VCÖ: Verkehr ist Österreichs größtes Klimaschutz-Problem

VCÖ: Zunahme des Verkehrs macht Einsparungen der anderen Sektoren zunichte

VCÖ (Wien, 17. Jänner 2018) – Die Zunahme beim Verkehr macht die CO2-Einsparungen in den anderen Sektoren wieder zunichte, stellt der VCÖ zur heute präsentierten Klimabilanz fest. Während die Sektoren Energie, Industrie, Gebäude, Abfall- und Landwirtschaft im Jahr 2016 um insgesamt 8,7 Millionen Tonnen weniger Treibhausgase verursachten als im Jahr 1990, sind die Emissionen des Verkehrs um 9,2 Millionen Tonnen CO2 angestiegen.  Mangelnder Klimaschutz im Verkehr schafft ökologische und auch ökonomische Probleme, betont der VCÖ.

„Der Klimaschutz im Verkehr steckt derzeit im Stau. Die Zunahme von Auto- und Lkw-Verkehr sowie der viel zu hohe Spritverbrauch machen die Einsparungen der anderen Sektoren wieder zunichte“, stellt VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen fest. Im Jahr 2016 verursachte der Verkehr um 67 Prozent mehr CO2-Emissionen als im Jahr 1990. Der VCÖ weist darauf hin, dass auch im Vorjahr mehr Sprit verkauft wurde. "Die Klimabilanz des Verkehrs war damit im Vorjahr noch schlechter als die heute präsentierte Bilanz 2016", macht VCÖ-Expertin Rasmussen aufmerksam.

Der mangelnde Klimaschutz im Verkehr schafft nicht nur ökologische, sondern auch ökonomische Probleme. So macht sich Österreich von Erdöl abhängig, das zum Großteil aus instabilen Krisenregionen stammt.  Allein die seit dem Jahr 2010 für den Verkehr nötigen Erdölimporte kosteten mehr als 40 Milliarden Euro.

Mit der Einführung einer CO2-Abgabe sowie der Abschaffung kontraproduktiver Förderungen für fossile Energieträger, wie etwa der Steuerbegünstigung von Diesel, kann die Energiewende wesentlich beschleunigt werden, betont der VCÖ.

Der VCÖ fordert ein umfassendes Maßnahmenpaket, um den Verkehr auf Klimakurs zu bringen. Nach Schweizer Vorbild braucht es mehr Bahnverbindungen in den Ballungsräumen und in den Regionen. „Jede Bezirkshauptstadt soll optimal mit der Bahn erreichbar sein“, so VCÖ-Expertin Rasmussen. 40 Prozent der Autofahrten in Österreich sind kürzer als 5 Kilometer. Der VCÖ spricht sich daher für den massiven Ausbau der Radinfrastruktur aus. Neben Rad-Highways in den Ballungsräumen sind in den Regionen mehr sichere Radverbindungen nötig, etwa zwischen Siedlungen und dem nächsten Ortsgebiet. Da allein der Verkehr von und zum Arbeitsplatz ein Viertel der Fahrten ausmacht, ist das Mobilitätsmanagement von Betrieben und Unternehmen stärker als bisher zu fördern.

Fatal für den Klimaschutz sind die hohen realen CO2-Emissionen der Pkw. „Österreichs Regierung ist gut beraten, sich in der EU für deutlich niedrigere CO2-Grenzwerte für Neuwagen einzusetzen. Nicht nur, weil ein niedriger Spritverbrauch die Umwelt schont und die Spritkosten für die Autofahrer verringert, sondern auch, weil sich die Regierung damit andere Maßnahmen auf nationaler Ebene erspart“, betont VCÖ-Expertin Rasmussen.

Der Güterverkehr ist stärker von der Straße auf die Schiene zu verlagern, etwa durch mehr betriebliche Gleisanschlüsse. Der Lkw-Transit kann durch eine EU-weite Mindestmaut verringert werden. Der Lkw-Transport ist zu billig, wodurch der Lkw-Verkehr viel stärker zunimmt als die Wirtschaft wächst, macht der VCÖ aufmerksam. Leidtragende sind unter anderem Anrainer entlang der Transitrouten und auch Autofahrer wegen der erhöhten Unfallgefahr. Mangelnde Kostenwahrheit im Lkw-Verkehr trägt auch dazu bei, dass Butter, Fleisch oder andere Lebensmittel trotz Transporte von mehreren tausend Kilometern billiger sein können als Produkte aus der Region.

Für den Wirtschaftsstandort Österreich ist der Klimaschutz im Verkehr eine große Chance. Aufgrund des UN-Klimaabkommens von Paris steigt weltweit die Nachfrage nach klimafreundlichen Mobilitätsangeboten. „Wenn das Exportland Österreich zum Vorreiter und Kompetenzzentrum klimaverträglicher Mobilität wird, können viele neue Arbeitsplätze geschaffen und bestehende gesichert werden“, stellt VCÖ-Expertin Rasmussen abschließend fest.

VCÖ: Verkehr macht CO2-Einsparungen der anderen Sektoren wieder zunichte
(Treibhausgas-Emissionen im Jahr 2016, in Klammer Änderung zu 1990)
Energie & Industrie: 35,2 Millionen Tonnen (minus 1,3 Mio. Tonnen)
Verkehr: 23,0 Millionen Tonnen (plus 9,2 Mio. Tonnen)
Landwirtschaft: 8,2 Millionen Tonnen (minus 1,4 Mio. Tonnen)
Gebäude (Raumwärme): 8,1 Millionen Tonnen (minus 4,8 Mio. Tonnen)
Abfallwirtschaft: 3,1 Millionen Tonnen (minus 1,2 Mio. Tonnen)
Quelle: Umweltbundesamt, VCÖ 2018

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