VCÖ: Durch Automatisierung nehmen Auto- und Lkw-Verkehr stark zu

VCÖ: Umfassendes Sharing, bessere Raumordnung und Vorgaben für Gütertransport nötig

VCÖ (Wien, am 17. Jänner 2018) – Die Hoffnungen, dass es durch automatisierte Fahrzeuge automatisch weniger Staus gibt, werden sich durch die Zunahme des Verkehrs nicht erfüllen, stellt der VCÖ fest. Der VCÖ hat internationale Studien und Simulationen zu den Folgen des automatisierten Fahrens analysiert. Das Ergebnis: Ohne entsprechende Rahmenbedingungen wird es infolge der Automatisierung deutlich mehr Autoverkehr und auch mehr Lkw-Verkehr geben. Die gute Nachricht: Unerwünschte Wirkungen und negative Seiteneffekte durch automatisiertes Fahren können durch politische Maßnahmen vermieden werden. Richtig eingesetzt kann die Automatisierung der Pkw-Flotte positive Effekte wie weniger Bedarf an Parkplätzen und höhere Verkehrssicherheit bringen, betont der VCÖ.

„Wer hofft, autonome Fahrzeuge würden aufgrund ihrer höheren Effizienz automatisch die schlechte Klimabilanz des Verkehrs verbessern und die Stauprobleme lösen, wird ein böses Erwachen erleben. Ohne Rahmenbedingungen bringt die Automatisierung mehr Auto- und Lkw-Verkehr, steigende CO2-Emissionen und auch mehr Staus“, fasst VCÖ-Experte Markus Gansterer eine aktuelle VCÖ-Analyse zusammen. Der VCÖ hat die Ergebnisse internationaler Studien über Simulationen mit automatisierten Fahrzeugen analysiert.

So kommt eine im Auftrag des britischen Verkehrsministeriums durchgeführte Studie zum Ergebnis, dass von einer Zunahme des Verkehrs auszugehen ist. Vor allem solange automatisierte und nicht-automatisierte Fahrzeuge auf den Straßen gemeinsam unterwegs sind, werden die Staus zunehmen.

Für Lissabon wurden die Auswirkungen eines großräumigen Umstiegs auf gemeinsam genutzte, selbstfahrende Pkw untersucht. Dabei war ein Konzept Carsharing (Passagiere werden nacheinander transportiert), das andere Konzept Ridesharing (auch die Fahrten werden geteilt). Bei beiden Konzepten nehmen die mit Autos gefahrenen Kilometer zu. Bei Ridesharing und gleichzeitig gutem Öffentlichen Verkehrsangebot ist die Zunahme jedoch nur minimal.

„Wenn Automatisierung mit Sharing einhergeht, dann nimmt die Effizienz des Autoverkehrs stark zu. Bei beiden Modellen war das Ergebnis, dass die Verkehrsleistung mit 80 bis 90 Prozent weniger Fahrzeuge erbracht werden kann. Es braucht dann keine Parkplätze mehr auf den Straßen, innerstädtische Flächen können anders genutzt werden“, weist VCÖ-Experte Gansterer auf einen großen Vorteil von automatisiertem Carsharing hin. Auch die Zahl der Verkehrsunfälle nimmt durch selbstfahrende Fahrzeuge ab, weil Unfallursachen wie zu hohes Tempo, Ablenkung oder Alkohol am Steuer wegfallen.

Der VCÖ fordert frühzeitig die Umsetzung von Maßnahmen, um unerwünschte Wirkungen und Nachteile der Automatisierung im Kfz-Verkehr zu vermeiden. So sollen automatisierte Fahrzeuge emissionsfrei, Teil eines Sharingsystems und multimodal vernetzt sein. Wichtig ist auch eine stark verbesserte Raumordnung. Da die Zeit in selbstfahrenden Autos besser nutzbar ist, wird die Bereitschaft längere Distanzen zu fahren zunehmen, was unter heutigen Rahmenbedingungen noch mehr Zersiedelung bedeuten würde.

Großes Potenzial haben selbstfahrende Autos als Zubringer zum Öffentlichen Verkehr. „Gerade in den Regionen fehlt es derzeit oft an guten Angeboten, um vom Bahnhof ans Ziel zu kommen. Selbstfahrende Autos sind dafür optimal“, betont VCÖ-Experte Gansterer. In der Salzburger Gemeinde Koppl wird derzeit bereits ein selbstfahrender Kleinbus getestet. Dieser verbindet den Ort mit der eineinhalb Kilometer entfernten Haltestelle des Bus-Linienverkehrs.

Maßnahmen sind auch im Gütertransport nötig. Durch Einsparungen bei Lohnkosten würde der Lkw-Verkehr massiv zunehmen. Um das zu verhindern sind unter anderem klare Vorgaben nötig, dass bahnaffine Güter auf der Schiene zu transportieren sind. Zudem ist die Zeit, die ein Lkw-Fahrer  im Fahrzeug verbringt, jedenfalls als reine Arbeitszeit zu behandeln, betont der VCÖ.

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