VCÖ: Abschaffung von Abgastest am Auspuff würde Gefahr von Manipulationen erhöhen

VCÖ: Laut TÜV-Deutschland ist Kombination von Software- und Endrohrtest am wirksamsten

VCÖ (Wien, am 18. Jänner 2018) – Der VCÖ spricht sich für die Beibehaltung der Endrohrmessung bei den Abgastests aus. Das Auslesen der Diagnose-Software ist für eine wirksame Abgasmessung ungenügend, wie auch TÜV Deutschland feststellt. In Österreich weist unter anderem das Umweltbundesamt darauf hin, dass die so genannten OBD-Systeme manipuliert werden können. Der VCÖ tritt für eine Weiterentwicklung der Abgasmessung ein. So soll auch die Anzahl der Ultrafeinstaub-Partikel, die besonders gesundheitsschädlich sind, gemessen und das Funktionieren der SCR-Katalysatoren geprüft werden.

„Wichtig für die Luftqualität und somit die Gesundheit der Menschen ist, dass die Autos so sauber wie möglich unterwegs sind und, dass dies gründlich kontrolliert wird“, stellt Ulla Rasmussen vom VCÖ zur aktuellen Diskussion über die mögliche Abschaffung der so genannten Endrohrmessung im Rahmen der periodischen Abgastests fest. Der VCÖ weist auf die Erfahrungen in Deutschland hin. Dort wurden in den vergangenen Jahren lediglich die „On-Board-Diagnose“(OBD)-Daten ausgelesen. Seit 1. Jänner 2018 wurde die Abgasmessung am Endrohr wieder eingeführt, weil „begründete Zweifel bestehen, ob das OBD-System alleine geeignet ist, alle Mängel an emissionsmindernden Einrichtungen im Fahrzeug zu erkennen“, wie der TÜV Deutschland feststellt.

Im Rahmen einer Studie wurden in Deutschland 1.750 Fahrzeuge überprüft. Mit der OBD-Auslese wurden bei lediglich 1,9 Prozent der Fahrzeuge Mängel festgestellt. Bei der Kombination OBD mit der Endrohrmessung wurden hingegen bei 7,1 Prozent Mängel entdeckt. Laut TÜV-Deutschland werden nur mit OBD-Auslese bei rund einer Million Pkw abgasrelevante Mängel nicht erkannt und damit unnötig die Umwelt mit gesundheitsgefährdenden Schadstoffen in verkehrsnahen Bereichen belastet. Bei Fahrzeugen der Abgasnorm Euro 5 benötigen die OBD-Systeme keine Mess-Sensorik im Abgasstrom. Fehler, die in der Abgasnachbehandlung entstehen, werden dadurch derzeit nicht als Fehler angezeigt, über eine Endrohrmessung sind diese jedoch zu erkennen.

Das Umweltbundesamt weist zudem darauf hin, dass OBD-Systeme manipuliert werden können. Durch „chip-tuning“ kann eine neue Software eingespielt werden, die das OBD-System für gewisse Bereiche im Motor bzw. für Kontrollaufgaben lahmlegt. Der Mehrwert der klassischen Endrohrmessung besteht darin, dass Schadstoffe direkt aus dem Abgasstrang untersucht und Fehler in der Abgasreinigung transparenter gemacht werden. Eine Kombination aus OBD-Daten und Endrohrmessung ermöglicht eine deutlich verbesserte Aussagekraft der Abgasuntersuchung, betont der VCÖ. Der Gesetzesentwurf stammt noch aus der vorangegangenen Legislaturperiode.  Der neue Verkehrsminister Norbert Hofer kann den Entwurf zurück nehmen.

Insgesamt ist die derzeitige Abgasmessung aber ungenügend und sollte im Interesse der Gesundheit der Bevölkerung verbessert werden, betont der VCÖ. So sollte auch die Anzahl der Feinstaubpartikel gemessen werden. Besonders die Ultrafeinstaubpartikel sind gesundheitsschädlich und können insbesondere bei Kindern Lungenschäden und Atemwegserkrankungen verursachen. Auch eine Erweiterung der Überprüfung auf die Stickoxid-Emissionen wäre wichtig. So sollte in Zukunft auch die Funktionstüchtigkeit der SCR-Katalysatoren überprüft werden. 

Zurück zur Übersicht