VCÖ: Autofahren verursacht in Österreich 27 Mal so viel CO2 wie Bahnfahren

VCÖ: Schiene nach Schweizer Vorbild ausbauen, jährlich 250 Millionen Euro für Ausbau der Rad-Infrastruktur

VCÖ (Wien, 23. Mai 2018) – Die massive Zunahme des Pkw- und Lkw-Verkehrs hat in den vergangenen Jahren die CO2-Einsparungen der anderen Sektoren wieder zunichte gemacht, stellt der VCÖ anlässlich der heutigen Parlamentarischen Klimaenquete fest. Gerade Pkw und Lkw weisen im Vergleich zu den anderen Verkehrsmitteln sehr hohe CO2-Emissionen auf. So verursacht Autofahren 27 Mal so viel CO2 wie Bahnfahren. Im Güterverkehr haben die infolge des Online-Handels boomenden Klein-Transporter eine besonders schlechte CO2-Bilanz. Der VCÖ fordert den Ausbau der Bahn nach Schweizer Vorbild sowie einen Rad-Infrastrukturtopf des Bundes im Umfang von mindestens 250 Millionen Euro pro Jahr.

Laut Klimastrategie sind die CO2-Emissionen des Verkehrs von fast 24 Millionen Tonnen im Vorjahr auf 15,7 Millionen Tonnen im Jahr 2030 zu reduzieren. Der VCÖ weist darauf hin, dass in den vergangenen drei Jahren die Treibhausgas-Emissionen des Verkehrs um mehr als zehn Prozent gestiegen sind. „Der Klimaschutz im Verkehr steckt im Stau. Die Zunahme des Verkehrs macht die CO2-Einsparungen der anderen Sektoren zunichte. Um den Verkehr auf Klimakurs zu bringen, braucht es eine umfassende Trendwende hin zu klimaverträglichen Verkehrsmitteln“, stellt VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen fest, die heute an der Parlamentarischen Enquete teilnimmt.

Eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis der Daten des Umweltbundesamts verdeutlicht, wie groß die Unterschiede bei der CO2-Bilanz der Verkehrsmittel sind. Bahnfahren in Österreich verursacht im Schnitt 5,4 Gramm CO2 pro Personenkilometer, mit einem Pkw (Durchschnitt Benzin und Diesel) sind es mit 147 Gramm 27 Mal so viel, verdeutlicht der VCÖ. Werden auch die für Fahrzeugherstellung und Energieerzeugung verursachten CO2-Emissionen miteingerechnet, dann verursachen Benzin- und Diesel-Pkw mit 211 Gramm pro Personenkilometer sogar um 197 Gramm mehr CO2 als die Bahn.

Wer mit dem Reisebus statt dem eigenen Auto auf Urlaub fährt, reduziert die CO2-Emissionen immerhin um rund 70 Prozent. Linienbusse verringern im Vergleich zum Pkw die CO2-Emissionen pro Personenkilometer im Schnitt um 75 Prozent. "Am klimafreundlichsten sind Gehen und Radfahren. Immerhin jede 10. Autofahrt in Österreich ist in fußläufiger Distanz, 40 Prozent der Autofahrten sind kürzer als 5 Kilometer", macht VCÖ-Expertin Rasmussen aufmerksam.

Der VCÖ fordert den rascheren Ausbau der Bahnverbindungen nach Schweizer Vorbild. In den Ballungsräumen sind Engpässe durch den Ausbau der Infrastruktur rasch zu beseitigen und häufigere Verbindungen anzubieten. In den Regionen ist die Erreichbarkeit der regionalen Zentren mit dem Öffentlichen Verkehr zügig zu verbessern.

Großen Aufholbedarf hat Österreich bei der Infrastruktur für den Radverkehr. Laut Klimastrategie soll bis zum Jahr 2025 der Radverkehrsanteil in Österreich auf 13 Prozent verdoppelt werden. "Dieses Ziel ist erreichbar, es braucht aber eine deutliche Verbesserung der Infrastruktur fürs Radfahren", betont VCÖ-Expertin Rasmussen.

Am Land braucht es mehr Radwege, etwa von Siedlungen zum nächsten Ortsgebiet sowie zwischen den Gemeinden. In den Ballungsräumen sind Rad-Highways als Verbindung vom Umland in die Stadt zu bauen. Und in den Städten ist dem Radverkehr auf den Straßen mehr Platz als bisher einzuräumen. Zur Unterstützung der Gemeinden, Städte und Bundesländer fordert der VCÖ einen Rad-Infrastruktur-Topf des Bundes im Ausmaß von zumindest 250 Millionen Euro pro Jahr.

Beim Güterverkehr weisen Lkw eine schlechte CO2-Bilanz auf. Ein 40-Tonnen Sattelzug verursacht im Schnitt 47 Gramm CO2 pro Tonnenkilometer, der Schienengüterverkehr in Österreich belastet die CO2-Bilanz des Verkehrs mit 1,7 Gramm CO2 um 96 Prozent weniger. Der VCÖ fordert daher mehr betriebliche Gleisanschlüsse. Zudem soll der Lkw-Verkehr für die von ihm verursachten Schäden bezahlen. Die Steuerbegünstigung von Diesel ist rasch abzuschaffen.

Besonders schlecht ist die CO2-Bilanz der Kleintransporter, die infolge des boomenden Online-Handels immer öfters auf den Straßen unterwegs sind. Pro Tonnenkilometer stoßen die Kleintransporter 608 Gramm CO2 aus. „Gerade im städtischen Lieferverkehr können diese Diesel-Transporter durch Cargo-Bikes oder Elektro-Transporter ersetzt werden. Durch Umweltzonen kann diese notwendige Entwicklung beschleunigt werden", stellt VCÖ-Expertin Rasmussen fest.

 

VCÖ: Pkw verursachen 27 Mal so viel CO2 wie Bahn – Gehen und Radfahren am klimafreundlichsten

(Direkte CO2-Emissionen pro Personenkilometer)

Benzin-Pkw: 152 Gramm CO2 pro Personenkilometer

Diesel-Pkw: 145 Gramm CO2 pro Personenkilometer

Durchschnitt Benzin und Diesel: 147 Gramm CO2 pro Personenkilometer

Reisebus: 43 Gramm CO2 pro Personenkilometer

Linienbus: 37 Gramm CO2 pro Personenkilometer

Bahn: 5 Gramm CO2 pro Personenkilometer

Fahrrad, Gehen: 0 Gramm CO2 pro Personenkilometer

Quelle: Umweltbundesamt, VCÖ 2018

 

VCÖ: Klein-Lkw haben besonders schlechte Klimabilanz

(Direkte CO2-Emissionen pro Tonnenkilometer)

Klein-Transporter (unter 3,5 Tonnen): 608 Gramm CO2 / tkm

Lkw (Höchstzulässiges Gesamtgewicht unter 18 Tonnen): 269 Gramm CO2 / tkm

Lkw (Höchstzulässiges Gesamtgewicht über 18 Tonnen): 110 Gramm CO2 /tkm

Sattelzüge (40 Tonnen): 47 Gramm CO2 / tkm

Schienen-Güterverkehr: 1,7 Gramm CO2 / tkm

Cargo-Bike: 0 Gramm CO2 / tkm

Quelle: Umweltbundesamt, VCÖ 2018

 

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