Anzahl privat genutzter Firmenwagen stark gestiegen

Firmenwagenbesteuerung rasch ökologisieren

VCÖ (Wien, 13. Februar 2020) – Die Zahl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die einen Firmenwagen privat nutzen, ist in den vergangenen fünf Jahren um fast 30 Prozent auf rund 139.000 gestiegen, macht der VCÖ aufmerksam. Die Zahl der Arbeitnehmer mit Firmenwagen ist aber weiter eine kleine Minderheit, rund 96 Prozent der unselbständig Erwerbstätigen haben keinen Firmenwagen. Die derzeitige Form der steuerlichen Begünstigung von Firmenwagen ist sozial ungerecht und in Zeiten der Klimakrise nicht mehr zeitgemäß, betont der VCÖ.

Die Zahl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die einen Firmenwagen privat nutzen können ist laut Finanzministerium von 107.671 im Jahr 2014 auf 133.886 im Jahr 2018 gestiegen. Für das Jahr 2019 ist mit einem weiteren Anstieg auf rund 139.000 zu rechnen, stellt der VCÖ fest. Jeder 5. Firmenwagen hat ein Wiener Kennzeichen. Dazu kommen noch Firmenwagen, die von Selbständigen privat genutzt werden.

Auch wenn die Zahl deutlich zugenommen hat, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit Firmenwagen sind eine Minderheit. Den rund 139.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit Firmenwagen stehen rund 3,82 Millionen unselbständig Beschäftigte ohne Firmenwagen gegenüber, verdeutlicht der VCÖ.

Die private Nutzung von Firmenwagen wird steuerlich begünstigt. Wer das Einkommen in Geld erhält, zahlt mehr Steuern als jemand, der ein ökonomisch gleichwertiges Einkommen einschließlich Firmenwagen erhält. Diese Regelung ist alles andere als gerecht. Umso mehr als Personen mit hohem Einkommen von dieser Regelung profitieren. "Nicht der Sekretär oder die Arbeiterin am Fließband kommt in der Regel in den Genuss eines Firmenwagens, sondern das Management des Unternehmens", verdeutlicht VCÖ-Experte Michael Schwendinger.

Der Sachbezug, der monatlich zu versteuern ist, beträgt selbst für Pkw mit hohem CO2-Ausstoß nur zwei Prozent des Anschaffungspreises und ist darüber hinaus mit 960 Euro gedeckelt. Die Grenze für einen reduzierten Sachbezug von 1,5 Prozent (und maximal 720 Euro pro Monat) beträgt derzeit 118 Gramm CO2 pro Kilometer (auf Basis des NEFZ-Tests), ab April 141 Gramm CO2 pro Kilometer (auf Basis von WLTP-Test). Dieser Grenzwert ist zu hoch, betont der VCÖ.

Darüber hinaus gibt es für die private Nutzung von Firmenwagen keine Obergrenze. „Der Sachbezug ist gleich hoch, egal ob der Firmenwagen 7.000 Kilometer pro Jahr privat genutzt wird oder 30.000 Kilometer. Damit wird ein Anreiz gesetzt, mehr mit dem Auto zu fahren anstatt beispielsweise den Öffentlichen Verkehr zu nutzen. Die derzeitige Regelung ist angesichts der Klimakrise nicht mehr zeitgemäß“, spricht sich VCÖ-Experte Michael Schwendinger für eine rasche Reform der Firmenwagenbesteuerung aus. Daten für Vorarlberg zeigen, dass Personen, die einen Firmenwagen zur Verfügung haben, 62 Prozent ihrer Alltagswege mit dem Auto fahren, während Beschäftigte ohne Firmenwagen mit 53 Prozent der Wege deutlich weniger Autofahren.

Da bereits mehr als 60 Prozent der Neuwagen auf Firmen und andere juristische Personen zugelassen werden, ist eine stärkere Ökologisierung der Firmenwagenbesteuerung auch eine Chance, die Klimabilanz von Österreichs Pkw-Flotte rascher zu verbessern, betont der VCÖ. "Je mehr emissionsfreie Firmenwagen angeschafft werden, umso mehr dieser Fahrzeuge kommen dann in Zukunft auf den Gebrauchtwagenmarkt", weist VCÖ-Experte Schwendinger auf eine positive Folgewirkung hin. 

VCÖ: Anzahl Arbeitnehmer, die privat genutzten Firmenwagen haben, stark gestiegen
(Anzahl Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Österreich, die Firmenwagen privat nutzen)

 Jahr 2019 (Abschätzung VCÖ): 139.000

Jahr 2018: 133.886

Jahr 2017: 126.464

Jahr 2016: 120.689

Jahr 2015: 111.636

Jahr 2014: 107.671

Quelle: BMF, VCÖ 2020

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