VCÖ: E-Paket kann zu vielen unerwünschten Nebenwirkungen führen

VCÖ: Fahrgästen drohen Verspätungen durch Öffnung der Busspuren für E-Autos

VCÖ (Wien, 3. Oktober 2018) – Mit dem heute von der Regierung beschlossenen E-Paket wird das Ziel, die Energiewende im Verkehr zu beschleunigen, nicht erreicht werden. Aber die Maßnahmen haben mehrere negative Seiteneffekte, macht der VCÖ aufmerksam: Durch die Öffnung von Busspuren für E-Autos drohen den Fahrgästen mehr Verspätungen. Die Erlaubnis für E-Pkw in IGL-Abschnitten 130 statt 100 km/h fahren zu dürfen, kann den Verkehrsfluss verschlechtern, das Unfallrisiko erhöhen, die Tempokontrollen erschweren und zu einem höheren Verwaltungsaufwand führen.

„Für das Ziel, die Energiewende im Verkehr zu beschleunigen, sind die heute präsentierten Maßnahmen eine Enttäuschung. Sie bringen wenig für die E-Mobilität, haben aber zahlreiche negative Seiteneffekte“,  stellt VCÖ-Experte Markus Gansterer fest. Zentrale Voraussetzung für den Erfolg der E-Mobilität ist, dass die Hersteller mehr Modelle auf den Markt bringen. Dazu kann Österreich bereits am kommenden Dienstag im EU-Umweltministerrat einen wichtigen Beitrag leisten. 19 EU-Staaten sind für eine Reduktion des CO2-Grenzwertes für Neuwagen um 40 Prozent bis zum Jahr 2030, Deutschland möchte nur 30 Prozent. „Wenn Österreich für eine Reduktion von 40 Prozent stimmt, wird Deutschland überstimmt und die Hersteller werden deutlich mehr E-Automodelle auf den Markt bringen müssen. Damit steigt die Auswahl und der Kaufpreis sinkt“, betont VCÖ-Experte Gansterer.

In Zukunft werden E-Pkw auch in IGL-100 Abschnitten 130 km/h fahren dürfen. Der VCÖ weist darauf hin, dass auch E-Pkw durch Aufwirbelung, Brems- und Reifenabrieb Feinstaub verursachen. Laut aktuellem Emissionsbericht des Umweltbundesamts werden 58 Prozent der PM10-Feinstaub-Emissionen des Verkehrs durch Aufwirbelung, Brems- und Reifenabrieb verursacht.

„Mit dem Tempo nimmt die Aufwirbelung zu. Zudem führen Tempounterschiede zu mehr Bremsmanövern und damit zu verstärktem Bremsabrieb“, macht VCÖ-Experte Gansterer aufmerksam. Weitere Folge: Der Verkehrsfluss wird verschlechtert. Derzeit verteilen sich die Fahrzeuge auf alle Spuren, in Zukunft wird die linke Spur im IGL-Abschnitt vor allem E-Autos vorbehalten sein. Den anderen Fahrzeugen steht weniger Platz zur Verfügung. Derzeit gibt es in Österreich knapp 19.000 E-Autos und mehr als 4,9 Millionen Benzin- und Diesel-Pkw.

Wenn eine geringe Anzahl von Pkw viel schneller fahren darf als die Mehrheit, dann nimmt auch das Unfallrisiko zu. Zudem werden die Tempokontrollen durch die Ausnahme für E-Autos erschwert. Es muss im Nachhinein geprüft werden, ob das geblitzte Auto ein E-Auto ist oder nicht, wodurch der Verwaltungsaufwand steigt. Die Zeitersparnis kann übrigens in Summe gering ausfallen. Mit höherem Tempo sinkt die Reichweite, das E-Auto muss früher zur Ladesäule.

Auch die Öffnung der Busspuren für E-Autos hat negative Seiteneffekte. Die Erfahrungen aus Norwegen zeigen, dass dann Busse häufiger im Stau stehen, Leidtragende sind zigtausende Fahrgäste, insbesondere die Öffi-Pendler. Allein in Wien sind täglich mehr als eine halbe Million Fahrgäste mit den Bussen unterwegs, in Linz mehr als 100.000 pro Tag.

In den Städten ist der Öffentliche Verkehr das effizienteste Verkehrsmittel. Ein Gelenkbus bietet 125 Personen Platz. Beim aktuellen Pkw-Besetzungsgrad sind 109 Pkw unterwegs, um 125 Personen zu transportieren, verdeutlicht der VCÖ.

Der VCÖ fordert zur Förderung der E-Mobilität wirksame Maßnahmen ohne negative Seiteneffekte. Da zwei Drittel der Neuwagen auf Firmen und andere juristische Personen zugelassen werden, kann durch steuerliche Änderungen bei Firmenwagen ein Anreiz gesetzt werden, damit mehr E-Autos angeschafft werden und dann in Folge auch auf den Gebrauchtwagenmarkt kommen.

Auch ein konkreter Ausstiegsplan für Benzin und Diesel beschleunigt den Durchbruch der E-Mobilität. So hat der dänische Ministerpräsident gestern angekündigt, dass in Dänemark ab dem Jahr 2035 keine neuen Diesel- und Benzin-Pkw mehr auf den Markt kommen sollen. In Norwegen wurde zudem auf Benzin und Diesel eine CO2-Abgabe eingeführt.

Wichtig sind aus Sicht des VCÖ auch bessere Regelungen für die Ladeinfrastruktur in Wohn- und Bürogebäuden.

 

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