VCÖ: Österreich hat beim Landverkehr 3. höchste CO2-Emissionen der EU
VCÖ: Zunahme von Lkw- und Pkw-Verkehr macht Einsparungen anderer Sektoren zunichte
VCÖ (Wien, 29. Oktober 2018) – Die massive Zunahme des Lkw- und Pkw-Verkehrs schlägt sich negativ in Österreichs Klimabilanz nieder. Eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Europäischen Umweltagentur zeigt, dass Österreich pro Kopf die dritthöchsten CO2-Emissionen des Landverkehrs hat. Mit 2.610 Kilogramm CO2 pro Kopf sind die Emissionen um 60 Prozent höher als im EU-Schnitt. Der vergleichsweise billige Sprit in Österreich führt zu mehr Lkw-Transit und verschlechtert Österreichs Klimabilanz. Zudem wird zu viel mit dem Auto gefahren. Der VCÖ fordert den verstärkten Ausbau des Öffentlichen Verkehrs und der Rad-Infrastruktur sowie eine ökologische Steuerreform.
Schlechtes Zeugnis für Österreichs Klimabilanz. Die aktuellen Daten der Europäischen Umweltagentur zeigen, dass Österreich zu jenen Staaten zählt, wo im Jahr 2017 die Treibhausgas-Emissionen anstatt zu sinken gestiegen sind, macht der VCÖ aufmerksam. Während Dänemark und Finnland die Treibhausgas-Emissionen innerhalb eines Jahres um rund fünf Prozent reduzierten, nahmen sie in Österreich um 2,8 Prozent zu. „Der Anstieg in Österreich war damit vier Mal so hoch wie im EU-Schnitt. Der größte Problembereich beim Klimaschutz ist der Verkehr“, stellt VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen fest.
Neben Maßnahmen in Österreich ist auch auf EU-Ebene mehr Klimaschutz im Verkehr nötig. Die Verkehrs- und Umweltminister sind gefordert, beim heute und morgen stattfindenden informellen Ministerrat in Graz die Weichen für eine Klimaschutz-Offensive im Verkehr zu stellen, betont der VCÖ. Unter anderem ist mit niedrigen CO2-Grenzwerten für neue Lkw und Pkw sicherzustellen, dass künftige Fahrzeugflotten weniger klimaschädlich sind. „Je mehr CO2 Neuwagen ausstoßen, umso mehr zusätzliche Klimaschutz-Maßnahmen müssen die einzelnen Mitgliedstaaten umsetzen“, macht VCÖ-Expertin Rasmussen aufmerksam.
In Österreich macht die massive Zunahme beim Verkehr die Einsparungen der anderen Sektoren wieder zunichte. Seit dem Jahr 1990 sind die CO2-Emissionen des Verkehrs um zwei Drittel gestiegen. Eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der EU-Umweltagentur zeigt, dass Österreich pro Kopf nach Luxemburg und Slowenien die dritthöchsten CO2-Emissionen des Landverkehrs hat. Beim Landverkehr verursacht der Kfz-Verkehr 99,5 Prozent der CO2-Emissionen und der Schienenverkehr trotz der hohen Verkehrsleistung nur 0,5 Prozent der CO2-Emissionen.
2.610 Kilogramm CO2 pro Kopf und Jahr verursachte zuletzt Österreichs Verkehrssektor, und damit um rund 60 Prozent mehr als der EU-Schnitt (1.740 Kilogramm CO2 pro Kopf und Jahr). Auch im Vergleich zur Schweiz ist die Klimabilanz von Österreichs Verkehr deutlich schlechter.
Ein Grund dafür sind die in Österreich vergleichsweise niedrigen Spritpreise. Diese ziehen Umweg-Transit an. Lkw nehmen die längere Route über Österreich statt über die Schweiz und füllen in Österreich ihre Tanks mit billigem Diesel voll. „Die Anrainerinnen und Anrainer leiden dadurch unter mehr Lärm und Abgasen, die Autofahrer erleben die rechte Spur als rollende Lagerhalle und die zum Teil teuren CO2-Einsparungen der anderen Sektoren werden wieder zunichte gemacht“, weist VCÖ-Expertin Rasmussen auf die negativen Folgen hin. Der VCÖ fordert eine ökologische Steuerreform mit einer Steuersenkung beim Faktor Arbeit, während CO2-Emissionen und Ressourcenverbrauch höher zu besteuern sind.
Österreichs schlechte Klimabilanz im Verkehr liegt auch daran, dass zu viele Strecken mit dem Auto gefahren werden. Österreich ist im Vergleich zu anderen Staaten sehr stark zersiedelt, was zu mehr Autoverkehr führt. Auch bestehen in den Regionen große Mängel bei der Versorgung mit öffentlichen Verkehrsmitteln und bei der Infrastruktur für den Radverkehr. Der VCÖ fordert zusätzliche Investitionen, damit auch die Bevölkerung in den Regionen mehr Bahn und Bus sowie mehr sichere Radverbindungen bekommt.
VCÖ: Sorgenkind Verkehr – Österreich mit 3. höchsten CO2-Emissionen in der EU
(CO2-Emissionen in Kilogramm pro Kopf und Jahr durch Landverkehr)
Luxemburg: 9.275 kg CO2 pro Einwohner und Jahr
Slowenien: 2.775 kg
Österreich: 2.610 kg
Irland: 2.480 kg
Zypern: 2.360 kg
Belgien: 2.275 kg
Finnland: 2.180 kg
Dänemark: 2.120 kg
Deutschland: 1.955 kg
Litauen: 1.900 kg
Frankreich: 1.890 kg
Großbritannien: 1.765 kg
Estland: 1.760 kg
Spanien: 1.750 kg
Tschechien: 1.740 kg
Niederlande: 1.720 kg
Lettland: 1.630 kg
Italien: 1.615 kg
Schweden: 1.580 kg
Portugal: 1.550 kg
Kroatien: 1.450 kg
Griechenland: 1.405 kg
Polen: 1.380 kg
Ungarn: 1.265 kg
Bulgarien: 1.260 kg
Malta: 1.190 kg
Slowakei: 1.185 kg
Rumänien: 845 kg
EU28: 1.740 kg
Norwegen: 1.895 kg
Schweiz: 1.770 kg
Quelle: EU-Umweltagentur, VCÖ 2018