E-Carsharing in Wohnanlagen forcieren - Pkw-Stellplatzpflicht abschaffen

Pkw-Stellplatzpflicht macht Wohnen teurer

VCÖ (Wien, 20. Dezember 2019) – Die bestehende Pkw-Stellplatzverpflichtung bei Wohngebäuden macht Wohnen teurer und verursacht mehr Autoverkehr. Der VCÖ weist darauf hin, dass die Errichtung von Tiefgaragen pro Pkw-Platz rund 20.000 Euro kostet. Der VCÖ fordert die Abschaffung der Pkw-Stellplatzpflicht. Ökologisch und ökonomisch gesehen sind Mobilitätskonzepte sinnvoller, die unter anderem die Erreichbarkeit mit Öffentlichem Verkehr und Fahrrad beinhalten sowie Sharing-Angebote für die Bewohnerinnen und Bewohner.

„Acht von zehn Alltagswegen beginnen oder enden zu Hause. Wo wir wohnen und welches Mobilitätsangebot es im Wohnumfeld gibt, hat sehr großen Einfluss auf unser Mobilitätsverhalten. Um den Verkehr auf Klimakurs zu bringen, sind Maßnahmen im Wohnbereich unverzichtbar“, stellt VCÖ-Experte Markus Gansterer fest. Auch der diese Woche von der Bundesregierung beschlossene Nationale Klimaplan weist auf die Notwendigkeit einer Reform der Stellplatzverpflichtungen im Sinne des Klimaschutzes hin. Siedlungen sollen optimal mit Öffentlichem Verkehr, Fahrrad und zu Fuß erreichbar sein, heißt es im Nationalen Klimaplan.

Der VCÖ fordert, dass die bestehende Pkw-Stellplatzverpflichtung abgeschafft und durch Mobilitätskonzepte und Sharing-Angebote ersetzt werden. Die Pkw-Stellplatzpflicht verteuert das Wohnen, denn egal ob der Bedarf besteht oder nicht, wird die Errichtung von Parkplätzen vorgeschrieben. Gerade in den großen Städten ist der Anteil autofreier Haushalte groß und sollte in den kommenden Jahren steigen. Im dichtverbauten Gebiet kostet die Errichtung von Tiefgaragen rund 20.000 Euro pro Pkw-Stellplatz. Der Anteil einer Tiefgarage an den Gesamtkosten für eine durchschnittliche Wohnung beträgt rund elf Prozent. Eine Vorschreibung von 1,75 Pkw-Stellplätzen pro Wohnung statt 1 Stellplatz bewirkt eine um zehn Prozent höhere Miete.

In Haushalten mit Auto macht die Mobilität mehr als die Hälfte des Gesamtenergiebedarfs eines Haushalts aus. Benötigen Haushalte kein eigenes Auto reduziert sich der Gesamtenergiebedarf um 1/3 bis die Hälfte. „Ein Niedrigenergiehaus in einer Siedlung fernab von öffentlicher Infrastruktur und zwei Autos hat einen sehr hohen Energiebedarf. Die Energiesparhäuser sind zu Verkehrssparhäusern weiterzuentwickeln“, betont VCÖ-Experte Gansterer aufmerksam. Die Wohnbauförderung soll daher auch die Mobilität mitberücksichtigen.

Sharing-Angebote in Wohnanlagen, vom E-Auto, über E-Mopeds, E-Transportfahrräder und Elektro-Fahrräder, verbessern die Energieeffizienz und die Klimabilanz der Haushalte. Mittlerweile gibt es bereits einige positive Beispiele sowohl bei Neubauten als auch bei Sanierungen. So hat eine Wohnanlage der BWSG in Wien-Simmering mit 500 Mietwohnungen E-Carsharing gestartet. In der Stadtgemeinde Zell am See sieht das Wohnprojekt „Sonnengarten Limberg“ mit 200 Wohneinheiten ein Sharing-Angebot vor. In Vorarlberg wurde im Zuge der Sanierung auch ein Sharing-Angebot geschaffen. Mehr Beispiele und Tipps zur Umsetzung von Sharing-Angeboten im Wohnbau gibt es auch auf der neuen Website www.veraenderung-bewegen.at „In der Stadt erspart Carsharing den Besitz eines eigenen Autos, in den Regionen kann damit zumindest das Zweitauto eingespart werden“, so VCÖ-Experte Gansterer.

Der VCÖ erinnert daran, dass Österreich bis spätestens 2050 seine Energieversorgung zur Gänze auf erneuerbare Energieträger umgestellt haben muss. Neben dem Wohnen und der Mobilität benötigen auch die anderen Sektoren, wie Industrie und Landwirtschaft erneuerbare Energie. „Wir müssen mit der Energie besser haushalten. Energieverschwendung ist nicht nur beim Wohnen, sondern auch im Verkehrsbereich zu stoppen“, macht VCÖ-Experte Gansterer aufmerksam.

Link-Tipps: Neues VCÖ-Factsheet „E-Carsharing im Wohnbau“ www.vcoe.at Website mit Tipps und Praxisbeispielen: www.veraenderung-bewegen.at

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