Region Mobil

Abgestimmte Vielfalt macht in der Region mobil

Zu Buschenschank, Arzt und Bahnhof: Zu etwa 400 Zielen in 15 Gemeinden der Südsteiermark bringt das WeinMobil auf Anruf sowohl Gäste als auch Einheimische.

Ob Arztbesuche, Amtswege oder die Fahrt zur Arbeit – die Erreichbarkeit der regionalen Zentren abseits der Ballungsräume mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist sehr unterschiedlich. Das gute Zusammenspiel verschiedener Verkehrsmittel – von Bahn und Bus bis zu Bedarfsverkehren – in einem integrierten Taktfahrplan ist in der Region entscheidend.

In Wörgl halten 164 Züge pro Tag, während Birkfeld mit der Bahn nicht erreichbar ist – die Unterschiede in der Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln der 124 regionalen Zentren in Österreich sind gewaltig. Bei der Mobilität außerhalb der Ballungsräume spielt sie aber eine Schlüsselrolle. Etwa 700.000 Menschen pendeln zu ihrer Arbeits- oder Ausbildungsstätte oder Schule in eines dieser Zentren. Dazu kommen noch Einkaufsfahrten oder andere Erledigungen wie Arztbesuche oder Amtswege, etwa zu den Bezirkshauptmannschaften. Wie bei der Mobilität insgesamt gilt auch hier: Das gute Zusammenspiel verschiedener Verkehrsmittel in einem integrierten Taktfahrplan ist entscheidend. „Wichtig ist eine ausreichende Takt-Dichte der Bahn, idealerweise der Halbstundentakt, zumindest aber der Stundentakt – auch an Wochenenden und in Schwachlastzeiten“, sagt Klaus Garstenauer, Leiter des Nah- und Regionalverkehrs bei den ÖBB. „Aus dem Takt der Bahn ergibt sich eine logische Knotenstruktur. Jede Station, an der sich gegenläufige Zugfahrten kreuzen, kommt als Busknoten für die regionale Erschließung in Frage.“ Vorbild ist die Schweiz, in Westösterreich funktioniert es auch schon seit langem gut, etwa im Vorarlberger Rheintal oder in Tirol. Und auch in anderen Regionen Österreichs wird die Flächenerschließung im Öffentlichen Verkehr vorangetrieben. Aktuelle Beispiele weiter im Osten sind der Busknoten im oberösterreichischen Mattighofen oder der in Bau befindliche Busknoten in Ried im Innkreis. Um die Verknüpfung von Bahn und Bus optimal zu gestalten, ist der politische Wille zur Zusammenarbeit zwischen Bund, Bundesländern und Gemeinden notwendig.

Eines führt zum anderen: Mindestens Stundentakt und gute Abstimmung von Bus und Bahn sind zentral für attraktiven Öffentlichen Verkehr abseits der Ballungsräume.

Mit einem Mix an Angeboten

Klaus Garstenauer Leiter Nah- und Regionalverkehr bei den ÖBB „Wichtig ist eine ausreichende Takt-Dichte der Bahn, idealerweise der Halbstundentakt, zumindest aber der Stundentakt – auch an Wochenenden und in Schwachlastzeiten.“

An vielen Busknoten gibt es Umsteigemöglichkeiten nicht nur von der Bahn zu Überlandbussen, sondern auch zu Stadtverkehren. Immerhin 67 regionale Zentren haben eigene Stadtverkehre, in kleineren Gemeinden fehlen sie dagegen fast völlig. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Weg zum Zug oder Bus – und zurück zur Haustür. Hier kommen Konzepte wie Mikro-ÖV oder Bedarfsverkehre ins Spiel. Wie wichtig derartige Angebote im Gesamtsystem sind, wird erst allmählich erkannt. Die Zahl der Bedarfsverkehre steigt seit ein paar Jahren ständig. Beispiele sind E-Lois in Werfenweng, gMeinBus in Trofaiach, Gmoabus in Purbach und Breitenbrunn am Neusiedler See oder das WeinMobil in der Südsteiermark. Tobias Haider, Geschäftsführer von UbiGo, einem Anbieter von Software und Dienstleistungen für Mobilität im suburbanen und ländlichen Raum, beschäftigt sich intensiv mit dieser Form von Mobilität und hat an mehreren Studien dazu mitgearbeitet. Er sagt: „Leider wird Bedarfsverkehr bisher in der Regel ausschließlich als Angebot für jene kommuniziert und verstanden, die nicht auf ein eigenes Fahrzeug zurückgreifen können. Dies ist zweifellos eine wichtige soziale Rolle, wir sehen jedoch deutlich mehr Potenzial für einen entscheidenden Beitrag zu einer sozial und ökologisch nachhaltigeren Gestaltung der Mobilität.“ Es geht darum, auch im ländlichen Raum die Abhängigkeit vom Privat-Fahrzeug zu reduzieren und Mobilität ohne (Zweit-)Auto zu ermöglichen. „In der Regel wird dies nur durch einen Mix von Angeboten zu erreichen sein und daher ist es entscheidend, diese Angebote möglichst nahtlos miteinander zu verknüpfen“,so Haider. Denn letztlich geht es immer um die gesamte Wegstrecke – von Tür zu Tür. Die besten Bahnverbindungen helfen nur begrenzt, wenn der Bahnhof nur mit dem Auto erreichbar ist.

Pilotprojekt „Digibus“ in der Salzburger Gemeinde Koppl: Automatisierung könnte in ländlichen Regionen in den nächsten Jahren einen großen Mobilitätsschub bringen.

Hoffnungsschimmer Automatisierung

Tobias Haider UbiGo „Leider wird Mikro-ÖV bisher in der Regel als Angebot für jene kommuniziert und verstanden, die nicht auf ein eigenes Fahrzeug zurückgreifen können. Dies ist zweifellos eine wichtige Rolle, wir sehen jedoch deutlich mehr Potenzial.“

Entscheidend ist ein umfangreiches und gut verknüpftes Angebot der unterschiedlichen Formen des Öffentlichen Verkehrs. Einen großen Schub könnte in ländlichen Regionen schon in den nächsten Jahren die Automatisierung bringen. „Personalkosten sind derzeit der entscheidende Kostenfaktor, der den Betrieb eines Bedarfsverkehrs für viele Gemeinden schlicht unleistbar macht“, so Haider. Bei der Automatisierung geht es um Einsparungen in der Größenordnung von 40 bis 50 Prozent. In fünf bis zehn Jahren könnten automatisierte Bedarfsverkehre im Regelbetrieb unterwegs sein. Die Digitalisierung spielt aber schon heute eine wichtige Rolle. Zum einen erleichtert sie bei Bedarfsverkehren und Mikro-ÖV-Systemen die Organisation und Abrechnung des Betriebs. Zum anderen haben die Fahrgäste mit den entsprechenden Apps das gesamte Angebot für ihre Wegstrecken im Überblick per Smartphone oder PC und können immer öfter auch direkt buchen. Und selbst wenn die Fahrzeit länger ist als mit dem Auto: Sie kann vielfältig genutzt werden, etwa zum Lesen, und da mittlerweile auch in vielen Zügen des Regionalverkehrs bereits WLAN angeboten wird, zum Arbeiten am Laptop und zum Surfen im Internet. Informationen zu Mobilitätsangeboten im ländlichen Raum:

www.bedarfsverkehr.at

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