilometer, wie eine VCÖ-Analyse von Daten des Verkehrsministeriums zeigt. Rund 1,1 Millionen Autofahrten sind sogar in Gehdistanz. Kurze Autofahrten belasten sowohl die Geldbörse als auch die Umwelt. Denn auf dem ersten Kilometer ist der Spritverbrauch etwa zwei bis drei Mal so hoch wie im Schnitt und damit auch der Ausstoß von klimaschädlichem CO2.

Dabei sind die eigenen Beine für die Österreicherinnen und Österreicher ein durchaus wichtiges „Verkehrsmittel“. Herr und Frau Österreicher legen im Schnitt rund 265 Kilometer pro Jahr zu Fuß zurück. Das entspricht der Distanz von sechs Marathons. Am meisten gehen Seniorinnen und Senioren zu Fuß, sie legen sogar fast acht Marathons pro Jahr für Alltagserledigungen zu Fuß zurück. Nicht inkludiert ist darin spazieren gehen, wandern oder laufen.

Österreichweit wird immerhin jeder vierte Einkauf zu Fuß erledigt, ein Sechstel der Hol- und Bringdienste und jeder 14. geht zu Fuß zur Arbeit, informiert der VCÖ. In Summe gehen die Österreicherinnen und Österreicher für Alltagserledigungen rund 2,2 Milliarden Kilometer pro Jahr zu Fuß.

„Gehen ist nicht nur die gesündeste und kostengünstigste Form der Mobilität, sondern auch am klimafreundlichsten. Kurze Strecken zu gehen statt mit dem Auto zu fahren ist ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz“, stellt VCÖ-Experte Markus Gansterer fest. Die Österreicherinnen und Österreicher vermeiden pro Jahr rund 530.000 Tonnen CO2, indem sie Strecken zu Fuß gehen statt mit dem Auto zu fahren.

Laut Klimastrategie der Bundesregierung sind die CO2-Emissionen des Verkehrs bis zum Jahr 2030 um ein Drittel zu reduzieren. Doch anstatt zu sinken, nahmen die CO2-Emissionen des Verkehrs im Vorjahr zum vierten Mal in Folge zu. „Wir müssen in allen Bereichen ansetzen, um den Verkehr auf Klimakurs zu bringen. Die Vermeidung kurzer Autofahrten ist dabei ein wichtiger Beitrag“, betont VCÖ-Experte Gansterer.  

Vielerorts wird den Menschen das Gehen durch Verkehrsplanung und Siedlungsentwicklung aber schwer gemacht, stellt der VCÖ fest. Wenn Supermärkte sich am Ortsrand auf der grünen Wiese ansiedeln statt im Ortskern, dann können Einkäufe nicht mehr zu Fuß erledigt werden. Wenn neue Wohnungen nicht im Ort, sondern am Rand entstehen, können beispielsweise Kinder nicht zu Fuß zur Schule gehen. Umso mehr, als es oft von den Siedlungen zum nächsten Ortsgebiet keine Gehwege gibt. In den Städten ist auf vielen Straßen der Platz für parkende Autos um ein Vielfaches breiter als die Gehsteige.

Der VCÖ fordert eine fußgängerfreundliche Verkehrsplanung in den Gemeinden und Städten sowie eine Infrastrukturoffensive für Fußgängerinnen und Fußgänger. Zudem ist eine Reform der Raumordnung dringend nötig. Die Zersiedelung ist zu stoppen, Ortskerne und Nahversorgung sind stattdessen zu stärken.

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