Deutlich mehr Tempo beim Klimaschutz im Verkehr nötig

Rascherer Ausbau von Öffi-Netz und Rad-Infrastruktur – Tempo 140 Experiment beenden

VCÖ (Wien, 23. Mai 2019) – Mehr Tempo bei wirksamen Klimaschutz-Maßnahmen im Verkehr sieht der VCÖ als zentrale Aufgabe für die neue Verkehrsministerin Valerie Hackl. Der VCÖ weist darauf hin, dass die CO2-Emissionen des Verkehrs statt zu sinken im Vorjahr zum vierten Mal in Folge gestiegen sind. In nur elf Jahren muss der Verkehr seine Emissionen um ein Drittel reduzieren, um das Klimaziel zu erreichen. Bei Verfehlen des Klimaziels drohen Österreich Strafzahlungen in der Höhe von mehreren Milliarden Euro.

Kein anderer Sektor ist von seinen Klimazielen so weit entfernt wie der Verkehr. Im Vorjahr sind die klimaschädlichen Emissionen zum vierten Mal in Folge gestiegen statt zu sinken, macht der VCÖ aufmerksam. Und auch heuer gab es bisher keine Trendwende. „Die Zeit eilt. Bis zum Jahr 2030, also bereits in elf Jahren, sind die Emissionen um ein Drittel zu reduzieren. Wenn das nicht gelingt, muss Österreich Strafe zahlen. Kommt es zu keiner Kurskorrektur, dann werden diese Strafzahlungen mehrere Milliarden Euro betragen“, weist VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen auf die Dringlichkeit hin.

Derzeit werden in Österreich mehr als sechsmal so viele Kilometer mit dem Auto gefahren wie mit der Bahn. Laut Umweltbundesamt verursachen Pkw pro Personenkilometer im Vergleich zur Bahn im Schnitt 15 Mal so viel CO2. Die Bereitschaft zum Umstieg auf die Bahn ist bei vielen Autofahrerinnen und Autofahrer vorhanden. 54 Prozent gaben bei einer repräsentativen Umfrage des Instituts GfK an, dass sie bereit wären, künftig häufiger mit Bahn und Bus zu fahren. Als wichtigste Voraussetzung gaben zwei Drittel eine bessere Anbindung mit einem dichteren Bahn- und Busnetz sowie häufigeren Verbindungen an. Die Umfrage wurde im Rahmen des vom Umweltbundesamt erstellten "Sachstandsbericht Mobilität" veröffentlicht.

Der VCÖ weist darauf hin, dass in Österreich nicht einmal jede der 201 Städte an das Bahnnetz angebunden ist. 37 Städte sind nicht mit der Bahn erreichbar, nur in Vorarlberg, Tirol und Salzburg sind alle Städte an das Bahnnetz angebunden. Die zuletzt von der ÖVP-FPÖ-Regierung mehrfach angekündigte Nahverkehrsmilliarde ist rasch zu beschließen. Hohe Dringlichkeit hat zudem die Beseitigung der Engpässe im Schienennetz in den Ballungsräumen. Vor allem auf der Südbahn zwischen Mödling und Wien ist ein rascher Ausbau nötig , um zusätzliche Züge anbieten zu können. Der Ausbau ist auch deshalb wichtig, da mit der Eröffnung des Semmering-Basistunnels die Anzahl der Züge zwischen Wien und Graz zunehmen wird.

Deutlich mehr Tempo ist auch bei der Förderung des Radverkehrs nötig. Österreichs beschlossene Klimastrategie sieht bis zum Jahr 2025, also in sechs Jahren, eine Verdoppelung des Radverkehrs auf 13 Prozent vor. „Auch hier gilt: Ein großer Teil der Bevölkerung ist bereit, mehr Rad zu fahren. Als wichtigste Voraussetzung wird der Ausbau der Radwege genannt. Hier ist der Bund gefordert, die Gemeinden und Städte für die kommenden fünf Jahre mit einer Radverkehrsmilliarde zu unterstützen“, betont VCÖ-Expertin Rasmussen.

Zudem spricht sich der VCÖ für ein rasches Ende des Tempo 140 Experiments aus.

VCÖ: Treibhausgas-Emissionen des Verkehrs im Vorjahr erneut gestiegen (Treibhausgas-Emissionen des Verkehrs in Österreich)

Klimaziel der Bundesregierung für Jahr 2030: 15,7 Millionen Tonnen
Jahr 2018 (Basis Treibstoffabsatz): 24,0 Millionen Tonnen
Jahr 2017: 23,7 Millionen Tonnen
Jahr 2016: 23,0 Millionen Tonnen
Jahr 2015: 22,1 Millionen Tonnen
Jahr 2014: 21,7 Millionen Tonnen
Jahr 2013: 22,2 Millionen Tonnen
Jahr 2012: 21,3 Millionen Tonnen
Jahr 2011: 21,3 Millionen Tonnen
Jahr 2010: 22,1 Millionen Tonnen
Jahr 2005: 24,6 Millionen Tonnen
Jahr 1990: 13,8 Millionen Tonnen

Quelle: Umweltbundesamt (1990 – 2017), VCÖ 2019

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