VCÖ-World Café: Mobilitätsangebote für ältere Menschen schaffen

Selbstbestimmte Mobilität in jedem Alter

Beim VCÖ-World Café „Mobilitätsangebot für ältere Menschen schaffen“ haben fünfzig Fachleute über Voraussetzungen und Lösungen für senioren- und seniorinnengerechtes Verkehrssystem diskutiert.

„Alt“ ist kein Begriff der an einer bestimmten Altersgrenze festgemacht werden kann. Das Leitbild der Verkehrs- und Infrastrukturplanungen soll ein menschengerechtes System sein, das somit ein seniorengerechtes Verkehrssystem impliziert, betont Eva-Maria Eichinger-Vill, Geschäftsführerin des Österreichischen Verkehrssicherheitsfonds (VSF). Das zukünftige Mobilitätssystem hat individuelle Bedürfnisse zu berücksichtigen sowie eine lange und selbstbestimmte Mobilität zu ermöglichen.

Bis zum Jahr 2030 erreichen die geburtenstarken Jahrgänge der 1960er-Jahre das Pensionsalter. Demografische Veränderungen hin zu einer wachsenden Zahl älterer Menschen in Österreich bedeuten nicht zuletzt aufgrund der Technologisierung, neue Handlungsfelder für die Planung von Infrastrukturen und den Öffentlichen Verkehr. Das Verkehrssystem ist auf diesen demografischen Wandel noch nicht vorbereitet. Die Bevölkerungsgruppe der Seniorinnen und Senioren ist sehr heterogen. Gewohnheiten, Fähigkeiten und Gesundheitszustand differenzieren sich stark. „Es ist wichtig, sich früh mit den eigenen Kompetenzen auseinanderzusetzen und es nicht als Stigma zu sehen Kompetenzen zu verlieren“, unterstreicht Alexandra Millonig, Senior Scientist Austrian Institute of Technology, Mobility Department AIT.Mehr Sitzbänke, ein guter Zustand von Gehwegen sowie saubere Toilettenanlegen im öffentlichen Raum sind Petra Jens, Beauftragte für Fußgänger und Fußgängerinnen der Stadt Wien, ein besonderes Anliegen.

Der technische Fortschritt reduziert oftmals den zwischenmenschlichen Kontakt. Ein Trend der auch eine Barriere darstellen kann. Personal, das an Bahnhöfen beratend zur Seite steht wird vor allem von älteren Menschen sehr geschätzt. Dass der technische Fortschritt natürlich durchaus positiv ist, zeigt beispielsweise das im Jahr 2014 gestartet EU-Forschungsprojekt „aim4it“, welches an der Entwicklung von Lösungsansätzen für barrierefreies Reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln arbeitet. Für Fußgängerinnen und Fußgänger sind unter anderem längere Grünphasen und kürzere Rotphasen bei Ampeln, mehr Verkehrsberuhigung und eine an die Bedürfnisse älterer Menschen angepasste Geschwindigkeit, wichtig.

Sicherheit durch Unsicherheit schaffen ist eine Devise. So kommen Begegnungszonen ohne viele Regeln aus. Eine Maßnahme, um die Rücksichtnahme und Achtsamkeit zu stärken, das Verkehrssystem zu entschleunigen und somit ein Mobilitätssystem zu schaffen das Zeit gewährt, Fehler verzeiht und mangelnde Fähigkeiten wie beispielsweise Seh- oder Gehörbeeinträchtigungen berücksichtigen kann. In ruralen Regionen ist die Abhängigkeit vom Auto oft groß. Viele können oder wollen mit zunehmendem Alter nicht mehr mit dem Auto fahren. Daher gilt es, in den ländlichen Regionen bedarfsorientierte Systeme im Öffentlichen Verkehr, wie Rufbusse oder Anrufsammeltaxis zu implementieren.

Im Verkehrssystem der Zukunft sollte die oberste Priorität sein, die Infrastruktur und die Angebote der Öffentlichen Verkehrsmittel für (ältere) Menschen so attraktiv zu gestalten, dass sie diese gerne annehmen. „Oberste Prämisse dafür ist es, zu identifizieren wie ältere Menschen zu erreichen sind und wie Informations- und Fortbildungsangebote interessant für sie gestaltet werden können. Herauszufinden was die intrinsischen Motivationen sind, dass sich die Leute bewegen wollen“, unterstreicht Alexandra Millonig, Senior Scientist Austrian Institute of Technology, Mobility Department AIT.

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